Die vielfach kritisierte UN-Sonderberichterstatterin Francesca Albanese ist bei einer Tagung in Räumen der Freien Universität Berlin aufgetreten. Die italienische Juristin sprach bei einem Panel zu internationalem Recht mit dem Untertitel »Eine Kartographie und Anatomie des Genozids«, wie die Organisatoren der Europäischen Gesellschaft für Internationales Recht (ESIL) mitteilten.
Journalisten wurden mit Hinweis auf eine abgelaufene Akkreditierungsfrist abgewiesen, Ton- und Bildaufnahmen waren untersagt. Es handele sich um eine geschlossene wissenschaftliche Veranstaltung, hieß es. Im Internet war das Panel aber für registrierte Teilnehmer zu verfolgen.
Vorab hatte Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) Albaneses Auftritt kritisiert. Dem britischen «Jewish Chronicle» sagte er auf Nachfrage: «Berliner Hochschulen sind Orte der Lehre und Forschung, aber sie vermitteln auch Werte. Wir tolerieren keinen Antisemitismus an unseren Hochschulen.» Aus diesem Grund komme ein Auftritt Albaneses, die «wiederholt Hass gegen Israel gezeigt und die Rolle der Hamas als terroristische Organisation verharmlost hat, nicht in Frage», so Wegner. Offensichtlich ließen sich die Verantwortlichen der FU davon nicht beeindrucken.
Kritik von jüdischen Studierenden und Hochschullehrern
Auch das Netzwerk Jüdischer Hochschullehrender (NJH) und die Jüdische Studierendenunion Deutschland (JSUD) hatten sich empört über den geplanten Workshop und über einzelne Programmpunkte desselben gezeigt. In einem gemeinsamen Brief an die FU-Leitung, der der Jüdischen Allgemeinen vorliegt, schrieben sie: «Die über dem Workshop stehende Behauptung eines Genozids, die sich, wie aus der Beschreibung hervorgeht, auf die ›genozidale Gewalt in Gaza‹ bezieht, ist keine wissenschaftliche Tatsache, sondern ein schwerwiegender Vorwurf, der sich nicht durch Fakten belegen lässt. Einige Vortragstitel lesen sich wie Slogans aus einer antiisraelischen Kampagne.»
Dass Albanese, die Theorien einer jüdischen Weltverschwörung verbreite, an der FU eine Bühne geboten werden solle, nannten die Unterzeichner «alarmierend», denn: «Jede Eskalation des Nahost- Konflikts bedeutet eine enorme Verschlimmerung der ohnehin schon prekären Lebensrealität der jüdischen Diaspora-Gemeinden». dpa/ja