Vatikan

Liberaler Hang zur Vorsicht

Bischof Koch – der neue Mann für die Beziehungen zum Judentum

von Peter Bollag  28.06.2010 17:42 Uhr

Bald im Vatikan: Bischof Kurt Koch Foto: dpa

Bischof Koch – der neue Mann für die Beziehungen zum Judentum

von Peter Bollag  28.06.2010 17:42 Uhr

Darüber spekuliert wird schon seit Monaten, nun scheint es festzustehen: Der katholische Bischof von Basel, Kurt Koch, wird wohl Kurienkardinal im Vatikan und damit Nachfolger des aus Altersgründen abtretenden Deutschen Walter Kaspar. Man rechnet damit, dass der Papst die Ernennung verkünden wird, bevor er am 7. Juli seinen Sommerurlaub antritt. Koch würde damit im Kirchenstaat Leiter des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit unter den Christen. Dieses Amt beinhaltet auch die Beziehungen zum Judentum. Mit dem Judentum hat sich der heute 60-jährige ehemalige Theologieprofessor immer wieder befasst, auch im Rahmen seiner 15-jährigen Tätigkeit als Bischof von Basel. Mehrere Male traf er sich mit jüdischen Vertretern zum theologischen Gespräch, wo es allerdings eher um Auslegung als um einen Wettstreit der Religio- nen ging. Bischof Koch wog seine Worte gerade in diesen Begegnungen sehr gut ab, eine Eigenschaft, die ihn auszeichnet.

Streit Geboren wurde Koch in der Innerschweiz, und bei seiner Wahl zum Bischof galt er als progressiver und mutiger Theologe, mitunter wurde er sogar als »Hoffnungsträger« bezeichnet – eine Einschätzung, die Koch im Amt dann nicht bestä- tigte: Sein Kurs lag meist auf der Linie der offiziellen Vatikan-Meinung. Dafür verantwortlich ist möglicherweise auch ein jahrelanger Streit mit dem aus Bayern stammenden Pfarrer Franz Sabo. Der streitbare Sabo schaffte es mit andauernden Angriffen gegen den für ihn viel zu konservativen Bischof Koch, ein ganzes Dorf im Kanton Baselland hinter sich zu bringen. Als Koch Sabo den kirchlichen Lehrauftrag entzog, begann der Streit erst richtig zu eskalieren – zur Freude der Schweizer Medien, die gerne und oft über die innerkirchliche Schlammschlacht berichteten. Die Auseinandersetzung beschäftigte auch die Gerichte und endete erst viel später mit einer Versöhnung zwischen Koch und Sabo. Offensiv mischte sich Kurt Koch in die Diskussion ein, wie die Schweiz mit dem Islam umgehen sollte. Als katholischer Vertreter im Schweizer Rat der Religionen verurteilte er die Initiative zum Minarettverbot: Sie stelle eine »Symmetrie des Unrechtes« dar, die er nicht unterstützen könne.

In der auch in der Schweiz heiß diskutierten Frage, ob das Land ein Burka-Verbot anstreben soll, wie beispielsweise Belgien das möchte, nahmen die Schweizer Bischöfe um Koch jedoch eine andere Position ein: Sie sind für ein solches Verbot, die Totalverhüllung der Frau sei aus christlicher Sicht abzulehnen. Hier liegt ein Unterschied zum Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund (SIG) vor, der das Burka-Verbot eindeutig ablehnt. Deutlicher äußerte sich Koch immer wieder zur Nahost-Politik. Doch auch diese Stellungnahmen waren eher von Vorsicht geprägt. Dabei hat Bischof Kurt Koch die Begeisterung für den jüdischen Staat ganz nahe vor Augen: Rolf Koch, der Bruder des neuen Kurienkardinals, ist seit Jahren ein führendes Mitglied der Gesellschaft Schweiz-Israel und gilt als einer der loyalsten Freunde, die Israel in der Alpenrepublik hat.

Den Haag

Erste Entscheidung in Klage gegen Deutschland am Dienstag

Im Verfahren Nicaragua gegen Deutschland will der Internationale Gerichtshof am Dienstag seinen Beschluss zu einstweiligen Maßnahmen verkünden

 26.04.2024

Meinung

Steinmeier auf Kuschelkurs mit einem Terrorfreund

Der Bundespräsident untergräbt mit seiner Schmeichelei gegenüber Recep Tayyip Erdogan einmal mehr Deutschlands Staatsräson

von Nils Kottmann  26.04.2024

Berlin

»Menschen haben nach dem 7. Oktober ihr wahres Gesicht gezeigt«

Ahmad Mansour wundert sich nicht über die Schließung zweier Jugendzentren in Berlin

von Sophie Albers Ben Chamo  26.04.2024

Diplomatie

USA, Großbritannien und Kanada verhängen Sanktionen gegen Iran

Es handelt sich um eine Reaktion auf den iranischen Angriff auf Israel

 26.04.2024

USA

Antiisraelische Proteste an Unis: Abschlussfeier abgesagt

An der Ostküste werden mehr als hundert Festnahmen gemeldet

 26.04.2024

Berlin

Polizei verbietet antiisraelisches »Palästina-Protestcamp«

Die Teilnehmer hätten Straftaten begangen, darunter auch Volksverhetzung, sagt die Polizei

 26.04.2024

Köln

Wallraff-Preis für israelische und palästinensische Initiativen

Mit gemeinsamen Aktionen setzen sich »Women of the Sun« und »Women Wage Peace« für Frieden ein

 26.04.2024

Berlin/Gaza

Brief an Hersh Goldberg-Polin

Lieber Hersh, wir kennen uns nicht – und doch sind unsere Lebenswege verbunden ...

von Ruben Gerczikow  26.04.2024

Berlin

Zentralrat der Juden kritisiert deutsche UNRWA-Politik

Josef Schuster: »Die Bundesregierung tut sich mit dieser Entscheidung keinen Gefallen«

 26.04.2024