Meinung

London-Wahl: Khans Versprechen

Londons neuer Bürgermeister ist Muslim. Wenn noch der – von Sadiq Khan selbst stolz vorgetragene – Hinweis hinzukommt, dass er Sohn eines pakistanischen Busfahrers ist, aufgewachsen in einer Sozialwohnung, dass er als Menschenrechtsanwalt auch kontroverse Personen verteidigte, dann kann man schon ahnen, dass es hier nicht um die Abwehr islamischen Antisemitismus geht, wie viele der Kritiker glauben machen wollen. Andere Briten sind hingegen begeistert über den »muslimischen Erfolg«, den Khans Wahl darstelle. Sie feiern ihn gemeinsam mit der Vorsitzenden der nationalen Studentenvereinigung (NUS), Malia Bouattia, die erst kürzlich von einem Problem der »zionistischen Presse« schwafelte.

israel Beide Blickweisen auf Sadiq Khan taugen nicht. Warum sollten der soziale Hintergrund, die Religion oder die Hautfarbe Bedeutung haben? Zwar unterstützte Khan 2009 kurze Zeit Israelboykotte, doch 2016 ist er ein moderater Bürgermeister. Seit Langem habe er eine andere Auffassung zu Israel, teilt er mit, Boykotte trügen nicht zum Frieden bei. Sogar die Homoehe verteidigt der Muslim Khan mittlerweile.

Der Antisemitismus bei Labour ist kein muslimisches Problem. Nicht Khan und Bouattia finden sich im selben Boot, sondern die NUS-Vorsitzende ist da mit dem von Labour suspendierten Ken Livingstone, langjähriger Bürgermeister Londons und, als müsste man es erwähnen, keiner mit Zuwanderungshintergrund. Vorwürfe gegen Khan, er neige zum Islamismus, kamen vor allem aus dem Lager seines konservativen Gegners Zac Goldsmith.

Angst Man sollte weder das noch den Antisemitismus im Labour-Lager als bloßes Wahlkampfgetöse abtun. Vielmehr zeigt es, dass Labour und Tories Dreck am Stecken haben. Ethnische und religiöse Herkunft wurden hier ausgenutzt, um Angst zu schüren.

Sadiq Khan ist gewiss nicht der umwerfendste britische Politiker der vergangenen Jahre. Jetzt kann man ihm jedoch nur Glück wünschen. Zu seinen Plänen gehört die Verbesserung der Beziehungen zwischen Tel Aviv und London und die Stärkung von Londons Sicherheit gerade gegen den Extremismus. Seine erste Amtshandlung war der Besuch einer Jom-Haschoa-Veranstaltung zusammen mit dem Oberrabbiner Großbritanniens.

So sollte der Sohn eines muslimisch-pakistanischen Busfahrers handeln. Oder auch nur der Londoner Bürgermeister.

Der Autor ist freier Journalist in London.

Embargo

»Strategischer Fehler«

In der Union gibt es Zweifel an der Führungsfähigkeit des Kanzlers. Lob bekommt Merz von der AfD und dem Iran

von Stefan Laurin  20.08.2025

Analyse

Misstrauische Partner

Russland stellt sich öffentlich an die Seite des Iran. Doch der Kreml verfolgt in Nahost andere Ziele als die Mullahs

von Alexander Friedman  20.08.2025

Weimar

Buchenwald darf Zutritt mit Palästinensertuch verweigern

Die Antragstellerin habe selbst angegeben, dass sie mit dem Tragen des Palästinensertuchs eine politische Botschaft gegen die ihrer Ansicht nach einseitige Parteinahme der Gedenkstätte für die Politik der israelischen Regierung zeigen will

 20.08.2025

Medien

Fiktion statt Fakten

Matti Friedman hat viele Jahre für die Nachrichtenagentur AP berichtet. Der Journalist kennt die Probleme der Gaza-Berichterstattung aus erster Hand

von Gunda Trepp  20.08.2025

Berlin

Anschlag auf israelische Botschaft geplant? Anklage erhoben

Der Tatverdächtige ist IS-Unterstützer und russischer Staatsbürger

 20.08.2025

Athen

Israelische Firma übernimmt griechischen Rüstungsbauer

Griechenlands größter Hersteller von Militärfahrzeugen ist nun komplett in israelischer Hand. Die strategische Zusammenarbeit im Verteidigungssektor wird damit weiter vertieft

 20.08.2025

Köln

Diskriminierung jüdischer Schüler ernst nehmen

Antisemitismus an Schulen ist nicht neu. Doch seit Ausbruch des Gazakriegs ist die Judenfeindlichkeit stark gestiegen. Ein Vertreter der katholischen Kirche fordert die Schulen auf, Flagge zu zeigen

 20.08.2025

Umfrage

Deutliche Mehrheit steht hinter Waffen-Lieferstopp für Israel

In der Union sind nicht alle einverstanden. Die Mehrheit der Bevölkerung hat der Kanzler aber hinter sich, obwohl sich Israel gegen eine Terrororganisation wehrt, die den jüdischen Staat erklärtermaßen vernichten will

 20.08.2025

Würdigung

Ein echter Freund

Der ehemalige Zentralratspräsident Dieter Graumann hat viel bewirkt für das jüdische Leben in Deutschland. Nun ist er 75 geworden. Eine persönliche Gratulation von TV-Moderatorin Andrea Kiewel

von Andrea Kiewel  20.08.2025