Die Präsidentin der Humboldt-Universität zu Berlin (HU), Julia von Blumenthal, sieht ihre Hochschule für künftige Auseinandersetzungen rund um den Nahost-Konflikt gut vorbereitet. »Die HU hat ein umfassendes Konzept zur Bekämpfung des Antisemitismus entwickelt«, sagte Blumenthal: »Unser Ziel ist es, dass sich alle Studierenden und alle Mitarbeitenden der HU auf dem Campus gleich sicher fühlen.« Dazu gebe es eine Präventionsstrategie, konkrete Sicherheitsmaßnahmen und einen stetigen Austausch mit jüdischen Studierenden und Mitarbeitenden der Humboldt-Universität.
»Leider ist es eine Tatsache, dass es Antisemitismus an Hochschulen und auch an der HU gibt«, sagte Blumenthal. Während der klassische Antisemitismus an Hochschulen deutlich weniger verbreitet sei, zeige sich der israelbezogene Antisemitismus ähnlich verbreitet wie in der Gesamtgesellschaft. »Konkret sehen wir Antisemitismus in Schmierereien in und an Gebäuden, die wir jeweils zur Anzeige bringen und sofort entfernen lassen.« Außerdem seien in der Vergangenheit bei Protestveranstaltungen und Besetzungen antisemitische Plakate und Slogans verwendet worden.
Zur Präventionsstrategie gehöre unter anderem eine Präsidiumsbeauftragte gegen Antisemitismus und eine Melde- und Informationsstelle im Zentrum Chancengerechtigkeit der Uni. »Bei Veranstaltungen an der Universität beraten wir uns im Vorfeld zu Sicherheitsfragen.« Zusätzlich werde die Expertise etwa der Beratungsstelle zu antisemitischer Gewalt, Ofek, abgefragt: »Und wir tauschen uns eng mit jüdischen Institutionen, wie dem Zentralrat der Juden in Deutschland oder dem Jüdischen Studierendenverband aus.«
Lehrangebot zu Themen wie dem Nahostkonflikt sowie zu jüdischer Geschichte und Kultur wurde deutlich erhöht
Zudem sei in den vergangenen Semestern das Lehrangebot zu Themen wie dem Nahostkonflikt sowie zu jüdischer Geschichte und Kultur deutlich erhöht worden. »Wir öffnen den Campus auch für externe Organisationen wie «I’m from Israel, ask me anything», um den Campus als Diskursraum für produktive Stimmen zu öffnen.« Dazu zählten ganz besonders die Veranstaltungen der antisemitismuskritischen HU-Gruppe Tacheles, die von jüdischen und nicht-jüdischen Studierenden initiiert worden sei.
Blumenthal betonte: »Wir haben nach dem Überfall der Hamas auf Israel und der furchtbaren Eskalation des Krieges in Gaza versucht, Betroffene auch auf emotionaler Ebene anzusprechen.« So soll die von der Hochschule in Auftrag gegebene Klanginstallation mit dem Titel »Mo(u)rning« eine gemeinsame Form der Trauer und des Gesehenwerdens ermöglichen. Die Installation war am 7. November vergangenen Jahres erstmals an der Uni zu hören.