Einspruch

In bessere Verfassung

Martin Krauß Foto: Stephan Pramme

Die politische Öffentlichkeit schaut gebannt nach Karlsruhe. Dort soll am Dienstag das Bundesverfassungsgericht im zweiten Anlauf in Sachen NPD entscheiden. 2003 waren es, wie versichert wurde, rein formale Gründe, die ein Verbot verhinderten. Wir erinnern uns: So viele V-Leute waren in NPD-Führungsfunktionen, dass die höchsten Richter »fehlende Staatsferne« der Rechtsextremisten feststellen mussten.

Diese Hürde, so versichern alle Experten, wurde ausgeräumt. Und inhaltlich ist kein Argument aufgetaucht, das aus der NPD einen legitimen Mitbewerber machte. Das Gegenteil stimmt: Dass wir gerade eine dramatische Zunahme an Rechtsextremismus und -populismus erleben, bringt es mit sich, dass die NPD immer häufiger ihr wahres Gesicht zeigt. Der Bürgermeister von Tröglitz etwa trat 2015 zurück, nachdem die NPD vor seinem Wohnhaus demonstrieren wollte.

steuergelder Derzeit heißt es oft, die NPD sei zu klein, zu unbedeutend – die müsse man nicht verbieten. Doch sie ist immer noch groß genug, um Steuergelder als Wahlkampfkostenerstattung zu erhalten und um »Gas geben!«-Plakate aufzuhängen, etwa vor dem Jüdischen Museum Berlin.

Wie wenig das Argument von der angeblich zu kleinen NPD taugt, wird klar, dreht man es um: Säßen die Rechtsextremisten noch in etlichen Parlamenten, wäre die Partei zu groß, um sie zu verbieten; dann, so hieße es gewiss, würden ja demokratische Wahlen verfälscht.

Gewiss, ein NPD-Verbot wird nicht das Problem des Rechtsextremismus lösen. Auch Hinweise, ob es nicht der AfD Unterstützer bringen könnte, sind ernst zu nehmen. Und dass es das Beste wäre, wenn eine starke und selbstbewusste Gesellschaft die Partei unmöglich gemacht hätte, statt in Karlsruhe anklopfen zu müssen, ist richtig. Aber mit einem NPD-Verbot wäre immerhin das konkrete Problem einer Partei, die eindeutig rechtsextrem, antisemitisch, rassistisch und demokratiefeindlich ist, gelöst.

Ob es um NPD oder anderes geht: Es bedarf weiterhin des politischen Drucks, um ein Klima für die Demokratie zu schaffen.

Europa

Kniefall in Warschau - Söder gedenkt Polens Kriegsopfern

In Warschau legt Markus Söder einen Opferkranz nieder und kündigt polnische Hinweisschilder für Bayerns Gedenkstätten an. Im Gespräch mit dem Regierungschef geht es um einen aktuellen Krieg

 11.12.2024

Meinung

Syrien: Warum machen wir immer wieder den gleichen Fehler?

Der Westen sollte keinem Mann vertrauen, der bislang als Terrorist gesucht wurde

von Jacques Abramowicz  11.12.2024

Meinung

Es sollte uns beschämen, dass Juden in Deutschland sich nicht mehr sicher fühlen können

Ein Gastbeitrag von Adrian Grasse

von Adrian Grasse  11.12.2024

RIAS

Experten kritisieren Normalisierung antisemitischer Narrative

Sie sind überall verfügbar, im Internet und analog: Legenden, die gegen Juden und die Demokratie gerichtet sind. Das zeigt eine neue Studie - und nimmt speziell auch den Rechtsextremismus in den Blick

 11.12.2024

Bern

Schweiz verbietet Hamas

Ein neues Gesetz verbietet die Hamas, Tarn- und Nachfolgegruppierungen sowie Organisationen und Gruppierungen, die im Auftrag der Terrorgruppe handeln. Jüdische Organisationen begrüßen den Schritt

 11.12.2024

Restitution

Familie verliert ihr in der Nazizeit gekauftes Grundstück

85 Jahre lebt eine Familie in einem Haus in Brandenburg. Zuvor hatte es zwei jüdischen Frauen gehört, die schließlich von den Nazis ermordet wurden

 11.12.2024

Debatte

Rabbiner für Liberalisierung von Abtreibungsregelungen

Das liberale Judentum blickt anders auf das ungeborene Leben als etwa die katholische Kirche: Im jüdischen Religionsgesetz gelte der Fötus bis zur Geburt nicht als eigenständige Person, erklären liberale Rabbiner

von Leticia Witte  11.12.2024

Gelsenkirchen

Bekommt Bayern-Torhüter Daniel Peretz Konkurrenz?

Münchens Sportvorstand Max Eberl macht eine klare Ansage

 11.12.2024

Meinung

Syrien und die verfrühte Freude des Westens über den Sieg der Islamisten

Ein Gastkommentar von Ingo Way

von Ingo Way  11.12.2024