Hessen

Felsendom zu Jom Kippur

Der Felsendom in Jerusalem Foto: Flash 90

Die Landtagsfraktion der hessischen SPD hat sich am Abend vor Jom Kippur mit einem Gruß an alle Jüdinnen und Juden gewandt ­– und erntete dafür im Netz einen Shitstorm. Bebildert war der Post, den die Hessen-SPD auf ihren Social-Media-Kanälen teilte, nämlich mit einem Foto des Felsendoms, einem muslimischen Heiligtum, das auf dem Tempelberg in Jerusalem steht. Von einigen Nutzern wurde das als beleidigend empfunden. Der Generalsekretär der Europäischen Rabbinerkonferenz (CER), Gady Gronich, fordert von der Hessen-SPD gar, sich für eine »Bildungsinitiative« einzusetzen, um dem verbreiteten Unwissen über das Judentum zu begegnen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die Pressestelle der SPD reagierte prompt auf die Kritik: Der Post wurde am nächsten Morgen entfernt, und der Pressesprecher der hessischen Sozialdemokraten, Christoph Gehring, entschuldigte sich ausführlich. Auf Twitter schrieb er von einem Fehler, »der natürlich niemals hätte passieren dürfen«. Unter seiner Verantwortung sei »etwas unterirdisch Dummes passiert, für das wir zu Recht hart kritisiert werden«. Er bitte »die Mitglieder der jüdischen Gemeinde und alle, die sich von dem Beitrag provoziert, angegriffen oder beleidigt fühlten, aufrichtig um Entschuldigung«.

»Offensichtlich hat niemand erkannt, dass es sich dabei um den Felsendom handelt.«

Christoph Gehring, Pressesprecher der spd hessen

Gleichzeitig besteht Gehring darauf, dass er allein die Verantwortung für den Vorfall trage und keiner der SPD-Abgeordneten im hessischen Landtag Schuld daran habe: »Schimpf und Schande sollten sich also allein an die Pressestelle und an mich als deren Leiter richten.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Wie genau der Fehler passieren konnte, wollte Gehring in seinem Statement nicht offenlegen. Im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen wehrte er sich jedoch gegen den Verdacht, der von manchen Nutzern im Internet geäußert wurde, es hätte sich um eine bewusste Provokation gehandelt. »Es war schlichtweg Unwissen«, so Gehring. Die Prüfungsmechanismen der Pressestelle hätten in diesem Fall versagt: »Offensichtlich hat niemand erkannt, dass es sich dabei um den Felsendom handelt.« Eine böse Absicht sehe er bei keinem seiner Mitarbeiter. Gehring: »Manchmal ist ein dummer Fehler einfach nur ein dummer Fehler.«

Die Fotoauswahl zeige, »wie wenig man hierzulande über jüdisches Leben weiß«, sagte Gady Gronich, Generalsekretär der Europäischen Rabbinerkonferenz.

Mit einer solchen Erklärung würde sich der Generalsekretär der Europäischen Rabbinerkonferenz (CER), Gady Gronich, wohl nicht zufriedengeben. Es sei zwar schön, »wenn die politischen Parteien in Deutschland an die hier lebenden Jüdinnen und Juden denken und unserer Gemeinde zum wichtigsten jüdischen Feiertag« gratulierten. Die missglückte Fotoauswahl zeige jedoch, »wie wenig man hierzulande über jüdisches Leben weiß«.

Gronichs Vorschlag: »Vielleicht setzt sich die SPD Hessen besser für eine entsprechende Bildungsinitiative ein, jüdisches Leben in der Gesellschaft besser und lebhafter zu vermitteln?« Hier herrsche großer Handlungsbedarf, denn: »Der Blick auf das Judentum bleibt oft ein Blick von außen oder ist gar antisemitisch geprägt, oftmals durch Unwissen.«

Der Felsendom ist ein muslimischer Sakralbau, der im 7. Jahrhundert auf dem Tempelberg in Jerusalem errichtet wurde. Der Tempelberg ist das wichtigste Heiligtum des Judentums. Immer wieder kommt es an diesem Ort zu gewaltsamen Ausschreitungen zwischen Muslimen und israelischen Sicherheitsbehörden.  

Berlin

Gericht vertagt Verhandlung über Lahav Shapiras Klage gegen Freie Universität

Warum die Anwältin des jüdischen Studenten die Entscheidung der Richter trotzdem als großen Erfolg wertet. Die Hintergründe

 15.07.2025 Aktualisiert

Berlin

Vor 90 Jahren: Antisemitische Ausschreitungen am Kudamm

Am 15. Juli 1935 griff bei diesem Pogrom ein Nazi-Mob jüdische Passanten an. Zahlreiche Menschen wurden verletzt

 15.07.2025

Andenken

Berliner SPD: Straße oder Platz nach Margot Friedländer benennen

Margot Friedländer gehörte zu den bekanntesten Zeitzeugen der Verbrechen der Nationalsozialisten. Für ihr unermüdliches Wirken will die Berliner SPD die im Mai gestorbene Holocaust-Überlebende nun sichtbar ehren

 15.07.2025

Menlo Park

Zuckerberg kündigt riesige KI-Rechenzentren an

Der Facebook-Gründer will bei Künstlicher Intelligenz vorn liegen. Dafür nimmt er hunderte Milliarden Dollar in die Hand

 15.07.2025

München

Angriff auf Juden: Marokkaner muss ins Gefängnis

Das Verbrechen ereignete sich vor einem Jahr in der Münchner Innenstadt

 15.07.2025

Berlin

Organisationen unterstützen Lahav Shapiras Klage gegen die Freie Universität

Die Klage sei von »grundsätzlicher Bedeutung für alle Studierenden«, sagt etwa der Verband der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt

 15.07.2025

Untersuchung

BBC verletzte Sorgfaltspflicht mit Gaza-Doku

Wie sich herausstellt, ist der jugendliche Erzähler in einer BBC-Doku der Sohn eines Hamas-Vertreters. Das sorgt für heftige Kritik. Es ist nicht der einzige Fall, bei dem Sender schlecht aussieht

 15.07.2025

Judenhass

AJC Berlin: »Pro-palästinensische« Demos erinnern an Querdenker

Israelfeindliche Demonstranten und Querdenker? Aus Sicht des Direktors des American Jewish Committee gibt es da durchaus Gemeinsamkeiten. Was er jetzt von der deutschen Zivilgesellschaft erwartet

von Johannes Peter Senk  14.07.2025

Medien

Die Deutsche Welle und Israel: Mitarbeiter werfen ihrem Sender journalistisches Versagen vor

Die Hintergründe

von Edgar S. Hasse  14.07.2025