Meinung

Greta ist kein Vorbild mehr

Ich musste mir die Postings von Fridays for Future International und Greta Thunberg ganz in Ruhe anschauen. Seit Jahren warne ich davor, wie stark der israelbezogene Antisemitismus in der internationalen Klimabewegung verankert ist. Und doch war ich erstaunt: Für einen kurzen Moment hatte ich gehofft, dass der grauenvolle Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober zur Selbstreflexion führen könnte.

War das naiv? Wer sonst so vehement Menschenrechte verteidigt, kann doch nicht Massenvergewaltigungen und die Ermordung ganzer Familien legitimieren? Fridays for Future hat in den vergangenen Jahren Hunderttausende junger Menschen mobilisiert. Und nun ist es Greta, die dafür sorgen könnte, dass Judenhass neue Zielgruppen erobert. Beim Klimaschutz appellieren die Aktivistinnen, auf die Wissenschaft zu hören, und nun verbreiten sie Verschwörungsideologien und Hamas-Propaganda?

Die letzten zwei Jahre zeigen, dass wir viel zu lange die Gefahren des Judenhasses verdrängt haben. Es wird eher mit dem Finger auf andere gezeigt, als selbstkritisch zu sein. Antisemitinnen? Das sind immer die anderen. Es sind vor allem Juden, die sich nach immer neuen Tabubrüchen zu Wort melden, weil der nötige Aufschrei ausbleibt. Wenn Kunstausstellungen antisemitische Stereotypen verbreiten, Menschenrechtsorganisationen Israel dämonisieren und Klimaaktivist*innen antisemitische Verschwörungsideologien propagieren, bereitet das den Boden für Gewalt.

Angesichts dieser Entgleisungen ist es wichtig, dass Fridays for Future Deutschland sich klar an die Seite Israels und an die Seite von Juden stellt. Nach dem Hamas-Angriff erleben wir gerade, dass Israel teilweise nicht einmal das Recht auf Selbstverteidigung zugestanden wird.

Fridays for Future International kann keine Bündnispartnerin mehr sein, solange man dem Antisemitismus in den eigenen Reihen nicht entschieden begegnet. Greta kann und sollte kein Vorbild mehr sein!

Die Autorin ist Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen.

Faktencheck

Hat Friedrich Merz einen X-Post zur AfD gelöscht?

 17.08.2025

Forum

Leserbriefe

Kommentare und Meinungen zu aktuellen Themen der Jüdischen Allgemeinen

 17.08.2025

Krieg

Alaska-Gipfel mit Trump: Wie Putin sich durchsetzte

Zunächst sieht es so aus, als habe das Treffen zwischen US-Präsident Trump und Russlands Staatschef Putin kaum ein Ergebnis gebracht. Doch am Tag danach wird deutlich: Es gibt einen Sieger

von Ulrich Steinkohl  16.08.2025

Anchorage

Trump beruhigt Ukraine vor Gipfel mit Putin

Historischer Alaska-Gipfel: US-Präsident Trump und Kremlchef Putin kommen dreieinhalb Jahre nach Kriegsbeginn in der Ukraine zusammen. Es steht viel auf dem Spiel - passieren kann alles

von Benno Schwinghammer  15.08.2025

Dialog

Kurdisch-jüdischer Kongress in Berlin

Die Tagung bringt jüdische und kurdische Akteure aus Politik, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Medien zusammen

 15.08.2025

Épinay-sur-Seine

Gedenkbaum für zu Tode gefolterten Juden gefällt

Ein jüdischer junger Mann wird in Frankreich entführt und so schwer missbraucht, dass er stirbt. Jahre später erinnert ein Baum an ihn. Doch Unbekannte machen sich daran zu schaffen

 15.08.2025

Hooligans

Fußball-Fans in Ungarn: Steinwürfe und Hass-Banner

Polnische Fußballfans haben in Ungarn israelische Maccabi-Haifa-Anhänger angegriffen. Grund sind gegenseitige heftige Provokationen. Die Vorgeschichte bleibt allerdings oft unerwähnt

 15.08.2025

Griechenland

Israelfeindliche Proteste gegen Passagiere auf Kreuzfahrtschiff

Im Hafen von Piräus müssen Hunderte Demonstranten von einem Großaufgebot der Polizei davon abgehalten werden, zur »Crown Iris« zu gelangen

 15.08.2025

Meinung

Rechtsextreme nicht gewähren lassen

Die AfD muss spüren: Wir sehen euch, wir widersprechen – und wir werden euch nicht gewähren lassen

von Tanya Yael Raab  15.08.2025