Meinung

»Israel-Professur« bleibt auf der Strecke

Hans-Ulrich Dillmann Foto: Marco Limberg

Ein schöner Plan: Zur Feier der 50-jährigen Beziehungen zwischen Israel und Deutschland versprach die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz eine »Israel-Professur« zu finanzieren.

Ein gutes Projekt. Doch Dreyer hatte die Rechnung ohne die Mainzer Hochschule gemacht. Universitätsgremien lassen sich nicht gerne hineinregieren.

Die Folge: Die Israel-Professur wurde nicht mehr – wie geplant – bei den Politikwissenschaftlern angesiedelt, sondern am Institut für Soziologie. Der Lehrstuhl heißt nun »Soziologie der Ethnizität und Migration mit dem Schwerpunkt Israel/Naher Osten«, und das hat nur noch wenig mit dem ursprünglichen Forschungsinteresse zu und über Israel zu tun.

Statt Politik und Gesellschaft im jüdischen Staat geht es jetzt um alle denkbaren Konflikte und Probleme in der »Nahost-Region«.

Bewerber Entsprechend umgemodelt nahm ein dreijähriges Besetzungsschauspiel seinen Lauf: Mal gab es angeblich nur unqualifizierte Bewerber, dann lief das Berufungsverfahren mangels Bewerbern ins Leere. Dabei war die Stelle ja schon finanziert. Dreyers Dilemma ist, dass sie retten muss, was eigentlich nicht zu retten ist. Jetzt will die Uni den Lehrstuhl doch noch besetzen.

Aber nun ist nur noch von einer jeweils auf ein Jahr befristeten Gastprofessur die Rede. Ein israelischer Wissenschaftler soll nach Mainz kommen, »voraussichtlich«, wie es gleich sehr vage formuliert wurde.

Wer möchte schon einen derart kurz befristeten Lehrstuhl, der zudem bei der Gutenberg-Uni höchst unbeliebt ist? Will man nur Wissenschaftler, denen ihr Ruf gleichgültig ist? Was immer die Verantwortlichen der Uni wollen oder gewollt haben, eines haben sie erreicht: Ministerpräsidentin Malu Dreyer sieht schlecht aus, und ihr Versprechen von einer »Israel-Professur« ist auf der Strecke geblieben.

Analyse

Warum die Anerkennung Somalilands so viel Aufsehen erregt

Das kleine Land am Horn von Afrika hat plötzlich eine große geopolitische Bedeutung. Dafür gibt es gute Gründe

von Ralf Balke  29.12.2025

Kommentar

Wer Glaubenssymbole angreift, will Gläubige angreifen

Egal ob abgerissene Mesusot, beschmierte Moscheen oder verwüstete Kirchen: Politik und Religion werden zurzeit wieder zu einem hochexplosiven Gemisch. Dabei sollte man beides streng trennen

 29.12.2025

Großbritannien

Freigelassener Demokratie-Aktivist rief zum Mord an »Zionisten« auf

Der Brite Alaa Abdel Fattah galt als Held der ägyptischen Demokratiebewegung. Doch nach seiner Freilassung und Ankunft in London kamen judenfeindliche Tweets ans Licht. Jetzt wird seine Abschiebung gefordert

von Christoph Meyer, Johannes Sadek  29.12.2025

Teheran

Iran schießt mit russischer Hilfe drei Satelliten ins All

Im Mullah-Staat machen Gerüchte über einen möglichen neuen Militärkonflikt mit Israel die Runde. Mit Raumfahrtprojekten will das Land Stärke demonstrieren

 28.12.2025

Berlin

Mehr Demonstrationen mit Nahost-Bezug

Auf den Straßen der Hauptstadt ist 2025 weniger demonstriert worden, die Kundgebungen mit Bezug zum Nahen Osten haben jedoch zugenommen

 28.12.2025

Berlin

»Jeder sollte sich überlegen, ob er mit dem Teufel ins Bett geht«

Der frühere Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, hält Koalitionen mit der AfD auf Länderebene für gefährlich

 27.12.2025

Genua

Italien geht gegen mutmaßliches Hamas-Netzwerk vor

Die Ermittler decken ein Netzwerk zur Unterstützung der islamistischen Terrororganisation auf

 27.12.2025

Berlin

Wadephul: Keine deutsche Beteiligung an Gaza-Stabilisierungstruppe

Er sei dafür, »dass Deutschland eine vermittelnde Rolle einnimmt, um der Sicherheit Israels Rechnung zu tragen«, so der Außenminister

 26.12.2025

Istanbul

Türkei nimmt 115 mutmaßliche IS-Mitglieder fest

Die Verdächtigen sollen Anschläge während der Weihnachts- und Neujahrszeit geplant haben

 25.12.2025