Interview

»Geschichte wiederholt sich«

Herr Shalicar, an Purim feiern wir unsere Errettung vor der Vernichtung im alten Persien. Ist das Fest für Sie als persischer Jude besonders wichtig?
Ich bin säkular aufgewachsen, deshalb sind die Feiertage für mich grundsätzlich nicht von allzu großer Bedeutung. Dennoch bin ich natürlich ein sehr stolzer Jude und froh darüber, zum jüdischen Volk zu gehören. Gerade an Purim fühle ich die Verbindung zu unseren jüdischen Brüdern und Schwestern im Persien vor über 2000 Jahren. Und wie bei vielen Juden aus dem Land ist auch meine persische Identität stark ausgeprägt.

Wie macht sich das bemerkbar?
Die persische Kultur mit ihrer Sprache, ihrem Essen und ihrer Kunst ist mir sehr nah. Als mein Vater 1974 den Iran Richtung Deutschland verließ, hatte er außer einem kleinen roten Perserteppich nur das Notwendigste dabei. Zur Wahrheit gehört aber leider ebenso, dass Juden von Persern zu jeder Zeit immer auch diskriminiert wurden. Das beliebte persische Sprichwort »Ein nasser Hund ist besser als ein trockener Jude« bringt dies auf den Punkt. Unsere existenzielle Gefährdung in dem Land reicht von der Zeit Hamans und Esthers bis in die Gegenwart. Vergangene Woche hat sich das wieder einmal gezeigt.

Sie meinen das von der israelischen Armee gestoppte Schiff mit iranischen Raketen, die für die Hamas im Gazastreifen bestimmt waren?
Ja, die israelische Marine hat den Frachter am vergangenen Mittwoch im Roten Meer aufgegriffen. Er war mit Dutzenden Raketen beladen, die in Syrien hergestellt wurden. Die Raketen hätten Millionen Israelis gefährden können, wenn wir das Schiff nicht entdeckt hätten. Fakt ist: Damals wollte Haman uns vernichten. Heute ist es das Mullah-Regime in Teheran, das uns auszulöschen versucht.

In gewisser Weise kehrt die Purimgeschichte also wieder?
Absolut. Geschichte wiederholt sich, aber nie in derselben Weise, sondern in veränderter Form. In Israel erleben wir – besonders auch an unseren Grenzen – sehr stark, dass das Regime in Teheran den Terror fördert. In Syrien und im Libanon etwa schmuggelt die Hisbollah Raketen, die dann auf Israel abgeschossen werden. Darauf müssen und werden wir reagieren. Für mich persönlich lautet die Lehre aus der Geschichte: Wir müssen selbst für uns eintreten – sonst tut es keiner.

Viele persische Juden außerhalb Irans träumen davon, einmal im Leben in das Land ihrer Eltern reisen zu können. Wie ist das bei Ihnen?
Selbstverständlich möchte auch ich irgendwann einmal das Land meiner Eltern sehen. Aus politischen Gründen war das bisher nicht möglich. Ich wünsche Israel, dem Westen und nicht zuletzt auch dem persischen Volk selbst eine Änderung der Situation. Das ist ja der Geist von Purim: Das Wichtigste ist, dass ein Volk in Freiheit und Würde leben kann – sonst ist alles nichts.

Mit dem Buchautor und Sprecher der israelischen Armee sprach Philipp Peyman Engel.

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