MEINUNG

Herdprämie für Besserverdiener

Das Konzept des Betreuungsgeldes für Eltern, die ihre Kinder in den ersten Jahren nicht in einer Kinderkrippe oder -tagesstätte betreuen lassen, verfolgt, wie ich meine, vor allem zwei Absichten: Zum einen solle es die Kommunen aus ihrer Pflicht entlassen, geeignete Einrichtungen zu schaffen. Zum anderen bedient es das alte Modell der Mutter, die am heimischen Herd zu bleiben hat. Denn die Anzahl von Vätern, die zu Hause bleiben, um für 150 Euro monatlich den Fulltime-Job der Kinderbetreuung zu leisten, wird sich im kaum messbaren Bereich bewegen. Für eine Familie, die sich ohnehin eine private Kinderbetreuung leisten kann, ist das Betreuungsgeld ein netter Zuschuss.

fragen Wie aber wirkt sich das Modell auf eine Frau aus, die darum kämpft, für ihre Kinder da zu sein und gleichzeitig ihrem Beruf nachzugehen? Wie werden Behörden reagieren, wenn Familien Zuschüsse für Krippenplätze benötigen, damit beide Eltern arbeiten können, um Geld zu verdienen, Beiträge zur Rentenversicherung zu leisten, sich gar selbst zu verwirklichen? Es wird für eine Behörde verführerisch sein, zu bescheiden, dass einer zu Hause bleiben und Betreuungsgeld beantragen soll. Und wer wird zu Hause bleiben, wenn nicht die Frau?

Kindern tut es erwiesenermaßen gut, frühzeitig mit anderen Kindern zusammenzukommen, sie lernen vom sozialen Miteinander. Kinder aus Familien, in denen kaum Deutsch gesprochen wird, haben in Krippen und Kindergärten viel bessere Chancen bei der Sprachentwicklung. Maßnahmen der Frühförderung können dort in Gang gesetzt werden, Fälle von Gefährdung des Kindeswohls werden hier eher bemerkt als in der häuslichen Anonymität.

Arroganz Wenn jedoch das Betreuungsgeld eingeführt wird, ist das Ansinnen, es jenen Eltern vorzuenthalten, die für ihren Lebensunterhalt nicht selbst aufkommen können, eindeutig diskriminierend. Die sogenannten Hartz-IV-Eltern unter Generalverdacht zu stellen, sie gäben das Geld ohnehin nur für Tabak oder Spirituosen aus, zeugt von Arroganz: Als würden Wohlhabende nicht rauchen und trinken! Als wären Menschen, die materielle Hilfe vom Staat brauchen, nicht um das Wohl ihrer Kinder besorgt! Als wollten nicht auch sie die beste Erziehung für ihre Kinder!

Dass sozial schwache Eltern – zum Teil im Kampf gegen Behörden – darum bemüht sind, ihren Kindern die beste Bildung zu ermöglichen, das erlebe ich täglich in meiner Arbeit.


Die Autorin leitet die Sozialabteilung der Jüdischen Gemeinde Frankfurt/Main.

Meinung

Die AfD schreckt vor nichts mehr zurück

Im Bundestag bagatellisiert die AfD sogar den Völkermord an bosnischen Muslimen 1995, um gegen Muslime in Deutschland zu hetzen

von Michael Thaidigsmann  11.07.2025

Berlin

AfD-Eklat im Bundestag bei Debatte über Völkermord

Der Bundestag unterbricht seine Haushaltsberatungen für eine Diskussion zum Gedenken an das Kriegsverbrechen in Srebrenica vor 30 Jahren. Bei AfD-Reden kommt es zum Skandal

 11.07.2025

Justiz

Berufung wegen antisemitischer Inhalte auf X zurückgewiesen

Das Landgericht hatte die Klage im Juni 2024 mit Verweis auf fehlende internationale Zuständigkeit abgewiesen

 11.07.2025

Ravensbrück

Familie von KZ-Überlebender erhält Ring zurück

Im Frühjahr war es demnach einer Freiwilligen gelungen, die Familie von Halina Kucharczyk ausfindig zu machen

 11.07.2025

Thüringen

Voigt für deutsch-israelisches Jugendwerk in Weimar

Er führe dazu Gespräche mit israelischen Partnern, die bereits Interesse an einer Ansiedlung in Thüringen signalisiert hätten

 11.07.2025

Washington D.C.

US-Behörde wartet auf Daten zu attackierten Iran-Atomanlagen

In welche Tiefen drangen die bunkerbrechenden Bomben in die iranischen Atomanlagen vor? Die für die Entwicklung der Bomben zuständige Behörde hat darauf noch keine Antwort

 11.07.2025

Sarajevo/Berlin

Rabbiner: Srebrenica-Gedenken in Deutschland besonders wichtig

8.000 Tote und eine Wunde, die nicht verheilt: Heute gedenkt die Welt der Opfer des Massakers von Srebrenica. Das liberale Judentum sieht eine gemeinsame Verantwortung - auch bei der deutschen Erinnerungskultur

 11.07.2025

Brüssel

EU baut Drohkulisse gegen Israel auf

Die EU will Israel zu einer besseren humanitären Versorgung der Menschen in Gaza drängen - und präsentiert das Inventar ihrer Daumenschrauben

 11.07.2025

Berlin

Mehr Verfahren wegen Antisemitismus eingeleitet

Die Berliner Staatsanwaltschaft bearbeitet Hunderte Fälle mit antisemitischem Hintergrund

 11.07.2025