Einspruch

Gefährliche Verbündete

Die geplante Lieferung deutscher U-Boote an Ägypten – die Kanzlerin Merkel nun noch einmal überdenken will – weckt in Israel zu Recht große Besorgnis. Noch hält der ägyptische Präsident Mursi den Burgfrieden mit dem Militär und stellt den bröckelnden Friedensvertrag mit dem jüdischen Staat nicht grundsätzlich infrage. Doch wird sich das Kräfteverhältnis in Ägypten immer mehr zugunsten der islamistischen Muslimbruderschaft verschieben. Israel erwächst am Nil ein fanatischer Feind.

Ägypten in dieser Situation moderne Waffen zu liefern, ist hoch riskant. Dabei ist das Kalkül, das Land auf diesem Wege an den Westen zu binden, nicht abwegig. Die ägyptische Rüstung ist in höchstem Maße vor allem von den USA abhängig und damit ein Hauptinstrument, Kairo bei der Stange zu halten. Doch mit seiner neuen, freigebigen Waffenexportpolitik verfolgt Berlin noch andere als nur dieses hehre Ziel. Um möglichst nie wieder Soldaten in Krisenregionen schicken zu müssen, will Deutschland vermeintlich stabilisierende regionale Ordnungsmächte hochrüsten.

erzrivalen Im Nahen Osten setzt man dabei auf die sunnitischen arabischen Mächte, die ihren Erzrivalen, den schiitischen Iran, eindämmen sollen. Deutsche Panzerlieferungen an Saudi-Arabien weisen ebenso in diese Richtung wie der Deal mit Ägypten. Mursi nährte zuletzt westliche Hoffnungen, als er Vereinnahmungsversuche Teherans brüsk zurückwies. Doch dass sich der sunnitische Islamismus nach Art der Muslimbrüder, deren Einfluss nach Assads Sturz auch in Syrien immens sein wird, und der schiitische Fundamentalismus Marke Teheran nicht vertragen, heißt nicht, dass Ersterer harmloser wäre.

Um das iranische Regime zu isolieren, gibt es bessere Mittel, als dessen sunnitische Feinde zu hofieren. Das bewies Kanada, als es vorige Woche die diplomatischen Beziehungen zum Iran abbrach. Doch mutig nach selbst proklamierten eigenen Prinzipien zu handeln, ist leider keine Tugend deutscher Außenpolitik.

Der Autor ist Politischer Korrespondent der »Welt« und »Welt am Sonntag«.

Gespräch

»Wir teilen einen gemeinsamen Wertekanon«

Vor 60 Jahren brachte das Konzilsdokument »Nostra aetate« eine positive Wende im christlich-jüdischen Dialog. Bischof Neymeyr und Rabbiner Soussan blicken auf erreichte Meilensteine, Symbolpolitik und Unüberwindbares

von Karin Wollschläger  25.11.2025

Berlin

»Kein Gesprächspartner für Demokratinnen und Demokraten«

Der Verband der Familienunternehmer will sich für Gespräche mit der AfD öffnen – und bekommt dafür Kritik aus verschiedenen Lagern

 25.11.2025

Eklat

Streit um Judenstern: Warschau bestellt Israels Botschafter ein

Ein Beitrag der Gedenkstätte Yad Vashem zum Judenstern sorgt in Polen für Unmut. Warum Polens Außenminister eine Richtigstellung fordert

 25.11.2025

New York

NYPD-Chefin entschuldigt sich nach Protest vor Synagoge

Polizeichefin Jessica Tisch räumt ein teilweises Versagen ihrer Behörde ein

 25.11.2025

Berlin

Mit Kippa und Uniform

Jüdische Geistliche aus Kanada, den USA, Großbritannien, Frankreich und anderen Ländern bei der ersten internationalen Konferenz von Militärrabbinern

 25.11.2025

Polen

Antisemitismus-Eklat in Auschwitz

»Juden wollen in Polen Übermenschen sein, die Anspruch auf eine bessere Stellung haben, und die polnische Polizei tanzt nach ihrer Pfeife«, sagt der rechtsextreme Politiker Grzegorz Braun

 25.11.2025

Meinung

Ein Friedensplan, der keiner ist?

Die von den Amerikanern vorgelegten Punkte zur Beendigung des Ukraine-Kriegs sind kein fairer Vorschlag, sondern eine Belohnung für den russischen Aggressor

von Alexander Friedman  24.11.2025

Münster

Gericht macht Unterschiede bei propalästinensischen Parolen

Wann ist Kritik am Staat Israel von der Meinungsfreiheit gedeckt? Ein Gericht in NRW sieht das generelle Verbot, das Existenzrecht Israels zu bestreiten, als rechtswidrig an

 24.11.2025

Berlin

Friedrich Merz besucht Israel

Als Kanzler ist es sein erster Aufenthalt im jüdischen Staat. Die Beziehungen hatten zuletzt unter Druck gestanden

 24.11.2025