Meinung

Köln: Mikwa, Miqua, irgendwas

Michael Wuliger Foto: Marco Limberg

Pünktlich zu Beginn der närrischen Saison am 11.11. um 11 Uhr 11 sind die Stadtväter und -mütter von Köln auf eine wahrhaft karnevalistische Idee verfallen. Es geht um die Benennung des Platzes vor dem noch zu bauenden Jüdischen Museum im historischen Zentrum der Domstadt. Der heißt bisher offiziell »Archäologische Zone mit Jüdischem Museum«. Viel zu sperrig, meinten die Verantwortlichen, wahrscheinlich, weil das auf kein normales Straßenschild passt. Und »Zone« sei sowieso historisch negativ besetzt. Bürger der ehemaligen DDR können da nur zustimmen.

Ein Wettbewerb für eine neue Namensgebung wurde deshalb im August ausgerufen. Keine einfache Aufgabe, denn, wie es der Direktor des Römisch-Germanischen Museums, Marcus Trier, in eingängigen Worten formulierte: »Das ist ein hochkomplexer Komplex, für den die Namensfindung eben komplex ist.«

Assoziation Doch wie die Kölsche Presse diese Woche vermeldet, ist nach nur drei Monaten inzwischen schon ein Favorit gefunden worden. In einem kommunalen Kreativworkshop wurde aus 500 eingereichten Vorschlägen der Sieger gekürt: »Miqua« soll das Areal in Zukunft heißen. »Miqua« steht für »MItten im QUArtier«. Der Name soll aber auch bewusst Assoziationen an den jüdischen Charakter des Ortes wecken. Eine Mikwa ist ein jüdisches Bad für die rituelle Reinigung.

Man kann sich die Freude der rheinischen Wortspielakrobaten ob ihres Sprachwitzes lebhaft vorstellen. Ob die Freude auch bei künftigen Besuchern des Platzes so ankommen wird, ist freilich eine andere Sache. Als Abkürzung ist Miqua bisher im deutschen Sprachgebrauch nicht wirklich etabliert. Statt »MItten im QUArtier« wird sich Kennern der Kölner Stadtpolitik möglicherweise eher »MIttlere QUAlität« aufdrängen.

transkription Mit dem jüdischen Bezug ist es auch so eine Sache. 99 Prozent der nichtjüdischen Besucher werden nicht wissen, was eine Mikwa ist; und 99 Prozent der Juden, die das Wort »Miqua« sehen, dürften sich über diese seltsame Transkription aus dem Hebräischen arg wundern.

Oder sie werden glauben, es gehe um den biblischen Propheten Micah. Der hat den Kölner Abkürzungsfimmel vorausgeahnt, als er da sprach: »Wehe denen, die Frevel ersinnen und Böses vorbereiten, weil es in ihrer Macht steht. Die Einwohnerschaft wartet sehnsüchtig auf Gutes, weil Unheil herabgekommen ist.«

Debatte

Verbot durch US-Präsident Trump: Wie gefährlich ist die »Antifa-Ost« wirklich?

In einem ungewöhnlichen Schritt stuft die Trump-Regierung vier linksextreme Organisationen als Terrorgruppen ein - in Europa. Betroffen ist auch eine Gruppierung in Deutschland

von Luzia Geier  14.11.2025

Nahostkonflikt

Indonesien will 20.000 Soldaten für Gaza-Truppe bereitstellen

Der US-Plan für die Stabilisierung des Küstenstreifens sieht eine internationale Eingreiftruppe vor. Einige Staaten haben bereits Interesse bekundet

 14.11.2025

Terror

Mutmaßliches Hamas-Mitglied in U-Haft

Der Mann soll Waffen für Anschläge auf jüdische und israelische Ziele transportiert haben

 14.11.2025

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Gastbeitrag

Kein Ende in Sicht

Der Antisemitismus ist in den vergangenen zwei Jahren eskaliert. Wer jetzt glaubt, dass es eine Rückkehr zum Status vor dem 7. Oktober 2023 gibt, macht es sich zu leicht. Denn auch vor dem »Schwarzen Schabbat« trat der Antisemitismus zunehmend gewaltvoller und offener zutage

von Katrin Göring-Eckardt, Marlene Schönberger, Omid Nouripour  13.11.2025

Israel

Altkanzlerin Merkel besucht Orte der Massaker

Angela Merkel besuchte den Ort des Nova-Festivals und den Kibbuz Nahal Oz

 13.11.2025

Schleswig-Holstein

Polizei nimmt weiteren Hamas-Terroristen fest

Mahmoud Z. soll ein Sturmgewehr, acht Pistolen und mehr als 600 Schuss Munition für Anschläge gegen jüdische und israelische Einrichtungen organisiert haben

 13.11.2025

Berlin

Israelfeindliche Aktivisten klettern auf Brandenburger Tor

Oben angelangt entrollten sie ein Banner, auf dem sie Israel Völkermord vorwarfen

 13.11.2025

Diplomatie

Israel drängt Merz auf Ende des Teilwaffenembargos

Der Bundeskanzler hatte am 8. August angeordnet, keine Güter auszuführen, die im Krieg gegen die Hamas verwendet werden könnten

 13.11.2025