Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sieht in jüdischen Museen Wegbereiter für die Zukunft jüdischen Lebens. Darin liege der wahre Wert jüdischer Kultur-Institutionen: »Erinnerung nicht als ein Echo der Nachwelt zu konservieren, sondern sie lebendig zu machen«, sagte Schuster am Mittwochabend in Augsburg. Denn Erinnerung bedeute immer auch Zukunft. »Ganz konkret bedeutet sie, dem jüdischen Volk in Deutschland einen dauerhaften Platz zu sichern.«
Schuster äußerte sich in der Großen Synagoge Augsburg bei einem Festakt zum 40-jährigen Bestehen des Jüdischen Museums Augsburg Schwaben. Jüdische Museen weiteten den Blick auf jüdisches Leben, »weit über das Menschheitsverbrechen der Schoah hinaus«, so der diesjährige Träger des Augsburger Friedenspreises. Sie seien Kultureinrichtungen, die Halt und Orientierung böten und für Sichtbarkeit sorgten.
Erinnerung sei hochaktuell, ergänzte Schuster. »Die Stimmen, die Juden aus der deutschen Gesellschaft herausdrängen wollen - und nicht mit Worten allein, sondern mit blutigen Taten -, sind so laut geworden, wie wir es über Jahrzehnte niemals für möglich gehalten hätten. Dieser schrillen Kakophonie müssen wir uns alle entgegenstellen, ob wir Juden sind oder nicht.«
Alle Menschen müssten einstehen für die Selbstverständlichkeit jüdischen Lebens in Deutschland. »Eine Selbstverständlichkeit, welche die antisemitischen Übergriffe, die wir explosionsartig seit dem 7. Oktober erleben müssen, in Zweifel ziehen wollen.«Staatsminister: Sichtbarkeit nötig
Bayerns Staatsminister für Europaangelegenheiten und Internationales, Eric Beißwenger (CSU), erklärte, Bayern stehe weiter fest an der Seite Israels sowie von Jüdinnen und Juden. Diese seien ein fester Bestandteil des Freistaats. »Jüdisches Leben darf nicht im Schatten stehen«, betonte Beißwenger. Es brauche Sichtbarkeit. Dazu trage das Jüdische Museum Augsburg Schwaben bei.
Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben ist nach eigenen Angaben das älteste eigenständige jüdische Museum in der Bundesrepublik. Die Einrichtung geht demnach zurück auf den früheren Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Schwaben-Augsburg, Julius Spokojny (1923-1996), der seit den 1960er Jahren die Idee eines jüdischen Museums verfolgte. Jüdische wie nichtjüdische Unterstützer hätten dazu 1984 die Stiftung »Jüdisches Kulturmuseum Augsburg-Schwaben« gegründet.
In diesen Jahren wurde laut Museum auch die von den Nazis beschädigte Synagoge saniert. Voraussetzung für die öffentliche Förderung der Arbeiten war es, der Öffentlichkeit danach Zugang zum Gebäude zu verschaffen. So wurde am 1. September 1985 nicht nur die Synagoge wieder, sondern auch das Jüdische Kulturmuseum neu eröffnet.
Seit 2018 trägt das Museum seinen heutigen Namen Jüdisches Museum Augsburg Schwaben. Neben dem Standort in der Augsburger Innenstadt hat es seit 2014 einen zweiten in der ehemaligen Synagoge im Stadtteil Kriegshaber. Jährlich zählt es rund 22.000 Besucher, mehr als die Hälfte davon Schüler.