Meinung

Hand aufs Herz und Respekt vor Religion

Es ist eine seltsame Sehnsucht, der neu erwachte Wunsch nach partiell-intensivem Körperkontakt mit Muslimen, bei gleichzeitig steigender Islamfeindlichkeit allerorten. Das dokumentieren die vielen Fälle der vergangenen Monate. In Schweden musste ein muslimischer Politiker zurücktreten, nachdem er einer Journalistin die Hand nicht gegeben hatte, die CDU-Politikerin Julia Klöckner ließ einen Termin platzen, weil ein Imam ihr nicht die Hand reichen wollte, und in Gladbach weigerte sich ein Arzt, eine Muslimin weiter zu behandeln, nachdem diese ihm den Handschlag verweigert hatte.

Im Kanton Basel-Land in der Schweiz wurde mittlerweile sogar amtlich verordnet, dass künftig alle Schüler ihre Lehrerinnen mit Handschlag zu begrüßen haben. Eine derartige Doktrin gab es bis dato nur in der DDR! Das sollte eigentlich zu denken geben.

imam Im aktuellen Fall an einer Berliner Privatschule eskalierte ein Elterntermin nach einem verweigerten Handschlag. Ein Imam und seine Frau waren zu einem Gespräch erschienen, bei dem jedoch der Imam der Lehrerin zur Begrüßung die Hand verweigerte. Seine Begrüßungsgeste, Hand aufs Herz und Kopfnicken, wurde von der deutschen Pädagogin nicht akzeptiert; sie bestand auf die Hand, und als der Imam dies freundlich erklärend weiterhin verweigerte, brach sie das Gespräch ab. Eine pädagogische Meisterleistung! Die Neuköllner Bezirksbürgermeisterin stellte sich hinter die Lehrerin, und durch die Zeitungen geistern die Worte Islam und Frauenfeindlichkeit.

Es ist zum Davonlaufen. Müssen sich nun eigentlich künftig alle anfassen, um gegenseitig Respekt zu zeigen? Hätte die Lehrerin bei einer jüdisch-orthodoxen Familie eigentlich auch so reagiert? Und was hätte die Bezirksbürgermeisterin da gemacht? Wie wäre ihre Reaktion gewesen bei zurückhaltend nickenden Asiaten? Oder bei jemandem, der einfach Angst vor ansteckenden Krankheiten hat?

Und warum wird, wenn bestimmte Menschen sich aus welchen Gründen auch immer (man darf die Gründe gerne falsch oder absurd finden) dazu entschließen, nur Menschen gleichen Geschlechts zu berühren, das ausschließlich als frauenfeindlich kategorisiert? Gerade die Frauenbewegung hat doch lange dafür gekämpft, dass man selbst bestimmt, wann man wo von wem wie angefasst wird. Soll das für Muslime oder orthodoxe Juden nicht gelten? Merke: Mein Bauch gehört mir. Meine Hand auch.

Die Autorin ist Schriftstellerin in Heidelberg.

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  19.11.2025

Stuttgart

Polizei plant Großeinsatz bei Maccabi-Spiel

Vor den Europa-League-Auftritten gegen Maccabi Tel Aviv sind der VfB Stuttgart und der SC Freiburg alarmiert. Ein Fan-Ausschluss wie zuletzt in Birmingham ist momentan nicht geplant

 19.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  19.11.2025

Kommentar

Danke, Berlin!

Die Entscheidung der Behörden, einem Hamas-Fanboy die Staatsbürgerschaft zu entziehen, sendet ein unmissverständliches und notwendiges Signal an alle Israelhasser. Mit Mahnwachen allein können wir die Demokratie nicht verteidigen

von Imanuel Marcus  19.11.2025

München

LMU sagt Veranstaltung zu palästinensischer Wissenschaft ab

Die Universität verwies in ihrer Stellungnahme darauf, dass es erhebliche Zweifel gegeben habe, »ob es sich um eine wissenschaftliche Veranstaltung auf dem erforderlichen Niveau gehandelt hätte«

 19.11.2025

Internet

Expertin: Islamisten ködern Jugendliche über Lifestyle

Durch weibliche Stimmen werden auch Mädchen von Islamistinnen verstärkt angesprochen. Worauf Eltern achten sollten

 19.11.2025

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  19.11.2025

Religion

Rabbiner: Macht keinen Unterschied, ob Ministerin Prien jüdisch ist

Karin Priens jüdische Wurzeln sind für Rabbiner Julian-Chaim Soussan nicht entscheidend. Warum er sich wünscht, dass Religionszugehörigkeit in der Politik bedeutungslos werden sollte

von Karin Wollschläger  19.11.2025

Riad/Istanbul

Scheinbar doch kein Treffen zwischen Witkoff und Hamas-Führer

Es geht um die Umsetzung der nächsten Schritte des Trump-Plans. Den zentralen Punkt der Entwaffnung der Hamas lehnt die Terrororganisation ab

 19.11.2025 Aktualisiert