Meinung

Kotel: Wichtiges Signal aus Jerusalem

Ayala Goldmann Foto: Marco Limberg

Für Juden aus aller Welt gibt es keinen symbolträchtigeren Ort als die Kotel. Ob orthodox, liberal, konservativ oder säkular: Jüdische Besucher aller Ausrichtungen wollen an der Westmauer des Tempelplateaus in Jerusalem beten, die Bar- oder Batmizwa ihrer Kinder feiern oder sich einfach inspirieren lassen. Doch viele nichtorthodoxe Juden, vor allem aus den USA, fühlen sich an der Kotel weniger wohl als in ihren Gotteshäusern, wo gemeinsames Beten von Männern und Frauen längst selbstverständlich ist.

Sie stören sich an nach Geschlechtern getrennten Eingängen, den »Züchtigkeitsbeamten« und der Atmosphäre, die an eine riesige ultraorthodoxe Synagoge erinnert. Nun hat Israels Regierung eine bahnbrechende Entscheidung gefällt: Nach jahrelangem Streit mit den »Women of the Wall«, die für egalitäre Gottesdienste an der Kotel kämpfen, sollen Frauen und Männer gemeinsam beten dürfen – allerdings nicht an der zentralen Kotel, sondern in einem Areal am Südende des Kotel-Vorplatzes, das als »Robinsons Bogen« bekannt ist. Dort gab es schon kleinere egalitäre Gottesdienste, jetzt soll eine neue Gebetsstätte entstehen.

Reform Natürlich ist die Lösung nicht perfekt – lässt sie doch den prestigeträchtigeren Teil vor der Mauer in den Händen des ultraorthodox dominierten Oberrabbinats. Sie ändert auch nichts daran, dass die orthodoxe Frauensektion winzig bleibt im Verhältnis zu dem Gebiet, das für Männer reserviert ist. Doch namentlich für amerikanische Juden, die sich mehrheitlich mit der Reformbewegung und der konservativen Strömung identifizieren, ist die Entscheidung aus Jerusalem ein wichtiges Signal: Auch das nichtorthodoxe Judentum hat in Israel seinen Platz. Und auf die Sympathie der Diaspora ist Israel dringend angewiesen – heute mehr denn je.

Heftiger Gegenwind lässt allerdings jetzt schon ahnen, dass der Weg zur offiziellen egalitären Gebetsstätte nicht leicht wird – möglicherweise auch, was die Finanzierung betrifft. Der ultraorthodoxe Knessetabgeordnete Moshe Gafni nannte Reformjuden »eine Gruppe von Clowns, die die heilige Tora erstechen«.

Ein Kommentator in Haaretz geißelte die Kompromissbereitschaft der Women of the Wall als »Kapitulation vor Fundamentalisten«, und der arabische Großmufti von Jerusalem wertete die Entscheidung als »weiteren Beweis der israelischen Aggression gegen heilige muslimische Stätten«. Egal: Der vergangene Sonntag war ein guter Tag für Israel und für Juden in aller Welt.

goldmann@juedische-allgemeine.de

Berlin/Potsdam

Zentralrat der Juden erwartet Stiftung für Geiger-Kolleg im Herbst

Zum Wintersemester 2024/25 soll sie ihre Arbeit aufnehmen

 26.07.2024

Potsdam

Neuer Name für das Abraham Geiger Kolleg bekannt geworden

Die Ausbildungsstätte für liberale Rabbiner soll nach Regina Jonas benannt werden

 26.07.2024

Meinung

Kein Symbol für den Frieden

Warum man bestimmte Israel-Ketten besser nicht tragen sollte

von Joshua Schultheis  26.07.2024

Opinion

Francesca Albanese is Surrounded by Like-Minded People at the U.N.

The Special Rapporteur is not a neutral observer, but an anti-Israel activist

von Joshua Schultheis  26.07.2024

Judenhass-Skandal

Kritiker werfen Albanese »Bilderbuch-Antisemitismus« vor

Immer öfter wird eine Entlassung der UNO-Beauftragten gefordert

von Imanuel Marcus  26.07.2024

Olympia

Brandanschläge legen französisches Schnellzugnetz lahm

Am Tag der Eröffnungszeremonie gab es im ganzen Land Brandanschläge auf das Schienennetz

 26.07.2024

Palm Beach

Trump empfängt Netanjahu in Florida

Das Treffen sorgt für Aufsehen

 26.07.2024

Meinung

Francesca Albanese ist bei der UN von Gleichgesinnten umgeben

Die Sonderberichterstatterin ist eine israelfeindliche Aktivistin

von Joshua Schultheis  26.07.2024

Brandenburg

AfD-Politiker wollte Robert Habeck ermorden

Der Mann war Hausmeister beim mittlerweile verbotenen »Compact«-Magazin

 26.07.2024