Berlin

Hisbollah marschiert auf

Al-Quds-Tag 2013 in Berlin Foto: Gregor Zielke

Eine unübersehbare Gruppe von Feinden Israels zog am Samstag über den Kurfürstendamm in Berlin. Anlass war der Al-Quds-Tag, zu deutsch »Internationaler Jerusalemtag«, mit dem seit 1979 aufgrund einer Idee des damaligen iranischen Revolutionsführers Ayatollah Chomeini die »legitimen Rechte des muslimischen palästinensischen Volkes« gestärkt werden sollen.

So ging es denn auch zu: Neben palästinensischen Fahnen waren vor allem solche der Hamas, des Iran und Syriens zu sehen. Besonders häufig allerdings, offenbar in Reaktion auf das halbherzige Verbot ihres militärischen Arms seitens der EU, auch Fahnen der Hisbollah. Aus den Lautsprecherwagen erfuhr man, nicht die Hisbollah sei terroristisch, sondern »die Zionisten«.

aufmarsch Nach Polizeiangaben waren es etwa 1000 Demonstranten, die an dem antisemitischen Aufmarsch teilnahmen. Veranstalter war auch in diesem Jahr die »Quds AG« um den Berliner Geschäftsmann Jürgen Grassmann. Über Lautsprecher wurden ständig Parolen durchgegeben, die wohl verhindern sollten, dass aus dem Pulk heraus Verbotenes gerufen wurde. Erlaubt scheint der Ruf »Zionisten – Kindermörder!« zu sein; jedenfalls wurde er der Menge vom Lautsprecherwagen aus vorgegeben.

Wenn kleinere Gruppen von Antifaschisten mit Israelfahnen in die Nähe der Al-Quds-Marschierer gerieten, hatten die Ordner jede Menge zu tun, wutentbrannt herausstürmende Männer zurückzuhalten, die bereit waren, auf die »Zionisten« loszugehen. Dennoch sei es zu Körperverletzungen gekommen, teilte die Polizei mit.

gegenkundgebung Die proisraelischen Demonstranten gehörten zu zwei Gegenkundgebungen, die in Sichtweite des Aufmarschs stattfanden. Etwa 250 Teilnehmer kamen zusammen. Auch der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, demonstrierte. Die frühere CDU-Bundestagsabgeordnete und DDR-Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld und der Vorsitzende der Berliner Linken, Klaus Lederer, nahmen ebenfalls teil. Aufgerufen hatten unter anderem das American Jewish Committee (AJC) und das Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA).

Auf der Kundgebung sprach auch Sergey Lagodinsky, Mitglied der Repräsentantenversammlung der Berliner Jüdischen Gemeinde und Bundestagskandidat der Berliner Grünen. »Egal, woher wir kommen und was wir politisch vertreten«, sagte Lagodinsky, »wir sind uns in einem einig: Der Hass, welcher uns von der anderen Seite des Ku’damm entgegenweht, hat keinen Platz in Deutschland und erst recht nicht in unserem Berlin.«

Verteidigung

Bundeswehr nimmt Raketenwehrsystem Arrow 3 in Betrieb

Deutschland baut als Reaktion auf die Bedrohung durch Russland die Luftverteidigung aus und hat ein System in Israel beschafft. Es soll feindliche Flugkörper schon in größter Höhe zerstören können

von Carsten Hoffmann  03.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  03.12.2025 Aktualisiert

Medien

»Antisemitische Narrative«: Vereine üben scharfe Kritik an Preis für Sophie von der Tann

Die Tel-Aviv-Korrespondentin der ARD soll mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt werden

 03.12.2025

Prozess

Opfer des Attentats am Holocaust-Mahnmal hörte »Allahu akbar«-Ruf

Dem spanischen Touristen Iker M. wurde im Februar von einem 19-jährigen Syrer beim Besuch des Berliner Holocaust-Mahnmals mit einem Messer in die Kehle geschnitten. Vor Gericht berichtete er von Angstzuständen, die er seitdem hat

 03.12.2025

Nach Eklats

Präsidentin der TU Berlin abgewählt

Sie war einst im Beraterkreis des damaligen Kanzlers Olaf Scholz und sorgte immer wieder für Kontroversen. Nun ist Geraldine Rauch als TU-Präsidentin abgewählt. Ihre Nachfolgerin ist keine Unbekannte

 03.12.2025

Ehrung

»Ahmad Mansour kämpft nicht gegen Symptome, sondern gegen Ursachen«

Der Islamismusexperte Ahmad Mansour wurde mit dem Hanns-Martin-Schleyer-Preis ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Wir dokumentieren die Rede

von Josef Schuster  03.12.2025

Analyse

Der Kanzler in Israel: Antritt mit Spannung

Friedrich Merz besucht am Samstag Israel. Die Beziehungen beider Länder sind so strapaziert wie selten zuvor. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an die Reise des Bundeskanzlers

von Joshua Schultheis  03.12.2025

Berlin

Prozess um Attentat am Holocaust-Mahnmal fortgesetzt

Das überlebende Opfer, der 31-jährige spanische Tourist Iker M., wollte am Mittwoch persönlich vor dem Kammergericht aussagen

 03.12.2025

Verteidigung

Merz und Pistorius nicht bei Einführung von »Arrow 3«

Die Bundesregierung hatte immer wieder betont, wie wichtig das israelische Raketenabwehrsystem für Deutschlands Sicherheit sei

 03.12.2025