Der Göttinger Friedenspreis wird im nächsten Jahr doppelt vergeben. Ausgezeichnet werden der Holocaust-Überlebende Leon Weintraub sowie das Schulnetzwerk »Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage«, wie die Stiftung Dr. Roland Röhl am Donnerstag mitteilte. Die Preisverleihung ist für den 7. März 2026 im Deutschen Theater Göttingen geplant.
Weintraub, der 1926 im polnischen Lodz geboren wurde, überlebte mehrere Konzentrationslager, darunter Auschwitz, Groß-Rosen und Flossenbürg. Nach dem Krieg begann er in Göttingen ein Medizinstudium und setzte sich später unermüdlich für Erinnerung und Versöhnung ein. Hass und Rache lehne er ab, betont der heute 99-Jährige. Für sein Engagement wurde er bereits mit dem Bundesverdienstkreuz und der Paracelsus-Medaille der Bundesärztekammer geehrt. 2022 veröffentlichte der Göttinger Wallstein Verlag seine Memoiren »Die Versöhnung mit dem Bösen«.
Schulnetzwerk kämpft gegen Ausgrenzung
Das Projekt »Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage« wurde 1995 in Deutschland gegründet und gilt heute als das größte Schulnetzwerk im Bereich Antidiskriminierung. Schulen, die sich anschließen, verpflichten sich, aktiv gegen Rassismus, Mobbing und Diskriminierung vorzugehen. Voraussetzung ist die Unterstützung von mindestens 70 Prozent der Schulmitglieder. Die Initiative bietet Workshops und Projekte an, um Toleranz und Zivilcourage zu fördern.
»Beiden Preisträgern geht es vor allem darum, jungen Menschen die Gefahren von Rassismus und Antisemitismus vor Augen zu führen«, sagte der Juryvorsitzende Michael Brzoska. Weintraub wie das Schulprojekt setzten sich auf unterschiedliche Weise für Toleranz, Mitmenschlichkeit und gesellschaftlichen Zusammenhalt ein. Dies seien Grundlagen für nachhaltigen Frieden.
Preis wird seit 1999 verliehen
Der Göttinger Friedenspreis wird seit 1999 jährlich an Personen oder Organisationen verliehen, die sich wissenschaftlich oder praktisch für Frieden und gesellschaftliche Verständigung einsetzen. Stifter ist der Wissenschaftsjournalist Roland Röhl. Der 1997 gestorbene Chemiker befasste sich vor allem mit Fragen der Sicherheitspolitik sowie Konflikt- und Friedensforschung.