Einspruch

Lasst ihn endlich frei

Jonathan Pollard ist kein Held. Ehe er 1985 enttarnt wurde, hat dieser Spion in sagenhaft kurzer Zeit mehr als eine Million geheimer Dokumente aus verschiedenen amerikanischen Quellen an die Israelis weitergegeben – und so etwas gehört sich nicht.

Pollard hat seinen Geheimnisverrat übrigens nicht aus Idealismus begangen, sondern für Bares. Leute, die sich mit seinem Fall auskennen, behaupten, der Spion habe Informationen an den südafrikanischen Geheimdienst verscherbelt und versucht, Kontakte mit Pakistan zu knüpfen, ehe er sich an die Israelis wandte. (Andere bestreiten dies.) Ohne Zweifel hat Pollard, nachdem er enttarnt worden war, ein Abkommen mit der Staatsanwaltschaft verletzt, indem er mit dem Journalisten Wolf Blitzer über seinen Fall redete.

Atombombe Aber lebenslänglich? Ist das nicht ein wenig übertrieben? Nur zwei Spione in der amerikanischen Geschichte sind schwerer bestraft worden – Julius und Ethel Rosenberg; beide starben auf dem elektrischen Stuhl. Aber die Rosenbergs hatten dazu beigetragen, dass die Herren des Gulag den Bauplan der Atombombe in die Finger bekamen, sodass Stalin und Co. fortan mit Nuklearraketen auf jede amerikanische Familie zielen konnten.

Jonathan Pollard dagegen hat Dokumente an einen der engsten Verbündeten Amerikas weitergereicht; einen Verbündeten zudem, mit dem Amerika längst und freiwillig viele militärische Geheimnisse teilt. Schimon Peres, der greise Präsident Israels, ist von Barack Obama soeben in einer großen Zeremonie im Weißen Haus mit der Freiheitsmedaille ausgezeichnet worden. Viele hatten gehofft, Peres werde mit Jonathan Pollard in seinem Flugzeug nach Israel heimkehren – aber er stand leider wieder mit leeren Händen da. Obama ließ Gnade nicht vor Recht walten. Schade eigentlich. Denn Jonathan Pollard hat lange genug gesessen – es ist Zeit, ihn endlich gehen zu lassen. Nach Hause. Und das heißt: nach Israel.

Debatte

CDU-Landeschef: Was nutzen alle Bekenntnisse zu Israel, wenn wir beim ersten Gegenwind einknicken?

In der CDU rumort es, seit Parteichef und Kanzler Friedrich Merz Waffenlieferungen an Israel vorläufig stoppte

von Jan Brinkhus  21.08.2025

Washington D.C.

USA verschärfen Druck auf Internationalen Strafgerichtshof - und verhängen Sanktionen gegen Richter

Außenminister Marco Rubio kündigt neue Sanktionen gegen vier weitere Richter und leitende Mitarbeiter der Institution an

 21.08.2025

Berlin

Ahmad Mansour kritisiert Begriff »antimuslimischer Rassismus«

Für den Islamismus-Experten handelt es sich um einen gefährlichen Kampfbegriff. Er tabuisiere Islamkritik und erkläre Muslime zu Opfern. Doch anders als Juden könnten sie in Deutschland sicher leben

von Gottfried Bohl  21.08.2025

Berlin

300 Wissenschaftler fordern Boykott israelischer Universitäten

Auch »Völkermord« wird Israel in dem Schreiben vorgeworfen. Der Terror der Hamas wird hingegen nicht erwähnt

 21.08.2025

Auschwitz-Prozess

Kein einziges menschliches Wort

Vor 60 Jahren fiel das Urteil gegen 20 NS-Verbrecher in Frankfurt. Sie zeigten keine Reue

von Christoph Arens, Mascha Malburg  21.08.2025

Embargo

»Strategischer Fehler«

In der Union gibt es Zweifel an der Führungsfähigkeit des Kanzlers. Lob bekommt Merz von der AfD und dem Iran

von Stefan Laurin  20.08.2025

Analyse

Misstrauische Partner

Russland stellt sich öffentlich an die Seite des Iran. Doch der Kreml verfolgt in Nahost andere Ziele als die Mullahs

von Alexander Friedman  20.08.2025

Weimar

Buchenwald darf Zutritt mit Palästinensertuch verweigern

Die Hintergründe im Überblick

 20.08.2025

Medien

Fiktion statt Fakten

Matti Friedman hat viele Jahre für die Nachrichtenagentur AP berichtet. Der Journalist kennt die Probleme der Gaza-Berichterstattung aus erster Hand

von Gunda Trepp  20.08.2025