Nahost

»Freude und Dankbarkeit in der jüdischen Gemeinschaft«

Aviva und Noam Schalit mit einem Foto ihres Sohnes Gilad Foto: Flash 90

Die angekündigte Freilassung des vor über fünf Jahren von der Hamas entführten israelischen Soldaten Gilad Schalit ist vom Zentralrat der Juden mit »großer Erleichterung, Freude und Dankbarkeit« aufgenommen worden. Der Präsident des Zentralrats, Dieter Graumann, erklärte in einer ersten Reaktion: »Wir hoffen, zusammen mit seinen Eltern und seinen Freunden, dass der von Terroristen völkerrechtswidrig gefangen gehaltene junge Mann, gemäß den Ankündigungen, bald wieder in Freiheit sein wird und zu seiner Familie und in seine Heimat zurückkehren kann. Wir beten auch dafür, dass Gilad sich rasch und vollständig vom Trauma seiner Gefangenschaft erholen wird.«

Zur Entscheidung der israelischen Regierung, eine große Zahl von Terroristen im Gegenzug für die Freilassung von Gilad Schalit aus der Haft zu entlassen, sagte Graumann: »Israel erfüllt so seine Pflicht gegenüber dem jungen Soldaten, insbesondere das wichtige Versprechen, keinen Soldaten jemals zu vergessen.« Besonderer Dank und Anerkennung gelte Bundeskanzlerin Angela Merkel, dem deutschen Vermittler sowie der amtierenden ägyptischen Regierung, »die maßgeblich an den Verhandlungen und dem positiven Ergebnis beteiligt gewesen sind«, äußerte der Zentralratspräsident.

DIG Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Reinhold Robbe, sagte der Jüdischen Allgemeinen: »Für mich persönlich hat diese Nachricht deutlich gemacht, dass alle Einschätzungen zur Gesamtsituation im Nahen Osten nicht realistisch waren und man doch immer wieder mit guten Meldungen rechnen kann.« Niemand habe in der derzeitigen Situation so etwas erwartet. »Dass es jetzt möglich ist, grenzt schon fast an ein Wunder. Es ist ein positives Zeichen, dass auch auf eine Wiederaufnahme der israelisch-palästinensischen Friedensverhandlungen hoffen lässt.«

Keren Hayesod Nathan Gelbart, Vorsitzender des Keren Hayesod Deutschland, sagte: »Keren Hayesod freut sich mit Gilad und seiner Familie über dessen lang ersehnte, für viele dennoch überraschende Rückkehr nach Hause. Mehr als fünf Jahre seines Lebens und das der Familie hat er für sein Land geopfert. Wir beten dafür, dass er vor allem gesund zurückkehrt und möglichst schnell wieder in der Zivilgesellschaft Fuß fasst. Israel hat einen schmerzlichen Preis für seine Freilassung bezahlt, indem es zum ersten Mal israelische Staatsbürger an Terroristen übergibt.«

ORD Jaron Engelmayer, Rabbiner der Synagogen-Gemeinde Köln und Vorstandsmitglied der Orthodoxen Rabbinerkonferenz (ORD) erklärte: »Wir beten seit Jahren in der Kölner Gemeinde für seine Freilassung. Ebenso hat die ORD Gebete an alle Synagogen versandt. Mögen diese wie auch alle unsere weiteren Gebete erhört werden. Wir freuen uns mit der Familie Schalit und hoffen auf ein gutes Ende dieser von der israelischen Regierung getroffenen Vereinbarung.«

Botschaft Yoram Ben-Zeev, der israelische Botschafter in Deutschland, hat gestern Abend Bundeskanzlerin Angela Merkel die Dankbarkeit von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu für die Unterstützung der Bundesregierung in den Verhandlungen um die Freilassung von Gilad Schalit übermittelt. In einer Mitteilung der Botschaft heißt es: »Israel ist sehr dankbar für die zentrale Vermittlungsrolle deutscher Vertreter während der gesamten Zeit der Geiselhaft von Gilad Schalit und für die Hilfe, die zum Zustandekommen des Abkommens über die Freilassung von Gilad Schalit beigetragen hat.«

AJC Auch der American Jewish Congress (AJC) hat die israelische Regierung gelobt, einen umfangreichen Gefangenenaustausch zu akzeptieren, um die Freilassung Gilad Schalit zu erreichen. »Angesichts dessen, dass Terroristen, die für zahlreiche Morde und Attentate verurteilt wurden, freigelassen werden, begeht Israel einen mutigen Schritt. Diese Entscheidung zeigt sowohl den Stellenwert von Schalits Schicksal in der israelischen Bevölkerung als auch die Bereitschaft der israelischen Regierung, weit über ihre Schmerzensgrenze hinaus zu gehen, um seinen Nachbarn ein Friedenssignal zu senden«, erklärte die Direktorin des AJC Berlin Ramer Institute, Deidre Berger. Der Austausch eröffne die Möglichkeit für baldige Friedensverhandlungen.

WJC Die Vizepräsidentin des World Jewish Congress, Charlotte Knobloch, sagte: »Seit mehr als fünf Jahre halten die Terroristen Gilad als Geisel. Es sind bisher 1.935 Tage seiner Qual, und an jedem einzelnen Tag haben jüdische Gemeinden weltweit für den jungen Mann und seiner Familie gebetet. Für mich wird es befreiend sein, wenn Gilad endlich in den Armen seiner Mutter ist.«

CRIF Richard Prasquier, Präsident des Conseil Représentatif des Institutions juives de France (CRIF) sagte der Jüdischen Allgemeinen: »Wir freuen uns sehr über die baldige Freilassung Schalits. Aber wir müssen auch vorsichtig sein, denn der Transfer ist risikoreich.« Weiterhin erklärte Prasquier: »Wir sind sehr glücklich, wenn Gilad Schalit in den Armen seiner Eltern ist. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie, die so viel erleiden hat müssen.«

Verständnis zeigte Prasquier für die Familien von terroropfern, die sich gegen eineen Austausch aussprachen. »Ihre Angst, dass die Befreiung Schalits zukünftige Attentäter anstacheln könnte, ist nachvollziehbar.«

Regierung

Mit Davidstern ins Kabinett

Karin Prien wird Deutschlands erste Bundesministerin mit jüdischen Wurzeln. Erst seit wenigen Jahren spricht die CDU-Politikerin öffentlich über ihre Familiengeschichte

von Michael Thaidigsmann  30.04.2025

Iran

Mullahs lassen angeblichen Mossad-Informanten hinrichten

Die Zahl der Hinrichtungen hat in den vergangenen Jahren drastisch zugelegt

 30.04.2025

Buenos Aires

Argentinien stellt Dokumente über geflohene Nazis online

Viele hochrangige Nationalsozialisten flohen nach dem Zweiten Weltkrieg vor Strafverfolgung – vor allem nach Südamerika. In Argentinien sind Dokumente zu den NS-Tätern nun digital zugänglich

 30.04.2025

Hanau

Antisemitisches Plakat an Schule: Staatsschutz ermittelt

In einem angrenzenden Park gab es eine Veranstaltung der Jüdischen Gemeinde. Besteht ein Zusammenhang?

 30.04.2025

Jom Hasikaron

Israel gedenkt der Terroropfer und Kriegstoten

Seit dem 7. Oktober 2023 sind 850 israelische Soldaten und 82 Sicherheitskräfte getötet worden

 30.04.2025

Josef Schuster

»Was bedeutet die Schoa heute noch für Deutschland?«

In seiner Rede zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ Bergen-Belsen reflektiert der Zentralratspräsident die Herausforderungen und Gefahren, vor denen die Erinnerung an die Schoa heute steht. Eine Dokumentation

von Josef Schuster  29.04.2025

Mauthausen

Überlebenswunderkind Eva Clarke: Geburt im KZ vor 80 Jahren

Es war eines der größten und gefürchtetsten Konzentrationslager der Nazizeit. Im Mai 1945 wurde es von US-Soldaten befreit. Unter den Überlebenden waren eine Mutter und ihr Neugeborenes

von Albert Otti  29.04.2025

Umfrage

Mehrheit hält AfD wegen deutscher Geschichte für unwählbar

Zum 80. Jahrestag des Kriegsendes fragt die »Memo«-Studie Menschen in Deutschland nach dem Blick zurück

 29.04.2025

Potsdam

Brandenburgs CDU-Chef Redmann fordert besseren Schutz für Synagoge

Vermutlich wurde in Halle ein zweiter Anschlag auf die Synagoge verhindert. Brandenburgs CDU-Chef Redmann fordert deshalb dazu auf, auch die Potsdamer Synagoge besser zu schützen

 29.04.2025