München

»Iran versucht, einen Holocaust zu erreichen«

Große Meinungsverschiedenheiten: Bundeskanzlerin Angela und Mike Pence, Vizepräsident der USA Foto: dpa

US-Vizepräsident Mike Pence hat die europäischen Verbündeten erneut eindringlich zum Rückzug aus dem Atomabkommen mit dem Iran aufgerufen. »Die Zeit für unsere europäischen Partner ist gekommen, an unserer Seite zu stehen«, sagte er am Samstag auf der Münchner Sicherheitskonferenz.

Gleichzeitig warf er der iranischen Regierung erneut vor, einen neuen Holocaust zu planen. »Die iranische Regierung befürwortet einen Holocaust und versucht ihn auch zu erreichen«, sagte er. »Antisemitismus ist nicht nur falsch, er ist böse.«

Pence hatte bereits am Donnerstag auf einer Nahost-Konferenz in Warschau den Ausstieg aus dem Abkommen gefordert. Viele westeuropäischen Außenminister fehlten dort aber.

In München traten die großen Spannungen zwischen Deutschland und den USA offen zutage.

SPANNUNGEN Bei der Rede von Bundeskanzlerin Merkel traten auf der Münchner Sicherheitskonferenz einmal mehr die großen Spannungen zwischen Deutschland und den USA offen zutage.

Merkel sprach sich dafür aus, das Abkommen zur Verhinderung einer iranischen Atombombe beizubehalten. Diesen »kleinen Anker« müsse man nutzen, um auf anderen Gebieten Druck zu machen.

Die USA und die Europäer sind sich zwar einig, dass die Einmischung des Irans in regionale Konflikte unterbunden werden muss. Sie setzen dabei aber auf unterschiedliche Mittel. Deutschland will das Abkommen, das im Gegenzug wirtschaftliche Anreize setzt, zusammen mit Frankreich und Großbritannien retten. Die USA sind ausgestiegen und wollen den Iran mit harten Sanktionen unter Druck setzen.

Der Iran kritisierte US-Vizepräsident Mike Pence und seine Aussagen als »lächerlich«.

SARIF Die Konflikte im Nahen und Mittleren Osten stehen auch am morgigen Sonntag, am dritten und letzten Tag der Konferenz, im Zentrum. Mit Spannung wird insbesondere der Auftritt des iranischen Außenministers Mohammed Dschawad Sarif erwartet - und wie dieser auf Versuche der USA reagieren wird, neue Allianzen gegen das Land zu schmieden, wie vor wenigen Tagen auf einer Konferenz in Warschau.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Am Rande Konferenz kritisierte der Iran US-Vizepräsident Mike Pence bereits heute wegen seiner Aussage, Iran bereite einen zweiten Holocaust vor. »Der Holocaust war ein Desaster. Doch niemand, auch der US-Vizepräsident nicht, darf mit dem Holocaust Stimmung machen«, sagte Außenminister Mohammed Dschawad Sarif dem »Spiegel« am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz. Sarif bezeichnete die Vorwürfe als »lächerlich«.

Die wichtigsten Gegenspieler Sarifs werden am Sonntag allerdings fehlen: Israels Premierminister Benjamin Netanjahu und der saudische Staatssekretär Adel al-Jubair haben ihre Teilnahme abgesagt. Weiteres wichtiges Thema ist dann zum Abschluss erneut der Syrien-Konflikt.  dpa/ja

Karlsruhe/München

Mutmaßlicher Huthi-Terrorist angeklagt

Ein Mann soll für die Terrororganisation im Jemen gekämpft haben. Deutschlands oberste Anklagebehörde will ihn vor Gericht sehen

 04.12.2025

Antisemitismus

Litauen: Chef von Regierungspartei wegen Antisemitismus verurteilt

In Litauen ist der Chef einer Regierungspartei mehrfach durch antisemitische Aussagen aufgefallen. Dafür musste er sich vor Gericht verantworten. Nun haben die Richter ihr Urteil gefällt

 04.12.2025

Berlin

Verfassungsschutz nimmt neue AfD-Jugend ins Blickfeld

Ist auch die »Generation Deutschland« rechtsextremistisch? Sie rückt bereits in den Fokus des Bundesamts für Verfassungsschutz

 04.12.2025

Berlin

Merz und Wegner nennen Lübcke-Statue geschmacklos

Auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) äußerte Unmut: Das Schicksal eines von einem Rechtsradikalen ermordeten Politiker zu instrumentalisieren, sei an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten

 04.12.2025

Bayern

Landtag wirbt für Yad Vashem-Außenstelle in München

Ein fraktionsübergreifenden Antrag – ohne Beteiligung der AfD - für eine Außenstelle der israelischen Gedenkstätte im Freistaat liegt vor

 04.12.2025

Ehrung

»Ahmad Mansour kämpft nicht gegen Symptome, sondern gegen Ursachen«

Der Islamismusexperte Ahmad Mansour wurde mit dem Hanns-Martin-Schleyer-Preis ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Wir dokumentieren die Rede

von Josef Schuster  04.12.2025

Kulturbetrieb

»Wie lange will das politische Deutschland noch zusehen?«

Der Bundestagskulturausschuss hörte Experten zum Thema Antisemitismus an. Uneins war man sich vor allem bei der Frage, wie weit die Kunstfreiheit geht

von Michael Thaidigsmann  04.12.2025

Graz

Verharmlosung von NS-Verbrechen: Haft für Deutschen in Österreich

Lange Haftstrafe für einen Publizisten: Was steckt hinter dem Urteil, und wie stufen Extremismusforscher seine bereits eingestellte Zeitschrift ein?

 04.12.2025

Analyse

Der Kanzler in Israel: Antritt mit Spannung

Friedrich Merz besucht am Samstag Israel. Die Beziehungen beider Länder sind so strapaziert wie selten zuvor. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an die Reise des Bundeskanzlers

von Joshua Schultheis  04.12.2025