Meinung

Kein Platz für linke Antisemiten

Das Simon Wiesenthal Center hat vor einigen Tagen eine »Top Ten«-Liste der antisemitischen Äußerungen des Jahres 2011 veröffentlicht. Auch Hermann Dierkes, der Fraktionsvorsitzende der Linkspartei im Duisburger Stadtrat, hat es auf diese Liste geschafft. Das Wiesenthal Center ordnet nämlich Dierkes das Einstellen eines antisemitischen Flugblatts auf der Homepage der Duisburger Linkspartei zu: Dort war ein Hakenkreuz zu sehen, das mit einem Davidstern verschlungen ist. Darüber hinaus beobachtet das Wiesenthal Center »aggressive Töne gegenüber Israel«, die aus den Reihen der Linkspartei zu hören sind. Doch der angegebene Grund, weswegen Dierkes auf die Liste gelangte, ist zu kritisieren: Das Flugblatt ist nicht durch Dierkes, sondern auf eine bisher unbekannte Art und Weise auf die Homepage gelangt. Es wurde also das falsche Beispiel gewählt.

Vergleiche Das ist ärgerlich, denn unrecht hat das Wiesenthal Center leider nicht. Die »aggressiven Töne gegenüber Israel« gibt es in der Linkspartei wirklich – auch von Herrn Dierkes. Daher benötigen wir genau die Sensibilisierung, die das Wiesenthal Center von der Linkspartei fordert. Denn trotz der Beschlüsse, die Die Linke getroffen hat und trotz der Ziele, die sich die Partei gab, fallen weiterhin Äußerungen und kommt es zu Handlungen, die es zu kritisieren gilt. Erinnert sei an die Aufrufe zum Boykott israelischer Waren, an die Unterstützung der Gaza-Flottille oder an »Palästina-Solidaritätsdemonstrationen«, auf denen auch Sprechchöre wie »Tod dem Faschismus, Krieg dem Krieg, Intifada bis zum Sieg« skandiert wurden – unterstützt von Teilen der Linkspartei, auch von Hermann Dierkes. Dieser vergleicht etwa die Politik Israels mit dem Terror des Dritten Reichs, wenn er dem jüdischen Staat »Mittel und Methoden« attestiert, »die verdammt nahe dran sind an dem, was die Nazis in den 30er-Jahren getrieben haben«.

Das ist beschämend. Das ist verachtenswert. Das ist Antisemitismus. Wenn es zum »Bestand linker Grundpositionen« gehört, »gegen jede Form von Antisemitismus in der Gesellschaft vorzugehen«, wie es der Parteivorstand am 21. Mai 2011 beschlossen hat, dann lasst uns endlich anfangen. Bei uns selbst.

Die Autorin ist Landtagsabgeordnete der Partei Die Linke in Thüringen.

Interview

»Die Altersarmut bleibt«

Aron Schuster über das Ende des Härtefallfonds, Einmalzahlungen und Gerechtigkeit für jüdische Rentner

von Mascha Malburg  02.12.2025

Meinung

Die neue AfD-Jugendpartei ist kein bisschen weniger extrem

Die »Junge Alternative« wurde durch die »Generation Deutschland« abgelöst. Doch die Neuordnung der AfD-Jugendorganisation diente keineswegs ihrer Entradikalisierung

von Ruben Gerczikow  02.12.2025

Berlin

Zentrum für Politische Schönheit errichtet »Walter Lübcke Memorial« vor CDU-Zentrale

Am Freitag soll außerdem eine Gedenkveranstaltung mit Michel Friedman durchgeführt werden

 02.12.2025

Berlin

Israel-Flagge vor Rotem Rathaus eingeholt

Nach mehr als zwei Jahren wurde die Fahne am Dienstag vom Mast geholt. Die Hintergründe

 02.12.2025

Berlin

Steinmeier erinnert an Stiftungsgründung für NS-Zwangsarbeiter

Im Jahr 2000 gründeten die deutsche Wirtschaft und der Bund nach langem Vorlauf die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft. Millionen NS-Opfer erhielten zumindest einen symbolischen Betrag

 02.12.2025

Rechtsextremismus

Fragezeichen nach skurriler Rede bei AfD-Jugendkongress 

Wer steckt hinter dem mysteriösen Auftritt des Mannes, der mit einer Rede im Hitler-Stil den Gründungskongress der AfD-Jugend aufmischte? Ihm droht der Parteiausschluss

von Jörg Ratzsch  01.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert

Kommentar

Schiedsgerichte sind nur ein erster Schritt

Am 1. Dezember startet die Schiedsgerichtsbarkeit NS-Raubkunst. Doch es braucht eine gesetzliche Regelung auch für Werke in Privatbesitz, meint unser Gastautor

von Rüdiger Mahlo  01.12.2025

Das Ausmalbuch "From the river to the sea" in einer Buchhandlung in Zürich.

München

Hugendubel streicht antisemitisches Kinderbuch aus Sortiment

»Sofort nach Kenntnisnahme über dessen Existenz« sei das Malbuch entfernt worden, heißt es aus dem Unternehmen

 01.12.2025