Berlin

Kultursenator: Judenhass echte Gefahr für Gesellschaft

Joe Chialo (CDU), Berliner Senator für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt Foto: picture alliance/dpa

Berlins Kultursenator Joe Chialo (CDU) sieht die Judenfeindlichkeit in Deutschland als ernste Gefahr für das ganze Land: »Wenn es beim Thema Antisemitismus einen Dammbruch gibt, bin ich sicher, unsere Gesellschaft ist verloren«, sagte der 53-Jährige in der aktuellen Ausgabe des »Zeit-Magazins«.

Chialo hatte im Januar für Kontroversen gesorgt, weil er die Kulturförderung des Berliner Senats unter anderem von einem Bekenntnis gegen Antisemitismus abhängig machen wollte. Aus Teilen der Politik und der Kulturszene wurde ihm daraufhin ein Angriff auf die Kunst- und Meinungsfreiheit vorgeworfen. International wurde sogar zum Boykott gegen deutsche Kultureinrichtungen aufgerufen.

Der Senator musste die sogenannte Antidiskriminierungsklausel dann aufgrund rechtlicher Bedenken wieder zurückziehen. Kritik, er habe Kunstschaffende unter Generalverdacht gestellt und die Kunstfreiheit angegriffen, weist er weiterhin zurück. Sanktionen seien nicht vorgesehen gewesen. Auch sei die Kunstfreiheit dadurch nicht beschnitten worden. »Die Kunst ist frei«, so Chialo, »aber nicht regellos.«

Der Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober sei für ihn eine Zäsur gewesen, fügte er hinzu. Das Schweigen der Kulturszene dazu habe er als dröhnend empfunden. Mit der Klausel sei es ihm um das Bekenntnis zum Existenzrecht Israels gegangen.

Durchaus kritisieren könne man aber das Land und die Regierung unter Benjamin Netanjahu. Er selbst zum Beispiel habe keine Sympathien für die Siedlungspolitik. Doch bei aller Kritik gelte: Wer in Berlin das Existenzrecht Israels infrage stelle, in der Stadt, in der die Nazis auf der Wannsee-Konferenz den Massenmord an den Juden organisiert hätten, der dürfe nicht mit Steuergeldern gefördert werden. kna

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  30.11.2025

Deutschland

Massive Proteste gegen neuen AfD-Nachwuchs 

Die AfD organisiert ihren Nachwuchs - Gießen erlebt den Ausnahmezustand. Zehntausende haben sich nach Mittelhessen aufgemacht, um die Gründung der Generation Deutschland zu verhindern

von Christian Schultz  30.11.2025

Rechtsextremismus

Fragezeichen nach skurriler Rede bei AfD-Jugendkongress 

Wer steckt hinter dem mysteriösen Auftritt des Mannes, der mit einer Rede im Hitler-Stil den Gründungskongress der AfD-Jugend aufmischte? Ihm droht der Parteiausschluss

von Jörg Ratzsch  30.11.2025

Gerechtigkeit

Jüdische Verbände dringen auf Rückgabegesetz 

Jüdische Verbände dringen auf Rückgabegesetz Jahrzehnte nach Ende des NS-Regimes hoffen Erben der Opfer immer noch auf Rückgabe von damals geraubten Kunstwerken. Zum 1. Dezember starten Schiedsgerichte. Aber ein angekündigter Schritt fehlt noch

von Verena Schmitt-Roschmann  30.11.2025

Dokumentation

»Sie sind nicht alleine!«

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer hielt bei der Ratsversammlung des Zentralrats der Juden die traditionelle Gastrede

von Wolfram Weimer  30.11.2025

Gemeinden

Ratsversammlung des Zentralrats der Juden tagt in Frankfurt

Das oberste Entscheidungsgremium des jüdischen Dachverbands kommt einmal im Jahr zusammen

 30.11.2025 Aktualisiert

Berlin

Späte Gerechtigkeit? Neue Schiedsgerichte zur NS-Raubkunst

Jahrzehnte nach Ende der Nazi-Zeit kämpfen Erben jüdischer Opfer immer noch um die Rückgabe geraubter Kunstwerke. Ab dem 1. Dezember soll es leichter werden, die Streitfälle zu klären. Funktioniert das?

von Cordula Dieckmann, Dorothea Hülsmeier, Verena Schmitt-Roschmann  29.11.2025

Interview

»Es ist sehr viel Zeit verloren gegangen«

Hans-Jürgen Papier, ehemaliger Präsident des Bundesverfassungsgerichts, zieht eine Bilanz seiner Arbeit an der Spitze der »Beratenden Kommission NS-Raubgut«, die jetzt abgewickelt und durch Schiedsgerichte ersetzt wird

von Michael Thaidigsmann  29.11.2025

Interview

»Weder die Verwaltung noch die Politik stehen an meiner Seite«

Stefan Hensel hat seinen Rücktritt als Antisemitismusbeauftragter Hamburgs angekündigt. Ein Gespräch über die Folgen des 7. Oktober, den Kampf gegen Windmühlen und kleine Gesten der Solidarität

von Joshua Schultheis  29.11.2025