Moshe-Rosen-Preis

Jerusalem: Kritik an Auszeichnung für Heusgen-Stellvertreter

Benedikt Franke ist Geschäftsführer der Münchner Sicherheitskonferenz Foto: IMAGO/Lindenthaler

Moshe-Rosen-Preis

Jerusalem: Kritik an Auszeichnung für Heusgen-Stellvertreter

Aus israelischen Regierungskreisen wird die Forderung laut, Franke nicht auszuzeichnen

 05.11.2023 17:18 Uhr

Die Konferenz der Europäischen Rabbiner (CER) will am 6. November dem Geschäftsführer der Münchner Sicherheitskonferenz, Benedikt Franke, den Mosche-Rosen-Preis in Rom verleihen.

Benedikt Franke werde wegen der Aktivität der Sicherheitskonferenz als »weltweit führende Plattform der internationalen Sicherheitspolitik« im Kampf gegen Antisemitismus, Hass und Intoleranz und im interreligiösen Dialog ausgezeichnet, heißt es in der Mitteilung. In Anbetracht der Affäre um Frankes Chef, Christoph Heusgen, stößt das auf Kritik.

»Es ist eine Schande, dass die Auszeichnung zu dieser Zeit an eine Plattform vergeben wird, dessen Chef die Hamas nicht verurteilen konnte und deren Verbrechen rechtfertigte, in dem er sagte, dass so etwas nach 56 Jahren Besatzung passiere«, heißt es aus israelischen Regierungskreisen gegenüber der Jüdischen Allgemeinen.

Heusgen tat Massaker der Hamas als »Aktion« ab

Der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz hatte in einem Interview mit dem ZDF angedeutet, dass Israel eine Mitschuld an den Massakern der Hamas hat. Das hatte zuvor schon UN-Generalsekretär António Guterres getan, den Heusgen in dem Interview in Schutz nahm.

»Wenn er einerseits aufs Schärfste die Hamas-Aktion verurteilt hat, ist das richtig. Gleichzeitig hat er auch recht, wenn er sagt, dass das nicht in einem Vakuum stattgefunden hat«, sagte Heusgen im »heute journal«.

Wenn Guterres »auf die Besatzung, 56 Jahre Besatzung der Palästinensergebiete hinweist, dann ist das genau das, was im geltendem Völkerrecht, in UNO-Resolutionen, so drinsteht. Die letzte Resolution sagt, dass die Besatzung eine flagrante Verletzung des Völkerrechts ist«, sagte der ehemalige Vertreter Deutschlands bei den UN.

Den Terror verurteilte Heusgen in dem Gespräch mit keiner Silbe. Er nannte die Massaker der Hamas lediglich eine »Aktion«. Stattdessen würde Israel aus »Rachsucht oder Zorn heraus« den Gazastreifen bombardieren und nicht, um die Terroristen der Hamas ein für alle Mal handlungsunfähig zu machen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Jerusalem: Rabbinerkonferenz soll Preisverleihung absagen

Die Münchner Sicherheitskonferenz ist deshalb aus Sicht israelischer Regierungsvertreter nicht mehr preiswürdig. »So eine Organisation soll für den Kampf gegen Hass und Antisemitismus ausgezeichnet werden? Rabbiner Goldschmidt täte besser daran, den Preis abzusagen«, heißt es in Bezug auf Pinchas Goldschmidt, dem Präsidenten der Rabbinerkonferenz.

Die Organisation vertritt die Interessen von rund 800 orthodoxen Rabbinern in ganz Europa. Seit einigen Wochen hat sie ihren Sitz in München. Pinchas Goldschmidt führt die CER seit 2011 an und war bis zum erneuten Ausbruch des Ukraine-Kriegs im vergangenen Jahr Oberrabbiner von Moskau.

Der Moshe-Rosen-Preis ist nach dem ehemaligen Oberrabbiner Rumäniens in der Zeit des Kommunismus benannt. Er wird laut CER an Personen vergeben, »die mit ihrem großen Einsatz zur Bekämpfung von Antisemitismus und der Förderung von jüdischem Leben in Europa einen positiven Wandel in ihrer Gesellschaft bewirkt haben.«

Unter den bisherigen Preisträgern sind der ehemalige französische Präsident Nicolas Sarkozy sowie die EU-Antisemitismusbeauftragte Katharina von Schnurbein.

Vor seiner Tätigkeit als Geschäftsführer (CEO) der Sicherheitskonferenz war Franke als Strategieberater der CSU und als persönlicher Referent des damaligen UN-Generalsekretärs Kofi Annan tätig. Der Politikwissenschaftler publiziert regelmäßig zu außen- und sicherheitspolitischen Themen und ist Mitglied in einer Reihe relevanter Gremien wie dem Stiftungsrat des Internationalen Karlspreiskommittees, in der Internationalen Kommission der CSU und bekleidet zudem die Funktion eines Sonderbotschafters des Souveränen Malteser Ordens. ja

Meinung

Nur zweite Wahl?

Man muss den neuen Kanzler nicht mögen. Aber eine Chance geben sollte man ihm schon. Mit Heckenschützenmentalität und verantwortungsloser Lust am Zündeln haben einige Parlamentarier mutwillig den guten Ruf unseres Landes aufs Spiel gesetzt

 06.05.2025

Nahost

Trump verkündet überraschend Huthi-Kapitulation

Während Israel als Reaktion auf den jemenitischen Dauerbeschuss Huthi-Ziele bombardiert, überrascht US-Präsident Donald Trump mit einer Ankündigung: Die Miliz hätte kapituliert. Was das genau bedeutet, bleibt zunächst völlig unklar

 06.05.2025

Berlin

Merz: »Israel macht uns allergrößte Sorgen«

Noch am kommenden Wochenende soll der neue Außenminister Wadephul nach Israel reisen. Der neue deutsche Kanzler sendet schon jetzt eine klare Nachricht nach Jerusalem

 06.05.2025

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  06.05.2025

8. Mai

Deutschland braucht noch Zeit

Auch 80 Jahre nach dem Ende der NS-Herrschaft sind entscheidende Fragen umstritten: Wer wurde befreit, von wem genau, und was folgt daraus? Ein Gesprächsangebot

von Igor Matviyets  06.05.2025

Essay

Bitburg 1985: Plötzlich waren wieder die Juden schuld

Maram Stern über eine Zeit, als in Deutschland schon einmal versucht wurde, einen Schlussstrich zu ziehen

von Maram Stern  06.05.2025

Studie

Bildungsstätte Anne Frank: NS-Geschichte wird im Netz zum Spiel

Dabei würden falsche Darstellungen und antisemitische Klischees verbreitet

 06.05.2025

Kanzlerwahl

So reagiert das Ausland auf die Wahl-Niederlage im ersten Durchgang von Friedrich Merz

Die Niederlage von Friedrich Merz im ersten Wahlgang überrascht auch die internationalen Medien.

 06.05.2025

Presseschau

»Drama beGermania«: Wie israelische Medien auf die Kanzlerwahl blicken

Auch in Israel wird der Krimi um die im ersten Gang gescheiterte Wahl von Friedrich Merz mit Interesse verfolgt. Ein Überblick

 06.05.2025