NS-Verfolgte

Innenministerium wird Einbürgerung erleichtern

Foto: Getty Images / istock

Die Bundesregierung will die Wiedereinbürgerung von NS-Verfolgten und ihren Nachfahren in Deutschland erleichtern. Wie ein Sprecher des Innenministeriums der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« am Dienstag mitteilte, ist ab August eine »großzügige Erlassregelung« geplant. Dies sei ohne Weiteres kurzfristig möglich.

Bislang gibt es für Juden und andere NS-Verfolgte, die vor dem Nazi-Regime ins Ausland flohen und eine neue Staatsangehörigkeit annahmen, oft keinen Anspruch auf eine Einbürgerung in Deutschland – weil sie nach Ansicht der Behörden nicht ausgebürgert wurden, sondern ihre Staatsangehörigkeit wegen der Annahme eines anderen Passes verloren haben.

Beim Zentralrat der Juden in Deutschland stößt die Forderung nach einer Neuregelung auf ausdrückliche Zustimmung.

GESETZENTWURF Die Grünen hatten das als »völlig inakzeptabel« kritisiert. Wie die Bundestagsabgeordnete Filiz Polat der Tageszeitung »Die Welt« am Montag mitteilte, hat die Fraktion einen Gesetzentwurf erstellt, der diese Regelungslücke schließen und nach der Sommerpause ins Parlament eingebracht werden soll.

Die Grünen schlagen den Angaben zufolge vor, in Paragraf 15 des Staatsangehörigkeitsgesetzes »Ansprüche auf Einbürgerung zu verankern, die alle Konstellationen erfassen sollen, in denen nationalsozialistisches Unrecht gutzumachen ist«. Eine Alternative könne sein, dass die Behörden schon bestehende Regelungen »großzügig nutzen«.

Aus Sicht des Bundesinnenministeriums ist allerdings eine Erlassregelung einer gesetzlichen Vorschrift vorzuziehen – »weil sie sofort umsetzbar und wesentlich flexibler zu handhaben« sei, wie der Sprecher der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« sagte.

ANGEMESSEN Zustimmung zu einer Neuregelung kam auch aus den Koalitionsfraktionen. Unionsfraktionsvize Thorsten Frei (CDU) sagte dem Blatt, es sei »historisch angemessen, dass deutsche NS-Verfolgte und ihre unmittelbaren Nachkommen erleichtert eingebürgert werden können«.

Laut Innenministerium ist eine »großzügige Erlassregelung« geplant.

Der SPD-Innenpolitiker Helge Lindh sieht ebenfalls »Handlungsbedarf«. Bei den damals ins Ausland geflohenen Deutschen könne von einer freiwilligen Aufgabe der deutschen Staatsbürgerschaft keine Rede sein, sagte er der Zeitung: »Wir sollten darauf hinwirken, dass die Nachkommen der emigrierten jüdischen Deutschen einen erleichterten Zugang zur deutschen Staatsbürgerschaft haben.

»Beim Zentralrat der Juden in Deutschland stößt die Forderung nach einer Neuregelung auf ausdrückliche Zustimmung. Zentralratspräsident Josef Schuster nannte es einen »großen Vertrauensbeweis«, dass die Betroffenen wieder die deutsche Staatsangehörigkeit erlangen möchten. »Ihnen und ihren Nachkommen sollte Deutschland großherzig die Türen öffnen.« dpa/ja

Belgien

Deutsche Botschaft beendet Partnerschaft mit Gent-Festival

Die Deutsche Botschaft in Brüssel hat nach der Ausladung der Münchner Philharmoniker ihre Zusammenarbeit mit dem Flandern-Festival in Gent eingestellt

von Michael Thaidigsmann  11.09.2025

Debatte

Zentralrat nennt Ausladung Shanis »fatales Signal«

Wer einen Künstler aufgrund seiner Staatsangehörigkeit oder seiner jüdischen Religion ausgrenzt und diskreditiert, trete die Demokratie mit Füßen

 11.09.2025

Berlin

Soziale Medien: »TikTok-Intifada« und andere Probleme

Denkfabrik Schalom Aleikum beschäftigt sich auf einer Fachtagung mit Hass im Netz: »Digitale Brücken, digitale Brüche: Dialog in Krisenzeiten«

 11.09.2025

Urteil

Bundesgerichtshof bestätigt Geldstrafen gegen Höcke

Das Landgericht Halle habe in nicht zu beanstandender Weise festgestellt, dass der AfD-Politiker die verbotene SA-Parole »Alles für Deutschland« und »Alles für« gerufen hat

 11.09.2025

Antisemitismus

Gesetze der Ausgrenzung - Vor 90 Jahren wurden die antijüdischen Nürnberger Gesetze erlassen

Die menschenverachtenden Nürnberger Gesetze bildeten die juristische Legitimation für Entrechtung, Ausgrenzung und Verfolgung von Juden im nationalsozialistischen Deutschland. Erlassen wurden sie vor 90 Jahren

von Jutta Olschewski  11.09.2025

Berlin

Zentralrat: Empathie mit Juden hat »dramatisch abgenommen«

In seinem Tätigkeitsbericht spricht der Zentralrat von einer neuen Dimension des Antisemitismus in Deutschland

 11.09.2025 Aktualisiert

München/Gent

Entsetzen nach Ausladung von Dirigent Shani

Kurz vor ihrem Auftritt werden die Münchner Philharmoniker wegen ihres Dirigenten aus Israel von einem Festival in Belgien ausgeladen. Deutsche Politiker sprechen von Skandal und Schande

 11.09.2025 Aktualisiert

Ulm/Stuttgart

Nach Angriff auf israelisches Unternehmen: Fünf Tatverdächtige in Haft

Zwei Männer und drei Frauen müssen sich auch wegen Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung verantworten

 11.09.2025

Orem

»Politisches Attentat«: Einflussreicher Trump-Anhänger tot

Der rechtskonservative Podcaster Charlie Kirk spricht an einer US-Universität im Freien. Dann fällt ein Schuss. Der US-Präsident verkündet später Kirks Tod

von Anna Ringle, Franziska Spiecker  11.09.2025