Meinung

Hellersdorf ist überall

Alexander Hasgall Foto: Amin Akhtar

Flüchtlingsheime sind Juden in Deutschland nichts Fremdes. Viele der Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion haben Deutschland zuerst als Bewohner solcher Unterkünfte kennengelernt. Auch sie fühlten sich in einigen Fällen von ihren neuen Nachbarn eher bedroht als willkommen. Daran gilt es sich zu erinnern, wenn wie jetzt in Berlin-Hellersdorf eine Anwohnerinitiative zusammen mit Neonazis und Rechtspopulisten Stimmung gegen ein Wohnheim für Asylbewerber macht, die an diesem Ort eröffnet wurde.

rostock Dass in solch einer Situation Solidarität mit Flüchtlingen gezeigt wird, gehört zum Grundverständnis der Juden in Deutschland. Es war Ignatz Bubis, der 1992 kurz nach dem Pogrom gegen Flüchtlinge in Rostock-Lichtenhagen die Ostseestadt besuchte, während sich der Rest der politischen Elite vor allem um den »Ruf Deutschlands« sorgte und dann das Grundrecht auf Asyl einschränkte. Mit klaren Worten protestierte der damalige Präsident des Zentralrats gegen diesen Schritt.

Solche Zeichen bleiben auch heute wichtig. Es sind nicht alleine »klassische« rechtsradikale Gruppen wie die NPD, die gegen Flüchtlinge hetzen. In Berlin waren es auch die Rechtspopulisten um Pro Deutschland, die ein Klima des Hasses schürten. Zugleich führt die Wirtschaftskrise in Europa dazu, dass aggressive Fremdenfeindlichkeit auch anderswo zunimmt, etwa in Griechenland oder in Italien. Dass dann zugleich antisemitische Verschwörungstheorien vertreten werden, wundert nicht.

grundwerte Es reicht aber nicht, nur bei der Gefahr von Übergriffen die Stimme zu erheben. Im Umgang mit Menschen, die hier Sicherheit und ein Auskommen suchen, erweist sich, ob sich Europa tatsächlich den humanitären Grundwerten verpflichtet fühlt, auf die es sich bezieht. Es sind schon Tausende von Menschen beim Versuch, das Mittelmeer zu überqueren, gestorben. Wer es geschafft hat, kommt in Auffanglager auf Lampedusa und anderswo, die kaum ein menschenwürdiges Leben ermöglichen. Hier muss Deutschland mehr Solidarität zeigen – auch mit den südeuropäischen Ländern.

Mit einer solidarischen Asylpolitik lassen sich selten Wähler gewinnen, doch gerade im Umgang mit dem vermeintlich »Fremden« drücken sich die Werte und Prinzipien einer Gesellschaft aus. Wer, wie die Juden in Deutschland, selbst die Geschichte von Emigration und Immigration erlebt hat, weiß das am besten.

Der Autor ist Historiker und Publizist in Berlin.

Frankfurt am Main

Jüdischer Gemeindevorsitzender: Israel wird dämonisiert

Niemand könne ernsthaft bestreiten, dass die Lage im Gaza-Streifen entsetzlich sei. Verantwortlich hierfür sei jedoch die Hamas, die diese Situation vorsätzlich herbeigeführt habe, so Graumann

 18.08.2025

Krieg

Alaska-Gipfel mit Trump: Wie Putin sich durchsetzte

Zunächst sieht es so aus, als habe das Treffen zwischen US-Präsident Trump und Russlands Staatschef Putin kaum ein Ergebnis gebracht. Doch am Tag danach wird deutlich: Es gibt einen Sieger

von Ulrich Steinkohl  18.08.2025 Aktualisiert

Frankfurt am Main

Linksjugend Frankfurt löscht antisemitischen Post

In dem Eintrag war bedauert worden, dass eine israelische Jugendgruppe nicht aus einem fliegenden Flugzeug geworfen wurde

 18.08.2025

Washington D.C.

USA: Keine Visa mehr für Bürger aus Gazastreifen

Außenminister Marco Rubio begründet seine Entscheidung damit, dass einige der Organisationen, die an der Beschaffung der Visa beteiligt waren, enge Verbindungen zur Hamas hätten

 18.08.2025

Faktencheck

Hat Friedrich Merz einen X-Post zur AfD gelöscht?

 17.08.2025

Forum

Leserbriefe

Kommentare und Meinungen zu aktuellen Themen der Jüdischen Allgemeinen

 17.08.2025

Anchorage

Trump beruhigt Ukraine vor Gipfel mit Putin

Historischer Alaska-Gipfel: US-Präsident Trump und Kremlchef Putin kommen dreieinhalb Jahre nach Kriegsbeginn in der Ukraine zusammen. Es steht viel auf dem Spiel - passieren kann alles

von Benno Schwinghammer  15.08.2025

Dialog

Kurdisch-jüdischer Kongress in Berlin

Die Tagung bringt jüdische und kurdische Akteure aus Politik, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Medien zusammen

 15.08.2025

Épinay-sur-Seine

Gedenkbaum für zu Tode gefolterten Juden gefällt

Ein jüdischer junger Mann wird in Frankreich entführt und so schwer missbraucht, dass er stirbt. Jahre später erinnert ein Baum an ihn. Doch Unbekannte machen sich daran zu schaffen

 15.08.2025