Meinung

Hate Speech im Akkord

Vor einiger Zeit gab der Jüdische Weltkongress (WJC) beim israelischen Monitoring-Unternehmen Vigo Social Intelligence eine Studie in Auftrag. Die Mitarbeiter in Tel Aviv untersuchten daraufhin wochenlang Millionen Internet-Kommentare in 20 Sprachen. Mit modernster Technologie scannten sie Twitter, Facebook, YouTube, Instagram, Blogs und andere soziale Medien auf der Suche nach antisemitischen Posts. Vergangene Woche wurde nun in New York das Ergebnis bekannt gegeben.

Es lässt aufhorchen. Rund 382.000 Hass-Postings spürte man für das Jahr 2016 auf. Das Ergebnis – es soll bei der WJC-Vollversammlung Ende April in New York ausführlich vorgestellt werden – scheint sogar die Auftraggeber zu überraschen. Man sei sich dessen bewusst gewesen, dass der Antisemitismus im Internet zunimmt, sagt WJC-Geschäftsführer Robert S. Singer, aber diese Zahl zeige, wie alarmierend die Situation ist.

betreiber Doch was heißt 382.000 Posts pro Jahr? Große Zahlen sind abstrakt. Um sie greifbar zu machen, hat der Jüdische Weltkongress diese Zahl heruntergebrochen: Alle 83 Sekunden wird ein antisemitischer Post ins Netz gestellt. Das heißt: unentwegt. Es wird am laufenden Band gehetzt. Die Betreiber von Social-Media-Netzwerken unternehmen zu wenig dagegen, trotz regelmäßiger Beteuerungen, sie seien kein Ort für die Verbreitung antisemitischer Ansichten.

Dass der Jüdische Weltkongress die Zahl herunterbrechen musste, zeigt: Das Ausmaß des Hasses im Internet ist nicht im Bewusstsein der Verantwortlichen.

politik Zum Glück gibt es aus der Politik immer wieder Signale, die zeigen, dass zumindest dort die Brisanz des Themas gesehen wird. So hat Bundesjustizminister Heiko Maas vor zwei Wochen angekündigt, härter gegen soziale Netzwerke vorzugehen, die nicht genug gegen Hassbotschaften unternehmen. Facebook, Twitter und Co. sollen endlich zum Handeln verpflichtet werden. Wenn sie beleidigende Postings nicht löschen oder sperren, werden sie bald hohe Strafen zahlen müssen. So jedenfalls sieht es ein Gesetzesentwurf vor.

Der Jüdische Weltkongress betont, dass bei der Studie sogenannte israelkritische Kommentare nicht mitgezählt wurden. Man möchte sich nicht vorstellen, wie hoch die Zahl der Postings sonst ausgefallen wäre.

Meinung

Die neue AfD-Jugendpartei ist kein bisschen weniger extrem

Die »Junge Alternative« wurde durch die »Generation Deutschland« abgelöst. Doch die Neuordnung der AfD-Jugendorganisation diente keineswegs ihrer Entradikalisierung

von Ruben Gerczikow  02.12.2025

Berlin

Zentrum für Politische Schönheit errichtet »Walter Lübcke Memorial« vor CDU-Zentrale

Am Freitag soll außerdem eine Gedenkveranstaltung mit Michel Friedman durchgeführt werden

 02.12.2025

Berlin

Israel-Flagge vor Rotem Rathaus eingeholt

Nach mehr als zwei Jahren wurde die Fahne am Dienstag vom Mast geholt. Die Hintergründe

 02.12.2025

Berlin

Steinmeier erinnert an Stiftungsgründung für NS-Zwangsarbeiter

Im Jahr 2000 gründeten die deutsche Wirtschaft und der Bund nach langem Vorlauf die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft. Millionen NS-Opfer erhielten zumindest einen symbolischen Betrag

 02.12.2025

Rechtsextremismus

Fragezeichen nach skurriler Rede bei AfD-Jugendkongress 

Wer steckt hinter dem mysteriösen Auftritt des Mannes, der mit einer Rede im Hitler-Stil den Gründungskongress der AfD-Jugend aufmischte? Ihm droht der Parteiausschluss

von Jörg Ratzsch  01.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert

Kommentar

Schiedsgerichte sind nur ein erster Schritt

Am 1. Dezember startet die Schiedsgerichtsbarkeit NS-Raubkunst. Doch es braucht eine gesetzliche Regelung auch für Werke in Privatbesitz, meint unser Gastautor

von Rüdiger Mahlo  01.12.2025

Das Ausmalbuch "From the river to the sea" in einer Buchhandlung in Zürich.

München

Hugendubel streicht antisemitisches Kinderbuch aus Sortiment

»Sofort nach Kenntnisnahme über dessen Existenz« sei das Malbuch entfernt worden, heißt es aus dem Unternehmen

 01.12.2025

Berlin

Karoline Preisler bei Marsch gegen Antisemitismus

»Es ist ganz besonderer Marsch, weil Männer Frauen und Kinder, Menschen aus ganz Deutschland und darüber hinaus zusammengekommen sind«, sagt die Juristin und Politikerin

 01.12.2025