Potsdam

Kampf gegen Antisemitismus wird in Brandenburg Staatsziel

Blick in den Landtag in Potsdam Foto: imago images/Martin Müller

Die Bekämpfung von Antisemitismus und Antiziganismus bekommt in Brandenburg Verfassungsrang. Eine entsprechende Änderung der vor 30 Jahren in einem Volksentscheid beschlossenen Landesverfassung wurde am Donnerstag vom Landtag mit der erforderlichen Zwei-Drittel-Mehrheit von 59 der 88 Abgeordneten bestätigt.

Damit wurde die Mindestzahl genau erreicht. Der Landtag in Potsdam sprach sich zugleich für die Berufung eines Antisemitismusbeauftragten und die Entwicklung eines Handlungskonzepts zur Prävention und Bekämpfung von Antisemitismus aus.

Er begrüße es sehr, dass Brandenburg die Bekämpfung von Antisemitismus als Staatsziel in die Landesverfassung aufnehme, sagte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, dem Evangelischen Pressedienst (epd): »Damit wird klar: Der Kampf gegen den Judenhass hat in Brandenburg höchste Priorität.«

Zu den neu formulierten Staatszielen gehören auch die Förderung jüdischer Kultur und jüdischen Lebens, die Weiterentwicklung freundschaftlicher Beziehungen zum Nachbarland Polen und der Schutz der als Plattdeutsch bekannten niederdeutschen Sprache. Die Landesverfassung wird nun zudem geschlechtergerecht formuliert, künftig werden Frauen und Männer gleichermaßen benannt oder neutrale Begriffe benutzt.

Die Ergänzung der Landesverfassung um die Förderung jüdischer Kultur und jüdischen Lebens sei ein wichtiges Signal für Jüdinnen und Juden, betonte Schuster. Er hoffe, dass sich dieses Bekenntnis des Landes in beherztem Handeln niederschlage, sagte der Zentralratspräsident: »Dazu zählt für mich auch die Berufung eines Beauftragten für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus durch die Landesregierung.«

Auch die brandenburgische Fachstelle Antisemitismus, der Verein Opferperspektive und das Aktionsbündnis gegen Rechtsextremismus begrüßten die Verfassungsänderung. In Zeiten steigender antisemitischer und antiziganistischer Einstellungen und Straftaten setze Brandenburg damit ein bedeutendes Signal, erklärten sie.

»Antisemitismus und Antiziganismus sind Angriffe auf unsere demokratische und vielfältige Gesellschaft«, erklärte der evangelische Theologe Thomas Wisch, Vorsitzender des Aktionsbündnisses: »Wir müssen jeglicher judenfeindlichen Hetze entgegentreten, ob sie aus der extremen Rechten kommt oder ob sie sich in Verschwörungserzählungen oder Verleumdungen Israels verbirgt.«

Mit der Verfassungsänderung wird auch eine erst 2015 eingeführte Neuerung wieder abgeschafft, mit der die Ämter des Präsidenten und der Vize-Präsidenten nach der Stärke der Fraktionen vergeben wurden. Damit stand der AfD 2019 das Amt des ersten Vizepräsidenten zu.

Künftig besteht nur noch die Verpflichtung, ein Vizepräsidentenamt an eine Oppositionsfraktion zu vergeben. Größte Oppositionsfraktion ist derzeit die AfD, deren Abgeordneter Andreas Galau sein Amt als Vizepräsident nun verlieren könnte.

Grundlage der achten Verfassungsänderung war ein gemeinsamer Antrag der Regierungsfraktionen von SPD, CDU und Grünen sowie der Oppositionsfraktion der Linken. 18 der anwesenden Abgeordneten stimmten dagegen, sechs enthielten sich.

Berlin

Prozess um Attentat am Holocaust-Mahnmal fortgesetzt

Das überlebende Opfer, der 31-jährige spanische Tourist Iker M., wollte am Mittwoch persönlich vor dem Kammergericht aussagen

 03.12.2025

Verteidigung

Merz und Pistorius nicht bei Einführung von »Arrow 3«

Die Bundesregierung hatte immer wieder betont, wie wichtig das israelische Raketenabwehrsystem für Deutschlands Sicherheit sei

 03.12.2025

Sydney

Jüdische Organisationen prangern »Geißel« Antisemitismus an

Im Fokus steht dieses Mal Australien. Es ist Gastgeber einer Konferenz der internationalen jüdischen Initiative »J7«. Sie stellt Zahlen zu Judenhass auf dem Kontinent vor - und spricht von historischen Höchstständen

von Leticia Witte  02.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  02.12.2025 Aktualisiert

Philosophie

Hannah Arendt und die Freiheit des Denkens

Die politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts waren ihr Lebensthema. Sie sah ihre Aufgabe als politische Denkerin darin, die Welt und die Menschen zu verstehen. Die politische Theoretikerin starb vor 50 Jahren

von Jürgen Prause  02.12.2025

Verteidigung

Deutschland stellt Arrow 3 in Dienst

Erstmals kommt das Raketenabwehrsystem außerhalb Israels zum Einsatz

 02.12.2025 Aktualisiert

Interview

»Die Altersarmut bleibt«

Aron Schuster über das Ende des Härtefallfonds, Einmalzahlungen und Gerechtigkeit für jüdische Rentner

von Mascha Malburg  02.12.2025

Meinung

Die neue AfD-Jugendpartei ist kein bisschen weniger extrem

Die »Junge Alternative« wurde durch die »Generation Deutschland« abgelöst. Doch die Neuordnung der AfD-Jugendorganisation diente keineswegs ihrer Entradikalisierung

von Ruben Gerczikow  02.12.2025

Berlin

Zentrum für Politische Schönheit errichtet »Walter Lübcke Memorial« vor CDU-Zentrale

Am Freitag soll außerdem eine Gedenkveranstaltung mit Michel Friedman durchgeführt werden

 02.12.2025