Einspruch

In den Rücken gefallen

Ist es nur Selbstüberschätzung eines politischen Nebendarstellers, die Dirk Niebel dazu brachte, wegen des verhinderten Besuchs einer Kläranlage in Gaza auf seinen Gastgeber Israel einzudreschen? Was die Einlassungen des deutschen Entwicklungshilfeministers – ein Amt, das er und seine FDP vor Kurzem noch als überflüssig abschaffen wollten – besonders ärgerlich macht: Niebel warf sich bei seinem billigen Israel-Bashing in die Pose der Gouvernante, die besser wisse, was für ihren Schützling gut ist als dieser selbst. In Formulierungen wie der, Israel mache es sogar seinen besten Freunden immer schwerer, es noch zu verstehen, steckt der drohende Hinweis, das schwer erziehbare Mündel werde es sich selbst zuzuschreiben haben, müsse man es dereinst fallen und mit seinen Feinden allein lassen. Etwa, wenn die libanesische Hisbollah ihren nächsten Angriff gegen Israel starten wird – mit Raketen, deren Aufstellung die europäischen UNIFIL-Truppen nicht verhindern konnten oder wollten.

Politik Nun hängt Israels Zukunft gewiss nicht von der Gunst eines Möchtegern-Weltpolitikers wie Niebel ab. Beängstigender als dessen unsäglicher Auftritt ist der Hintergrund, vor dem sich Wichtigtuer aufgerufen fühlen, Israel über die richtige Art seiner Selbstverteidigung zu belehren. Angesichts der Enthüllungen über die Mordlust des islamistischen Lynchmobs auf dem vermeintlichen »Hilfsschiff« Mavi Marmara fällt dem Deutschen Bundestag nichts Besseres ein, als fraktionsübergreifend Israel zur Aufhebung der Blockade Gazas aufzufordern. Für eine Änderung der Gaza-Politik mag einiges sprechen. Israel aber gerade jetzt so demonstrativ öffentlich unter Druck zu setzen – am Ende noch mit Stimmen antizionistischer Eiferer aus der Linksfraktion – bedeutet, einem engen Verbündeten mitten im propagandistischen Dauerbombardement seiner Todfeinde in den Rücken zu fallen.

Der Autor ist Politischer Korrespondent der »Welt« und der »Welt am Sonntag«.

Hamburg

So reagiert die Politik auf den Rücktritt Stefan Hensels

Wegen der vorzeitigen Amtsaufgabe des Antisemitismusbeauftragten macht die CDU dem rot-grünen Senat schwere Vorwürfe. Der Erste Bürgermeister lobt dagegen die konstruktive Zusammenarbeit mit dem Beauftragten

von Joshua Schultheis  01.12.2025

Verteidigung

Deutschland stellt Arrow 3 in Dienst

Erstmals kommt das Raketenabwehrsystem außerhalb Israels zum Einsatz

 01.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert

Deutschland

Massive Proteste gegen neuen AfD-Nachwuchs 

Die AfD organisiert ihren Nachwuchs - Gießen erlebt den Ausnahmezustand. Zehntausende haben sich nach Mittelhessen aufgemacht, um die Gründung der Generation Deutschland zu verhindern

von Christian Schultz  30.11.2025

Rechtsextremismus

Fragezeichen nach skurriler Rede bei AfD-Jugendkongress 

Wer steckt hinter dem mysteriösen Auftritt des Mannes, der mit einer Rede im Hitler-Stil den Gründungskongress der AfD-Jugend aufmischte? Ihm droht der Parteiausschluss

von Jörg Ratzsch  30.11.2025

Gerechtigkeit

Jüdische Verbände dringen auf Rückgabegesetz 

Jüdische Verbände dringen auf Rückgabegesetz Jahrzehnte nach Ende des NS-Regimes hoffen Erben der Opfer immer noch auf Rückgabe von damals geraubten Kunstwerken. Zum 1. Dezember starten Schiedsgerichte. Aber ein angekündigter Schritt fehlt noch

von Verena Schmitt-Roschmann  30.11.2025

Dokumentation

»Sie sind nicht alleine!«

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer hielt bei der Ratsversammlung des Zentralrats der Juden die traditionelle Gastrede

von Wolfram Weimer  30.11.2025

Gemeinden

Ratsversammlung des Zentralrats der Juden tagt in Frankfurt

Das oberste Entscheidungsgremium des jüdischen Dachverbands kommt einmal im Jahr zusammen

 01.12.2025 Aktualisiert

Berlin

Späte Gerechtigkeit? Neue Schiedsgerichte zur NS-Raubkunst

Jahrzehnte nach Ende der Nazi-Zeit kämpfen Erben jüdischer Opfer immer noch um die Rückgabe geraubter Kunstwerke. Ab dem 1. Dezember soll es leichter werden, die Streitfälle zu klären. Funktioniert das?

von Cordula Dieckmann, Dorothea Hülsmeier, Verena Schmitt-Roschmann  29.11.2025