In Wien haben am Dienstagabend jüdische Vertreter vor dem Parlament gegen eine Veranstaltung zu Ehren eines bekennenden Antisemiten protestiert. Dabei brachten Studenten, Schriftsteller und Mitglieder des Jüdischen Weltkongresses (WJC) ihren Ärger über Nationalratspräsident Walter Rosenkranz (FPÖ) zum Ausdruck.
Der Politiker hat in den vergangenen Tagen massive Kritik auf sich gezogen, weil er trotz entsprechender Aufrufe an einer Veranstaltung zu Ehren des Nationalsozialisten und bekennenden Antisemiten Franz Dinghofer festhielt.
Der deutschnationale Politiker und Jurist Franz Dinghofer (1873-1956) bleibt in Österreich historisch umstritten. Als selbst ernannter »radikaler Antisemit« hatte er Juden einst als »die Volksgemeinschaft zersetzenden Fremdkörper« bezeichnet und war 1940 der NSDAP beigetreten. FPÖ-Vertreter halten dagegen, sie erinnerten an Dinghofer als Staatsmann der Zwischenkriegszeit.
Auch österreichische Medien, Altpolitiker, die regierende Dreierkoalition und die oppositionellen Grünen kritisierten die Abhaltung der Veranstaltung im österreichischen Parlament. Sie warfen Rosenkranz Geschichtsvergessenheit und Missbrauch eines der höchsten Ämter im Staat vor.
Der FPÖ-Politiker wies die Kritik von sich. Gegenüber dem ORF sagte er am Dienstag, man könne »trotz aller Schattenseiten« in der Biografie eines Menschen »auch seine positiven Dinge sehen«.
Die Protestveranstaltung auf der Wiener Ringstraße stand unter dem Motto »Gegen Geschichtsvergessenheit und Nazi-Ehrung im Parlament«. WJC-Vizepräsident Ariel Muzicant plädierte dafür, Rosenkranz zur »Persona non grata« zu erklären und ihn »von allen Dingen auszuschließen«. Als Parlamentsvorsitzender habe Rosenkranz vom ersten Tag an provoziert.