Zentralrat der Juden

Josef Schuster fordert härtere Strafen für Antisemitismus

Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland Foto: Marco Limberg / Zentralrat der Juden in Deutschland

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat sich für eine schärfere Bestrafung von Antisemitismus ausgesprochen. »Bildung ist wichtig, aber genauso wichtig ist, dass man eine Abschreckung hat«, sagte Schuster am Sonntag bei der Klausur der CSU-Bundestagsabgeordneten im Kloster Seeon. Er halte eine Strafverschärfung für dringend notwendig.

Schuster begrüßte ausdrücklich den dazu von der CSU-Landesgruppe vorgelegten Forderungskatalog. Er sieht vor, die Hetze gegen den Staat Israel mit einer Freiheitsstrafe von mindestens sechs Monaten zu ahnden. Dazu müsse Antisemitismus als besonders schwerer Fall der Volksverhetzung im Strafgesetzbuch eingestuft werden.

CSU-Maßnahmenkatalog »ausgesprochen gelungen«

Er halte den Katalog für »ausgesprochen gelungen«, sagte Schuster. »Ich kann mir vorstellen, dass schärfere Strafen zu einer Abschreckung führen.« Möglicherweise lache der eine oder andere Täter bei einer Strafe von sechs Monaten auf Bewährung. »Aber Bewährung heißt ja auch, dass er im Wiederholungsfall eben nicht mehr so mit dem blauen Auge davonkommt.«

Es bedrücke ihn, dass über dieses Thema heute so gesprochen werden müsse. Noch vor zehn Jahren hätte er sich das nicht vorstellen können, sagte Schuster. Er kritisierte auch Gerichte für manche ihrer Urteile. »Wenn ich mitunter Urteile sehe, wo bei antisemitischen Straftaten dann hingewiesen wird auf die schwere Kindheit, möglicherweise auf eine Fluchterfahrung, und das alles strafmildernd zum Urteil ist, dann muss ich mich fragen, ob hier wirklich entsprechend abgewogen wird wie es notwendig wäre.«

Er sehe die größere Bedrohung im rechtsextremen Lager, sagte Schuster. Dazu komme ein zusätzliches Problem durch arabisch-, aber auch türkisch-stämmige Migranten. »Und das Ganze potenziert sich.«

CSU will antisemitische Ausländer ausweisen

CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt sagte, man habe feststellen müssen, »dass der Antisemitismus leider sehr stark auf deutsche Straßen zurückgefunden hat«. Das sei ein Problem von Rechtsradikalen, aber auch »ein zugewandertes Problem« im migrantischen Milieu. »Es ist bedrückend zu sehen, was in den vergangenen Monaten da stattgefunden hat.« Die Gesetzesverschärfungen seien nötig, »um dieses klare Signal zu geben, Deutschland steht unverrückbar an der Seite der Jüdinnen und Juden.«

Die CSU will daher auch erreichen, dass Ausländer, die antisemitisch straffällig werden, ausgewiesen werden. Wegen einer antisemitischen Straftat verurteilte Migranten müssten ihren Schutzstatus in Deutschland verlieren. Doppelstaatlern, die antisemitisch straffällig werden, soll der deutsche Pass entzogen werden. Die Sympathiewerbung für Terrororganisationen sei wieder unter Strafe zu stellen. Das gelte auch für die Beteiligung an einer feindseligen, antisemitischen Menschenmenge. dpa

Das Ausmalbuch "From the river to the sea" in einer Buchhandlung in Zürich.

München

Hugendubel streicht antisemitisches Kinderbuch aus Sortiment

»Sofort nach Kenntnisnahme über dessen Existenz« sei das Malbuch entfernt worden, heißt es aus dem Unternehmen

 01.12.2025

Berlin

Karoline Preisler bei Marsch gegen Antisemitismus

»Es ist ganz besonderer Marsch, weil Männer Frauen und Kinder, Menschen aus ganz Deutschland und darüber hinaus zusammengekommen sind«, sagt die Juristin und Politikerin

 01.12.2025

Potsdam

Anne Frank mit Kufiya: Jüdische Gemeinde fordert Ausstellungs-Stopp

Eine Ausstellung im Museum Fluxus+ will Ähnlichkeiten zwischen Palästinensern und Israelis aufzeigen. Doch die Darstellung zieht Kritik aus der Jüdischen Gemeinde und von Brandenburgs Antisemitismusbeauftragten auf sich

 01.12.2025

Interview

»Nach dem Waffenembargo gibt es einiges zu kitten«

CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter über den Antrittsbesuch des Bundeskanzlers in Israel, Siedlergewalt im Westjordanland und die Kooperation mit dem Mossad

von Joshua Schultheis  01.12.2025

Hamburg

So reagiert die Politik auf den Rücktritt Stefan Hensels

Wegen der vorzeitigen Amtsaufgabe des Antisemitismusbeauftragten macht die CDU dem rot-grünen Senat schwere Vorwürfe. Der Erste Bürgermeister lobt dagegen die konstruktive Zusammenarbeit mit dem Beauftragten

von Joshua Schultheis  01.12.2025

Verteidigung

Deutschland stellt Arrow 3 in Dienst

Erstmals kommt das Raketenabwehrsystem außerhalb Israels zum Einsatz

 01.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert

Deutschland

Massive Proteste gegen neuen AfD-Nachwuchs 

Die AfD organisiert ihren Nachwuchs - Gießen erlebt den Ausnahmezustand. Zehntausende haben sich nach Mittelhessen aufgemacht, um die Gründung der Generation Deutschland zu verhindern

von Christian Schultz  30.11.2025

Rechtsextremismus

Fragezeichen nach skurriler Rede bei AfD-Jugendkongress 

Wer steckt hinter dem mysteriösen Auftritt des Mannes, der mit einer Rede im Hitler-Stil den Gründungskongress der AfD-Jugend aufmischte? Ihm droht der Parteiausschluss

von Jörg Ratzsch  30.11.2025