Einspruch

Genau der richtige Ansatz

Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus Foto: Gregor Zielke

Einspruch

Genau der richtige Ansatz

Felix Klein plädiert dafür, den Begriff »Rasse« aus dem Grundgesetz zu streichen

von Felix Klein  18.06.2020 10:47 Uhr

»Es ist Zeit, dass wir Rassismus verlernen.« Für diesen Satz und den damit verbundenen Vorstoß, den Begriff »Rasse« aus dem Grundgesetz zu streichen, haben die Grünen Robert Habeck und Aminata Touré viel Zustimmung erhalten. Zu Recht. Denn der Begriff ist ein soziales Konstrukt. »Rasse« ist keine anthropologisch oder gar humangenetisch begründbare Kategorie.

Es ehrt die Väter und Mütter unseres Grundgesetzes, dass sie dem Rassenwahn der Nazis etwas entgegensetzen wollten. Letztlich sind sie damit aber einer unsinnigen Rassetheorie aufgesessen. Jetzt, mehr als 75 Jahre nach Kriegsende, ist es Zeit, das zu ändern.

diskriminierung Das ist auch deswegen so wichtig, weil Betroffene rassistischer Diskriminierung gezwungen werden, einen Begriff zu verwenden, der an sich hoch problematisch ist, und sich einer »Rasse« zuzuordnen.

Es ist höchste Zeit, das anzugehen, nicht zuletzt auch deshalb, weil die Rassifizierung von Antisemitismus dem Holocaust Vorschub geleistet hat.

Es ist höchste Zeit, das anzugehen, nicht zuletzt auch deshalb, weil die Rassifizierung von Antisemitismus dem Holocaust Vorschub geleistet hat. Die Nürnberger Rassengesetze waren der erste Höhepunkt dieser fatalen Kombination aus Antisemitismus und Rassismus durch die Nazis. Genau diese Verbindung sollten wir uns vor Augen führen – und sie klar benennen.

Das Grundgesetz ist lebendig. Es muss daher immer wieder auf Aktualität und Lebenswirklichkeit überprüft werden. Dass es auch rechtswissenschaftlich kaum möglich ist, diesen Begriff zu definieren, zeigt einmal mehr, wie hinfällig er ist.

prävention Sicher ist aber auch: Die sprachliche Veränderung allein reicht nicht aus. Vielmehr müssen wir alles daransetzen, um der rassistischen Diskriminierung, die eine Realität in Deutschland ist, durch Prävention und Strafverfolgung entgegenzutreten.

Rassismus zu verlernen, ist daher genau der richtige Ansatz: Wenn wir den Begriff streichen, dann rückt er auch in den Hintergrund. Das kann einen nachhaltigen Effekt haben – psychologisch und politisch. Beginnen wir beim Grundgesetz.

Der Autor ist Bundesbeauftragter für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus.

Jerusalem

Merz trifft Netanjahu und besucht Holocaust-Gedenkstätte

Es ist einer der wichtigsten Antrittsbesuche von Kanzler Merz - aber auch einer der schwierigsten. In den Beziehungen zu Israel gab es in den letzten Monaten einige Turbulenzen

von Michael Fischer  06.12.2025

Akaba/Jerusalem

Merz zu Nahost-Reise aufgebrochen: Antrittsbesuch in Israel 

Das Renten-Drama ist überstanden, jetzt geht es für den Kanzler erstmal ins Ausland. Heute und morgen steht ein besonderer Antrittsbesuch auf seinem Programm

 06.12.2025

Wien

EBU: Boykott hat keine Folgen für Finanzierung des ESC 2026

Der Gesangswettbewerb steht unter Druck. Die Boykott-Welle hat laut der Europäischen Rundfunkunion aber keine Auswirkungen auf dessen Finanzierung. Es werden aktuell rund 35 Staaten erwartet

 05.12.2025

Offenbach

Synagoge beschmiert, Kinder durch Graffiti eingeschüchtert

Rabbiner Mendel Gurewitz: »Ich war der Meinung, dass wir hier in Offenbach mehr Toleranz zwischen den unterschiedlichen Kulturen und Religionen haben als etwa in Frankfurt oder in anderen Städten.«

 05.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  05.12.2025

Washington D.C.

Trump plant Übergang in Phase II des Gaza-Abkommens

Der nächste große Schritt erfolgt dem Präsidenten zufolge schon bald. Ein »Friedensrat« soll noch vor Weihnachten präsentiert werden

 05.12.2025

Berlin

Linken-Chef empört über Merz-Reise zu Netanjahu

Jan van Aken regt sich darüber auf, dass er Bundeskanzler Ministerpräsident Netanjahu treffen wird

 05.12.2025

Köln

Trotz Kritik: Sophie von der Tann erhält Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis

»Keine Auszeichnung für Propaganda und Antisemitismus« steht während der Preisvergabe auf einem Transparent, das Demonstranten vor dem WDR-Funkhaus tragen

 05.12.2025

Genf

Entscheidung gefällt: Israel bleibt im Eurovision Song Contest

Eine Mehrheit der 56 Mitgliedsländer in der European Broadcasting Union stellte sich am Donnerstag gegen den Ausschluss Israels. Nun wollen Länder wie Irland, Spanien und die Niederlande den Musikwettbewerb boykottieren

von Michael Thaidigsmann  04.12.2025