Der Landesverband Jüdischer Gemeinden Sachsen-Anhalt kritisiert die Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle scharf wegen einer als antisemitisch kritisierten Plastik. Das Relief eines Schweinekopfs neben einer Palästina-Flagge auf dem Campus der Hochschule habe tiefes Entsetzen, Besorgnis und Angst in der jüdischen Gemeinschaft ausgelöst, erklärte der Verband am Montag in Magdeburg.
»Die Wiederverwendung solcher antisemitischen Bildsprache - gleich in welchem Kontext - ist inakzeptabel«, heißt es in der Erklärung: »Sie verletzt nicht nur die historische Verantwortung, sondern auch die moralischen Grundpfeiler unserer demokratischen Gesellschaft.« Hier sei ein Bezug zu mittelalterlicher, antijüdischer Schmähkunst hergestellt worden. Die jüdischen Gemeinden fordern eine umfassende Aufarbeitung der Vorgänge durch unabhängige, externe Experten. Die Hochschule solle sich zudem öffentlich zu ihrer Verantwortung bekennen und sich von Judenfeindschaft abgrenzen, hieß es.
Am Samstag hatte die Hochschulleitung ihre Bereitschaft zu einer »kritischen Selbstreflexion« erklärt. Sie regte die Gründung eines unabhängigen Ethikrats an. Er soll demnach Handlungsempfehlungen für den Umgang mit Kunstfreiheit im Kontext gesellschaftlicher und politischer Diskurse entwickeln. Am Montag teilte sie mit, dass die Gipsarbeit zwischen März und Juli 2023 konzipiert und realisiert worden sei. Die Palästina-Flagge sei erst kurz vor der Ausstellung diesen Jahres hinzugefügt worden.
Nach einem Bericht der »Mitteldeutschen Zeitung« war die Plastik, die von einem Studenten angefertigt wurde, in der aktuellen Jahresausstellung der Hochschule zu sehen. Auch die Staatsanwaltschaft Halle befasse sich inzwischen mit dem Vorgang. epd