Meinung

Kunst muss frei sein – von Schoa-Leugnung

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) plant eine Ausstellung mit Kunst aus dem Iran. Dazu hat sie ihren Kooperationspartner für Dezember nach Berlin eingeladen. Es handelt sich um Majid Mollanorouzi, in Teheran Museumsdirektor und zugleich eine der zentralen Figuren des »Karikaturenwettbewerbs«, den das Regime in Teheran zur Leugnung der Schoa und zur Verhöhnung ihrer Opfer veranstaltet. Herr Mollanorouzi überreichte die Preise persönlich auf einer mit Hakenkreuzen »geschmückten« Bühne.

menschenrechte Nun gehört es eigentlich zur deutschen Staatsräson, sich Antisemitismus und Schoa-Leugnung entgegenzustellen. Auch der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte betonte jüngst, dass es ein Menschenrecht der Schoa-Opfer ist, vor Verhöhnung geschützt zu sein. Da sind die Reaktionen aus Berlin unbefriedigend.

Die SPK erwartet, dass der Iran einen anderen Projektpartner benennt, und der SPK-Präsident hat einen Brief an Mollanorouzi geschickt, dass man jede Form der Leugnung des Holocaust aufs Schärfste verurteilt. Aber: An Kooperationsvertrag und Ausstellung soll sich nichts ändern. Schließlich besitze, so Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU), Kunst eine »große zivilisatorische Kraft«. Eine schriftliche Frage an die SPK, was man den verhöhnten Opfern der Schoa sagen möchte, blieb unbeantwortet. Auf Nachfrage konnte die Stiftung nur mitteilen, man habe »keine Reaktion aus Teheran erhalten«.

strafanzeige Nein: Die SPK muss schon selbst handeln. Immerhin dürfte die Aktion, da die Karikaturen in Deutschland online abrufbar sind, nach deutschem Recht strafbar sein. Umso unbefriedigender, dass Wochen nach Bekanntwerden und einer gestellten Strafanzeige die Berliner Justiz auch auf Nachfrage dazu schweigt, ob Ermittlungen eingeleitet wurden.

Kunst findet nicht im luftleeren Raum statt. Kulturpolitik kann nicht blind gegenüber Menschenrechtsverletzungen sein. Diplomatie durch Kunst, auf dem Rücken der Schoa-Opfer, ist unwürdig. Die SPK mag einen anderen Partner »erwarten«, aber vorher muss sie den aktuellen selbst ausladen. Und wenn man schon Kunst aus dem Iran ausstellt, dann nicht ohne ein sichtbares Bekenntnis zu den Menschenrechten derer, die vom Partner ekelhaft verhöhnt werden. Wo Reden ersichtlich nicht ausreicht, muss man handeln.

Der Autor ist Rechtsanwalt und Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde Göttingen.

Interview

»Die Genozid-Rhetorik hat eine unglaubliche Sprengkraft«

Der Terrorismusforscher Peter Neumann über die Bedrohungslage für Juden nach dem Massaker von Sydney und die potenziellen Auswirkungen extremer Israel-Kritik

von Michael Thaidigsmann  16.12.2025

Wirtschaft

Hightech-Land Israel: Reiche sieht Potenzial für Kooperation

Deutschland hat eine starke Industrie, Israel viele junge Start-ups. Wie lassen sich beide Seiten noch besser zusammenbringen? Darum geht es bei der Reise der Bundeswirtschaftsministerin

 16.12.2025

Meinung

Der Stolz der australischen Juden ist ungebrochen

Der Terroranschlag von Sydney hat die jüdische Gemeinschaft des Landes erschüttert, aber resigniert oder verbittert ist sie nicht. Es bleibt zu hoffen, dass die Regierung künftig mehr für ihren Schutz tut

von Daniel Botmann  16.12.2025

IS-Gruppen

Attentäter von Sydney sollen auf den Philippinen trainiert worden sein

Die Hintergründe

 16.12.2025

Hamburg

Mutmaßlicher Entführer: Mussten im Block-Hotel nichts zahlen

Der israelische Chef einer Sicherheitsfirma, der die Entführung der Block-Kinder organisiert haben soll, sagt im Gericht aus. Die Richterin will wissen: Wer zahlte für die Unterbringung im Luxushotel der Familie?

 16.12.2025

Interview

Holocaust-Überlebender Weintraub wird 100: »Ich habe etwas bewirkt«

Am 1. Januar wird Leon Weintraub 100 Jahre alt. Er ist einer der letzten Überlebenden des Holocaust. Nun warnt er vor Rechtsextremismus und der AfD sowie den Folgen KI-generierter Fotos aus Konzentrationslagern

von Norbert Demuth  16.12.2025

Magdeburg

Anschlag geplant? 21-Jähriger reiste legal ein

Mit einem Visum kam er nach Deutschland, dann informierte er sich über Waffen und glorifizierte Anschläge. Zu dem in Vorbereitungshaft genommenen Mann werden Details bekannt

 16.12.2025

Sydney

Jüdisches Ehepaar stirbt beim Versuch, einen der Angreifer zu stoppen

Boris und Sofia Gurman versuchten, das Massaker vom Bondi Beach zu verhindern, und bezahlten dafür mit ihrem Leben

 16.12.2025

Bundestag

Ramelow: Anschlag in Sydney war Mord »an uns allen«

Erstmals gab es in diesem Jahr eine Chanukka-Feier im Bundestag. Sie stand unter dem Eindruck des Anschlags auf eine Feier zum gleichen Anlass am Sonntag in Sydney

 16.12.2025