Bedrohung

Iran erhöht Produktion angereicherten Urans

Proteste gegen das iranische Atomprogramm (2014) Foto: imago

Der Iran hat seine Verstöße gegen den internationalen Vertrag über sein Atomprogramm verstärkt. Das Land betreibe jetzt 60 IR-6-Zentrifugen zur Anreicherung von Uran - doppelt so viele wie bislang bekannt, sagte der Chef der iranischen Atomenergieorganisation, Ali Akbar Salehi, am Montag im Staatsfernsehen. Außerdem verfüge der Iran über einen Prototypen einer Zentrifuge, die 50 Mal so schnell arbeite wie im Atomvertrag zugelassen.

Mit der Inbetriebnahme der leistungsfähigeren Zentrifugen verkürzt der Iran die Zeitspanne, die er für die Produktion von genug Material für eine Atombombe benötigen würde. Diese Zeitspanne wurde bislang von Experten auf ein Jahr geschätzt. Der Iran hat stets versichert, er strebe nicht nach Atomwaffen, sondern wolle das Uran für friedliche Zwecke nutzen.

Der Iran verkürzt die Zeitspanne, die er für die Produktion von genug Material für eine Atombombe benötigen würde.

Der Iran habe die Tagesproduktion niedrig angereicherten Urans von 450 Gramm auf fünf Kilogramm erhöht, sagte Salehi. Auf der Fernsehaufnahme war zu sehen, wie er einen Knopf auf einer Tastatur drückte und damit 30 Zentrifugen vom Typ IR-6 in Gang setzte. Präsident Hassan Ruhani werde bald weitere Schritte weg vom Atomabkommen ankündigen, sagte Regierungssprecher Ali Rabiei.

Das 2015 geschlossene Atomabkommen zwischen dem Iran und den fünf UN-Vetomächten sowie Deutschland schreibt vor, dass der Iran sein Atomprogramm so beschränkt, dass er keine Kernwaffen bauen kann. Im Gegenzug wurden Sanktionen aufgehoben. Die USA zogen sich 2018 aus dem Abkommen zurück und haben seither wieder Sanktionen verhängt.

Um den Druck zu erhöhen, setzte sich der Iran über einzelne Vertragsbestimmungen hinweg. Er erhöhte den Grad der Uran-Anreicherung über das erlaubte Maß hinaus und nahm stillgelegte schnellere Zentrifugen wieder in Betrieb. Die im Vertrag zugelassenen 5060 Zentrifugen sind ein Zehntel so schnell wie die IR-6.

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) kritisierte die Entscheidung des Irans, die Urananreicherung zu beschleunigen.

Die Europäische Union sagte, sie halte weiter an dem Atomabkommen mit dem Iran fest. Dieses sei »eine Frage unserer Sicherheit, nicht nur der Region Europa, sondern global«, betonte Maja Kocijancic, Sprecherin der EU-Kommission. Das Bekenntnis der EU zu dem Abkommen hänge allerdings davon ab, dass der Iran es vollständig einhalte, sagte sie.

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) kritisierte die Entscheidung des Irans, die Urananreicherung zu beschleunigen. »Wir halten das nicht für akzeptabel«, erklärte er am Montag auf einer Pressekonferenz in Budapest. »Letztlich setzt der Iran damit die Zukunft des Nuklearabkommens in Gänze aufs Spiel.« Das gelte auch für jeden weiteren Schritt, mit dem Teheran die Bestimmungen des Wiener Atomabkommens von 2015 außer Kraft setze.

Seinen jüngsten Verstoß gab der Iran am 40. Jahrestag des Sturms von Studenten auf die US-Botschaft in Teheran bekannt, den Iraner mit dem jahrzehntealten Ruf »Tod für Amerika« und »Tod für Israel« feierten. Demonstranten versammelten sich vor dem ehemaligen Botschaftsgebäude.

Iranische Demonstranten wünschen den USA und Israel den Tod.

Eine Plakatwand, auf der Fanatiker oft ihre Propaganda verbreiten, zeigte ein Poster, auf dem Menschen aus aller Welt das Verbrennen einer US-Flagge bejubeln. Darunter stand: »Wir sind die Supermacht.« Das Staatsfernsehen zeigte Aufnahmen aus anderen Städten. Auch dort wünschten Demonstranten den USA und Israel den Tod.

Am 4. November 1979 hatten iranische Studenten die US-Botschaft in Teheran gestürmt. Sie verlangten die Auslieferung des geflohenen Schahs Mohammed Reza Pahlavi, der todkrank in New York behandelt wurde. Die Besetzer nahmen US-Botschaftsangehörige als Geiseln.

Revolutionsführer Ajatollah Ruhollah Chomeini unterstützte die Aktion - eine klare Missachtung internationaler Übereinkünfte zu diplomatischen Beziehungen. Einige Geiseln wurden freigelassen, doch 52 US-Bürger blieben 444 Tage in Geiselhaft, auch als der Ex-Monarch bereits an Krebs gestorben war. dpa/ja

Wien

Kein Kanzler Kickl: FPÖ-Chef scheitert kurz vor dem Ziel 

Die Rechtspopulisten standen vor ihrem größten Triumph. Jetzt ist vorerst alles aus. Nach dem Ende der Koalitionsgespräche mit der ÖVP sind die nächsten Schritte unklar

von Albert Otti  12.02.2025

Debatte

Großer Wirbel: Israelisches Team von Turnier in Stuttgart ausgeladen

Ein israelisches Sportteam darf bei einem Turnier in Deutschland nicht starten. Die Organisatoren betonen, dass Sicherheitsgründe keine Rolle spielen und man auch nicht voreingenommen sei

 12.02.2025

Australien

Krankenpfleger drohen, israelische Patienten zu ermorden

Premierminister Anthony Albanese sagt, das Video sei »von Hass getrieben und widerlich.«

von Imanuel Marcus  12.02.2025

Berlin

Wegen »Sicherheitsrisiken«: FU sagt Albanese-Vortrag ab

Der geplante Auftritt der Sonderberichterstatterin des UN-Menschenrechtsrates für die palästinensischen Gebiete hatte für Kontroversen gesorgt

 12.02.2025

Interview

Droht ein neuer großer Krieg in Afrika?

Der Ostafrika-Experte Jonathan Beloff über den kaum beachteten Krieg in der DR Kongo und seine Ähnlichkeiten und Unterschiede zum Nahostkonflikt

von Benedikt Just  12.02.2025

Nahost

Jordanien will 2000 kranke Kinder aus Gaza aufnehmen

Die Kinder könnten »sofort« aufgenommen werden, so König Abdullah II.

 12.02.2025

Interview

»Annalena Baerbock steht an der Seite Israels«

Robert Habeck über die Kritik in der jüdischen Gemeinschaft an der grünen Außenministerin, Verzögerungen bei Waffenlieferungen an Israel und wachsenden Antisemitismus in Deutschland

von Joshua Schultheis, Philipp Peyman Engel  12.02.2025

Washington D.C.

Trump: Wir werden Gaza einnehmen und in einen Diamanten verwandeln

Der Vorstoß des US-Präsidenten, kurzerhand den Gazastreifen für sich zu beanspruchen, sorgt auch für Empörung. Trump gibt sich davon unbeirrt und legt immer weiter nach

 12.02.2025

Berlin

Kühnert: »Sie geben das Ringen zunehmend auf« 

»Schützen wir das, was wir lieben, schützen wir unsere Demokratie«, appelliert der frühere SPD-Generalsekretär

von Leonie Asendorpf, Niklas Treppner, Theresa Münch  12.02.2025