Einspruch

Ferner Naher Osten

Vor zwei Jahren veröffentlichte Peter Beinart, ein junger Politikwissenschaftler und Journalist, einen Aufsatz in der linksliberalen »New York Review of Books«, mit dem er für einen mittelschweren Sturm im Wasserglas sorgte. Beinart schrieb dort, dass die jungen amerikanischen Juden sich immer weniger für Israel interessierten.

Der Grund sei, dass sie ein Herz für die Menschenrechte hätten. Israel aber verwandle sich immer mehr in einen hässlichen Unterdrückerstaat, und folgerichtig hätten die meisten jungen amerikanischen Juden sich innerlich mit Schaudern von ihm verabschiedet. Jetzt hat der Journalist seinen Aufsatz von damals zum Buch ausgewalzt. Womöglich schwillt der mittelschwere Sturm im jüdisch-amerikanischen Wasserglas bald zum Orkan.

Judenstaat Die meisten Kritiker von Beinart weisen wutschnaubend darauf hin, dass er die existenzielle Bedrohung für Israel weitgehend ausklammert – er erwähnt Hamas, Hisbollah und den Iran in seinem Aufsatz exakt einmal. Das wichtigste Gegenargument ist allerdings: Sein Befund, dass die jungen amerikanischen Juden sich von Israel abwenden, stimmt überhaupt nicht. Oder er stimmt doch, aber ganz anders, als Peter Beinart meint. Also: Einerseits bestätigen Umfragen, dass junge amerikanische Juden – vor allem solche, die schon einmal dorthin gereist sind – sehr wohl eine tiefe emotionale Bindung zum Judenstaat empfinden. Andere Umfragen wiederum zeigen, dass junge Juden in Amerika sich tatsächlich nicht mehr für Israel interessieren.

Allerdings hat dies nichts mit wirklichen oder eingebildeten Missetaten der Israelis zu tun, sondern schlicht damit, dass diesen jungen Juden ihr Judentum nichts mehr bedeutet. 50 Prozent von ihnen heiraten nichtjüdische Partner; sie wissen nichts über jüdische Religion oder Geschichte. Ihre Kinder werden keine Juden mehr sein. Die israelische Besatzungspolitik regt sie nicht auf, sie ist ihnen schnuppe. Israel ist diesen jungen amerikanischen Juden fremder als Kasachstan. Das – und nicht die israelische Politik – ist das echte Problem.

Rechtsextremismus

Fragezeichen nach skurriler Rede bei AfD-Jugendkongress 

Wer steckt hinter dem mysteriösen Auftritt des Mannes, der mit einer Rede im Hitler-Stil den Gründungskongress der AfD-Jugend aufmischte? Ihm droht der Parteiausschluss

von Jörg Ratzsch  01.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert

Kommentar

Schiedsgerichte sind nur ein erster Schritt

Am 1. Dezember startet die Schiedsgerichtsbarkeit NS-Raubkunst. Doch es braucht eine gesetzliche Regelung auch für Werke in Privatbesitz, meint unser Gastautor

von Rüdiger Mahlo  01.12.2025

Das Ausmalbuch "From the river to the sea" in einer Buchhandlung in Zürich.

München

Hugendubel streicht antisemitisches Kinderbuch aus Sortiment

»Sofort nach Kenntnisnahme über dessen Existenz« sei das Malbuch entfernt worden, heißt es aus dem Unternehmen

 01.12.2025

Berlin

Karoline Preisler bei Marsch gegen Antisemitismus

»Es ist ganz besonderer Marsch, weil Männer Frauen und Kinder, Menschen aus ganz Deutschland und darüber hinaus zusammengekommen sind«, sagt die Juristin und Politikerin

 01.12.2025

Potsdam

Anne Frank mit Kufiya: Jüdische Gemeinde fordert Ausstellungs-Stopp

Eine Ausstellung im Museum Fluxus+ will Ähnlichkeiten zwischen Palästinensern und Israelis aufzeigen. Doch die Darstellung zieht Kritik aus der Jüdischen Gemeinde und von Brandenburgs Antisemitismusbeauftragten auf sich

 01.12.2025

Interview

»Nach dem Waffenembargo gibt es einiges zu kitten«

CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter über den Antrittsbesuch des Bundeskanzlers in Israel, Siedlergewalt im Westjordanland und die Kooperation mit dem Mossad

von Joshua Schultheis  01.12.2025

Hamburg

So reagiert die Politik auf den Rücktritt Stefan Hensels

Wegen der vorzeitigen Amtsaufgabe des Antisemitismusbeauftragten macht die CDU dem rot-grünen Senat schwere Vorwürfe. Der Erste Bürgermeister lobt dagegen die konstruktive Zusammenarbeit mit dem Beauftragten

von Joshua Schultheis  01.12.2025

Verteidigung

Deutschland stellt Arrow 3 in Dienst

Erstmals kommt das Raketenabwehrsystem außerhalb Israels zum Einsatz

 01.12.2025