Einspruch

Lasst Taten sprechen!

Hanna Veiler ärgert sich, dass die Tübinger Universität den Namen eines Antisemiten trägt, und fordert deren Umbenennung

von Hanna Veiler  08.04.2021 07:23 Uhr

Hanna Veiler Foto: privat

Hanna Veiler ärgert sich, dass die Tübinger Universität den Namen eines Antisemiten trägt, und fordert deren Umbenennung

von Hanna Veiler  08.04.2021 07:23 Uhr

1477 gründete Graf Eberhard im Bart mit päpstlicher Erlaubnis die Universität Tübingen. Bis heute ist er einer der Namensgeber der Institution. Doch darüber, dass er zeitgleich alle Juden aus der Stadt vertrieb, spricht kaum jemand.

Während der Zeit des Nationalsozialismus, in den die Uni vielfältig und tief verstrickt war, bildete die Vertreibung den Kern der Erinnerungskultur der Stadt. Auch nach 1945 verschwieg die offizielle Universitätsgeschichtsschreibung das Geschehene gern.

lippenbekenntnisse Wie ist es möglich, dass bei all den Lippenbekenntnissen deutscher Politiker, die immer wieder beteuern, aus der Geschichte gelernt zu haben, jüdische Studierende noch immer in Institutionen ein und aus gehen müssen, die nach überzeugten Antisemiten benannt sind? Und wie kann es sein, dass der Diskurs darüber so fernab der Studierenden geführt wird?

Wir können und werden den Unwillen deutscher Institutionen, zu ihrer antisemitischen Vergangenheit zu stehen, nicht länger dulden.

Die Jüdische Studierendenunion Württemberg möchte nun gegen diesen Missstand vorgehen. Dabei werden wir vom Beauftragten gegen Antisemitismus des Landes Baden-Württemberg, Michael Blume, unterstützt. Dieser hat dem Rektor der Universität, Bernd Engler, bereits vorgeschlagen, die Bildungseinrichtung nach der Mutter des aktuellen Namensgebers, Mechthild von der Pfalz, umzubenennen. Diese zählte zu Lebzeiten zu den bedeutendsten Mäzeninnen und Büchersammlerinnen im Südwesten. Auf diese Weise würde die Uni nicht mehr nach einem Antisemiten, sondern nach einer Humanistin und Frau benannt sein.

Wie auch immer die Antwort ausfallen mag, steht für uns fest: Wir können und werden den Unwillen deutscher Institutionen, zu ihrer antisemitischen Vergangenheit zu stehen, nicht länger dulden. Dabei ist das Jahr, in dem 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland gefeiert werden, ein zwar sehr später, aber dennoch passender Zeitpunkt, um eindeutige Taten sprechen zu lassen – anstatt weiterhin auf bloße Lippenbekenntnisse zu setzen.

Die Autorin studiert an der Eberhard Karls Universität Tübingen, ist Vorsitzende der Jüdischen Studierendenunion Württemberg und kandidiert für die Präsidentschaft der JSUD.

Berlin

Zentralrat der Juden kritisiert FU Berlin nach Besetzung

Josef Schuster: Irritierend, dass die Universitätsleitung erneut kein Wort über den antisemitische Hintergrund verliert

 07.05.2024

Brüssel

Razzia im EU-Parlament: Büro von AfD-Mann Krah durchsucht

Ein ehemaliger Mitarbeiter des Europaabgeordneten soll für China spioniert haben

von Marek Majewsky  07.05.2024

Universität

Berlins Regierender Bürgermeister meldet sich zu Israel-Hassern an der FU zu Wort

Israel-Hasser besetzen Hof der Freien Universität

 07.05.2024 Aktualisiert

Interview

Frau mit Haltung

Die FDP-Politikerin Karoline Preisler über ihre Erfahrungen als einsame Gegendemonstrantin auf israelfeindlichen Kundgebungen

von Michael Thaidigsmann  07.05.2024

Berlin

Polizei löst Pro-Terror-Demonstration in Neukölln auf

Die Versammlung von Israelhassern war nicht angemeldet

 07.05.2024

Thüringen

Verfassungsschutz-Chef erwartet mehr Gewalt gegen Politiker

Eine »konsequente rechtsstaatliche Ahndung solcher Gewalttaten« sei erforderlich

 07.05.2024

Berlin

Israel-Hasser besetzen Hof der Freien Universität

Die Hintergründe

von Imanuel Marcus  07.05.2024 Aktualisiert

Erinnerung an den Holocaust

Zentralrat übt massive Kritik an Claudia Roth

Seit Wochen gibt es Diskussionen um ein Konzept der Kulturstaatsministerin. Der Präsident des Zentralrats der Juden hat sich in diesem Kontext nun sehr deutlich positioniert

 07.05.2024

Interview

»Ein starkes Zeichen der Unterstützung«

Rabbiner Pinchas Goldschmidt über den Erhalt Karlspreis und die Folgen des 7. Oktober für Juden weltweit

von Andrea Krogmann  07.05.2024