USA/Israel

Trump fühlt sich von Ex-Premier Netanjahu hintergangen

Mittlerweile herrscht Funkstille zwischen den einstigen Verbündeten Donald Trump und Benjamin Netanjahu (hier im Weißen Haus im Januar 2020). Foto: imago images/UPI Photo

Donald Trump nimmt selten ein Blatt vor den Mund – auch dann nicht, wenn es um enge politische Verbündete geht. »Fuck him«, sagte er nun in einem Interview schroff. Die Beleidigung galt nicht etwa seinem Erzfeind und Nachfolger im Weißen Haus, Joe Biden. Sondern Benjamin Netanjahu, den ehemaligen israelischen Ministerpräsidenten, der wie Trump seit einigen Monaten nicht mehr im Amt ist.

Zur dauerhaften Verärgerung hat offenbar ein simpler Glückwunsch Netanjahus zu Bidens deutlichem Wahlsieg im November 2020 beigetragen, den Trump bis heute nicht anerkennt. In zwei Interviews mit dem israelischen Journalisten Barak Ravid, die bereits Mitte dieses Jahres geführt und jetzt in ein Buch Ravids eingeflossen sind, setzt der für seine nachtragende Art bekannte Republikaner zum Rundumschlag der besonderen Art an. Sogar sein Verbündeter Netanjahu, für den er so viel getan habe, habe ihn hintergangen.

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Der erste Politiker aus dem Ausland, der Biden gratuliert habe, sei Netanjahu gewesen – »der Mann, für den ich mehr getan habe als für jede andere Person, mit der ich zu tun hatte«, behauptete Trump. »Bibi hätte still bleiben können. Er hat einen schrecklichen Fehler gemacht.« Zuvor hatten Netanjahu und der damalige israelische Präsident Reuven Rivlin Biden und die gewählte Vizepräsidentin Kamala Harris bereits auf Twitter beglückwünscht.

GROSSE SACHE »Dass Bibi Netanjahu, noch bevor die Tinte trocken war, eine Botschaft, und nicht nur eine Botschaft, an Joe Biden sendet, um über ihre angeblich große Freundschaft zu sprechen - sie hatten keine Freundschaft, denn wenn sie eine gehabt hätten, hätte [die Obama-Regierung] das Iran-Abkommen nicht abgeschlossen«- sagte Trump dem Journalisten Ravid zufolge. »Und raten Sie mal, was sie jetzt erneut tun werden?«

Er habe das Gefühl, dass er von seiner Position im Weißen Haus aus bestimmte politische Maßnahmen vorangetrieben habe, die von Netanjahu nicht gebührend gewürdigt habe. Als Beispiel nannte Trump die Anerkennung der Golanhöhen durch die USA als souveränes israelisches Gebiet im Jahr 2019.

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Eine »große Sache« und eine »Geschenk im Wert von einer Million Dollar« sei das gewesen, so Trump weiter. Er habe Netanjahu damit politisch sehr geholfen: »Vielleicht hätte er die Wahl ohne mich verloren, die Golan-Sache hat ihn in den Umfragen um 10 bis 15 Prozent nach oben gebracht«, behauptete der 75-Jährige. Der Likud-Chef hatte bei den Knesset-Wahlen 2019 die Nase vorn, schaffte es aber damals nicht, eine stabile Regierungsmehrheit zu schmieden.

GOLAN Dass Trump eine eher einseitige Wahrnehmung der Wahrheit hat, zeigte er auch in den Interviews mit Ravid. Schließlich benannte die Regierung in Jerusalem aus Dank für die US-Anerkennung des Golan als Teil Israels sogar eine Stadt nach ihm, Ramat Trump.

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Artig hatte sich Netanjahu darüber hinaus fünf Tage nach der Präsidentschaftswahl bei Donald Trump bedankt. Am 8. November 2020 schrieb er auf Twitter: »Dankeschön @realDonaldTrump für die Freundschaft, die Sie dem Staat Israel und mir persönlich entgegengebracht haben, für die Anerkennung Jerusalems und des Golan, dafür, dass Sie dem Iran die Stirn geboten haben, für die historischen Friedensabkommen und dafür, dass Sie die amerikanisch-israelische Allianz auf ein nie dagewesenes Niveau gebracht haben.«

VIDEO Genutzt hat es dem Israeli wenig. Die beiden haben seitdem Trump zufolge nicht mehr miteinander gesprochen - auch wenn Trump im Gespräch mit Ravid anfügt: »Ich mochte Bibi. Ich mag Bibi immer noch. Aber ich mag auch Loyalität. Er hat es auf Band aufgenommen.«

Damit spielte er wohl auf eine kurze Videobotschaft an, die Netanjahu – damals noch israelischer Regierungschef – anlässlich der Amtseinführung Bidens am 20. Januar 2021 veröffentlicht hatte. Zu jenem Zeitpunkt hatte jedoch selbst Trumps Vizepräsident Mike Pence sich mit dem Ausgang der Präsidentschaftswahl abgefunden.

»Das Video wirkte ja fast so, als ob er um Liebe betteln würde. Da habe ich mir gesagt: ›Meine Güte, wie sich die Dinge doch ändern‹ «, so Trump zu Ravid im Juli. »Wie Sie wissen, bin ich in Israel sehr beliebt. Ich glaube, das hat ihm [Netanjahu] sehr wehgetan.«

Am kommenden Montag will Barak Ravid das Interview mit Trump in voller Länge in einem Podcast veröffentlichen. Eines steht fest: Es wird sicher neue Aussagen enthalten, die in Israel und aller Welt für Furore sorgen.

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