Regelung

Keine Renten für Zuwanderer

Vielen jüdischen Zuwanderern droht Altersarmut. Foto: Thinkstock

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat die Ablehnung der Rentengleichstellung für zugewanderte Juden aus der ehemaligen Sowjetunion mit Spätaussiedlern bedauert. Viele Zuwanderer hätten deutsche Wurzeln, sagte Schuster dem in Berlin erscheinenden Tagesspiegel. Darüber hinaus habe Deutschland seit der Schoa die historische Verantwortung, jüdisches Leben in Deutschland zu fördern.

»Ohne die jüdischen Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion gäbe es heute wahrscheinlich nur noch sehr wenige jüdische Gemeinden in Deutschland«, fügte Schuster hinzu. Den Betreffenden gehe es nicht um mehr Geld, sondern um eine würdige Behandlung. Ihnen drohe Altersarmut. »Der Hinweis auf die Rechtslage, wie sie für Spätaussiedler zutrifft, hilft uns bei der Lösung des Problems nicht viel weiter. Bisher haben wir uns in Gesprächen mit der Bundesregierung vergeblich darum bemüht, dass die jüdischen Zuwanderer den Spätaussiedlern rentenrechtlich gleichgestellt werden.«

Osteuropa Anlass für die Einlassung der Bundesregierung war eine Kleine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Volker Beck. Darin lehnt sie die Gleichstellung jüdischer Zuwanderer und Spätaussiedler im Rentenrecht mit dem Hinweis ab, dass in Osteuropa lebende deutsche Volkszugehörige infolge der Ereignisse des Zweiten Weltkriegs einem erheblichen Vertreibungsdruck nach Deutschland unterlegen seien. »Aus besonderer Verantwortung und Fürsorge für seine Volkszugehörigen« habe der Gesetzgeber daher Regelungen beschlossen, die die Grundlage zur Rückkehr regelten.

Für jüdische Zuwanderer gelte das nicht, sie seien diesem Vertreibungsdruck nicht ausgesetzt gewesen. Außerdem verweist das zuständige Ministerium darauf, dass Holocaust-Überlebende eine Entschädigung erhalten hätten. Im Gegensatz zu den Spätaussiedlern, denen für geleistete Arbeitsjahre im Herkunftsland Rente angerechnet wird, ist das bei jüdischen Zuwanderern nicht der Fall. Es gibt derzeit noch keine entsprechenden Sozialversicherungsabkommen etwa mit Russland oder der Ukraine.

Den jüdischen Zuwanderern droht damit Altersarmut. Nach der Statistik der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland werden rund 30.000 Personen im Alter auf staatliche Grundsicherung angewiesen sein. ja

Existenzrecht Israels

Objektive Strafbarkeitslücke

Nicht die Gerichte dafür schelten, dass der Gesetzgeber seine Hausaufgaben nicht macht. Ein Kommentar

von Volker Beck  23.11.2025

Dortmund

Ermittlungen gegen Wachmann von NS-Gefangenenlager 

Die Polizei ermittelt gegen einen Ex-Wachmann des früheren NS-Kriegsgefangenenlagers in Hemer. Er soll an Tötungen beteiligt gewesen sein - und ist laut »Bild« inzwischen 100 Jahre alt

 22.11.2025

Deutschland

»Völlige Schamlosigkeit«: Zentralrat der Juden kritisiert AfD-Spitzenkandidat für NS-Verharmlosung

Der AfD-Spitzenkandidat aus Sachsen-Anhalt, Ulrich Siegmund, äußert sich einschlägig in einem Podcast zur NS-Zeit

von Verena Schmitt-Roschmann  21.11.2025

München

»Wir verlieren die Hoheit über unsere Narrative«

Der Publizist und Psychologe Ahmad Mansour warnte in München vor Gefahren für die Demokratie - vor allem durch die sozialen Netzwerke

von Sabina Wolf  21.11.2025

Kommentar

Wenn Versöhnung zur Heuchelei wird

Jenaer Professoren wollen die Zusammenarbeit ihrer Universität mit israelischen Partnern prüfen lassen. Unter ihnen ist ausgerechnet ein evangelischer Theologe, der zum Thema Versöhnung lehrt

von Tobias Kühn  21.11.2025

Kommentar

Martin Hikel, Neukölln und die Kapitulation der Berliner SPD vor dem antisemitischen Zeitgeist

Der bisherige Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln ist abgestraft worden - weil er die Grundwerte der sozialdemokratischen Partei vertreten hat

von Renée Röske  21.11.2025

Gespräch

»Der Überlebenskampf dauert an«

Arye Sharuz Shalicar über sein neues Buch, Israels Krieg gegen den palästinensischen Terror und die verzerrte Nahost-Berichterstattung in den deutschen Medien

von Detlef David Kauschke  21.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  21.11.2025

Deutschland

»Hitler ist niedergekämpft worden. Unsere Städte mussten in Schutt und Asche gelegt werden, leider«

Militanter Linker, Turnschuhminister, Vizekanzler und Außenminister: Das sind die Stationen im Leben des Grünenpolitikers Joschka Fischer. Warum er heute vom CDU-Kanzler Konrad Adenauer ein anderes Bild als früher hat

von Barbara Just  21.11.2025