AFD

»Gewisse Schandtaten«

Wolfgang Gedeon wurde wegen antisemitischer Aussagen aus der AfD ausgeschlossen. Foto: dpa

Ich bin kein Antisemit.» Das teilt Wolfgang Gedeon, baden-württembergischer Landtagsabgeordneter der «Alternative für Deutschland» (AfD), auf seiner Website mit. Sehr wohl bezeichnet er sich aber in einer «Stellungnahme zur derzeitigen Medienkampagne gegen mich» als einen «dezidierten Antizionisten».

Am Dienstag hat der AfD-Bundesvorstand den Parteiausschluss Gedeons empfohlen. Letztlich zuständig ist der Landesverband, der jüngst mit 15 Prozent der Wählerstimmen in den Landtag einzog. Der Bundesvorstand zeigte sich «entsetzt», dass Gedeon die Schoa als «Zivilreligion des Westens» bezeichnet, wo doch nur an «gewisse Schandtaten» zu erinnern sei.

Schoa Dass diese Formulierung die Schoa verharmlost, bestreitet Gedeon: Es gebe doch auch in Yad Vashem eine «Halle der Schande». Und den Zionismus lehne er in Israel keinesfalls ab – «nicht zuletzt als geopolitisches Gegengewicht zum sich dort ausbreitenden Islamismus» –, aber in den USA und in Deutschland gebe es ihn in Form «einer lobbyistischen Politik, die unter missbräuchlicher Instrumentalisierung des Antisemitismus-Vorwurfs jüdische Partialinteressen in unverhältnismäßiger Weise gesellschaftlich durchzusetzen versucht».

Sein Parlamentsmandat will Gedeon behalten, und ob der Rauswurf des «Politikers, Autors, Mediziners, Philosophen» (Eigenbezeichnung) aus Partei und Fraktion wirklich erfolgen wird, steht noch nicht fest.

Kritik Sicher ist aber, dass auch der als moderat geltende AfD-Landesverband Baden-Württemberg sein Antisemitismusproblem nicht schnell loswird. Der AfD-Landtagsabgeordnete Heinrich Fiechtner etwa verteidigte seinen Fraktionskollegen: Es gebe hierzulande «eine abstruse Überhöhung des Holocaust-Gedenkens». Kritik von der Vorsitzenden der Israelitischen Religionsgemeinschaft, Barbara Traub, konterte Fiechtner: «Frau Traub sollte sich besser um die lebenden Juden kümmern, stattdessen hat sie sich noch für den Bau einer Moschee in Stuttgart-Feuerbach ausgesprochen.»

AfD-Landesvorsitzender Jörg Meuthen soll nach Medienberichten schon seit November 2013 über Gedeons Thesen informiert gewesen sein. Nun erklärte Meuthen, Antisemitismus habe in der AfD keinen Platz, bei der Landtagwahl im März sei die Partei schließlich mit zwei jüdischen Kandidaten angetreten.

Meinung

Die AfD schreckt vor nichts mehr zurück

Im Bundestag bagatellisiert die AfD sogar den Völkermord an bosnischen Muslimen 1995, um gegen Muslime in Deutschland zu hetzen

von Michael Thaidigsmann  11.07.2025

Berlin

AfD-Eklat im Bundestag bei Debatte über Völkermord

Der Bundestag unterbricht seine Haushaltsberatungen für eine Diskussion zum Gedenken an das Kriegsverbrechen in Srebrenica vor 30 Jahren. Bei AfD-Reden kommt es zum Skandal

 11.07.2025

Justiz

Berufung wegen antisemitischer Inhalte auf X zurückgewiesen

Das Landgericht hatte die Klage im Juni 2024 mit Verweis auf fehlende internationale Zuständigkeit abgewiesen

 11.07.2025

Ravensbrück

Familie von KZ-Überlebender erhält Ring zurück

Im Frühjahr war es demnach einer Freiwilligen gelungen, die Familie von Halina Kucharczyk ausfindig zu machen

 11.07.2025

Thüringen

Voigt für deutsch-israelisches Jugendwerk in Weimar

Er führe dazu Gespräche mit israelischen Partnern, die bereits Interesse an einer Ansiedlung in Thüringen signalisiert hätten

 11.07.2025

Washington D.C.

US-Behörde wartet auf Daten zu attackierten Iran-Atomanlagen

In welche Tiefen drangen die bunkerbrechenden Bomben in die iranischen Atomanlagen vor? Die für die Entwicklung der Bomben zuständige Behörde hat darauf noch keine Antwort

 11.07.2025

Sarajevo/Berlin

Rabbiner: Srebrenica-Gedenken in Deutschland besonders wichtig

8.000 Tote und eine Wunde, die nicht verheilt: Heute gedenkt die Welt der Opfer des Massakers von Srebrenica. Das liberale Judentum sieht eine gemeinsame Verantwortung - auch bei der deutschen Erinnerungskultur

 11.07.2025

Brüssel

EU baut Drohkulisse gegen Israel auf

Die EU will Israel zu einer besseren humanitären Versorgung der Menschen in Gaza drängen - und präsentiert das Inventar ihrer Daumenschrauben

 11.07.2025

Berlin

Mehr Verfahren wegen Antisemitismus eingeleitet

Die Berliner Staatsanwaltschaft bearbeitet Hunderte Fälle mit antisemitischem Hintergrund

 11.07.2025