Straßburg

Europarat beschließt Kampf gegen Antisemitismus

Der Europarat hat seinen Sitz in Straßburg. Foto: imago images/Future Image

Der Europarat hat eine Förderung des Holocaust-Gedenkens in seinen Mitgliedstaaten beschlossen. Die Weitergabe der Erinnerung an die NS-Verbrechen bleibe ein Bollwerk gegen Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und alle Firmen von Intoleranz, heißt es in der Veröffentlichung des Ministerkomitees am Donnerstag in Straßburg.

Möglich wurde die Vereinbarung des Europarates durch das Ausscheiden Russland, das den Beschluss seit Jahren blockiert hatte. Gründe waren eine abweichende Sicht der Geschichte und ein von Russland verlangter Ausschluss bestimmter Opfergruppen. Zu den verbleibenden 46 Staaten, die die Initiative mittragen, gehören auch solche mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit wie die Türkei und Aserbaidschan.

DURCHBRUCH Zunehmende Angriffe auf Juden und Einstellungen gegen das Holocaust-Gedenken in- und außerhalb Europas gäben Anlass zu Besorgnis, heißt es in dem Dokument. Ideologische Verfälschungen und Geschichtsverdrehungen, die vor allem durch digitale Medien in die öffentliche und private Sphäre eindrängen, seien unvereinbar mit den Grundprinzipien des Europarates.

Die Empfehlung verurteilt die Leugnung der Schoa sowie revisionistische und relativierende Tendenzen, die die planmäßige Ermordung der Juden und andere NS-Verbrechen herunterspielen. Über diese Ereignisse zu informieren, sei auch eine Gelegenheit zur Reflexion über die Werte, auf denen Europa gründe. Der Antisemitismus-Beauftragte des Europarats, Daniel Höltgen, sprach von einem »Durchbruch« nach mehreren Jahren intensiver Arbeit. Dieser sei auch international bedeutend.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Europarats-Generalsekretärin Marija Pejcinovic Buric sagte, über den Holocaust zu lernen und zu lehren sei »unerlässlich, um künftige Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu verhindern«. Angesichts eines neuen Antisemitismus dürfe das Gedenken keine Mühen scheuen. »Dies ist ein wesentlicher Teil unserer gemeinsamen Verantwortung für den Schutz der Juden und des jüdischen Lebens in Europa. Es ist Teil unserer gemeinsamen europäischen Werte«, sagte Pejcinovic Buric.

BILDUNG Die »Empfehlung zur Weitergabe der Erinnerung an den Holocaust und zur Verhinderung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit« fordert die 46 Europarats-Mitgliedstaaten auf, Lehren und Lernen über die Geschichte des Holocausts zu fördern und die Erinnerung an den Holocaust und die von den Nationalsozialisten sowie deren Kollaborateuren begangenen Verbrechen als integralen Bestandteil der Bildung und der öffentlichen Politik weiterzugeben.

Der Text unterstreicht den außergewöhnlichen Charakter der Vernichtung der europäischen jüdischen Gemeinschaft, würdigt aber auch die anderen Opfer des Nationalsozialismus und anderer Massenverbrechen des 20. Jahrhunderts. kna

Vatikan

Robert Francis Prevost ist neuer Papst

Er ist der erste Amerikaner in diesem Amt und hat sich den Namen Leo XIV. gegeben

von Philipp Znidar, Sabina Crisan  09.05.2025 Aktualisiert

Gedenken

Steinmeier: »Flüchten wir nicht aus unserer Geschichte«

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach bei der Gedenkstunde im Bundestag zum Ende des Zweiten Weltkriegs über Gefahren für die Demokratie

 08.05.2025

Gericht

AfD rechtsextrem? Verfassungsschutz gibt Stillhaltezusage ab

Damit können die Verfassungsschützer die AfD nicht beobachten, bis das Verwaltungsgericht Köln ein Urteil gefällt hat

 08.05.2025

Kommentar

Die Menschen in Gaza brauchen schnell Hilfe

Eine Demokratie wie Israel sollte sich nicht auf schmutzige Kriegstaktiken wie die Blockade von Hilfsgütern einlassen, auch wenn es sich bei der Hamas um skrupellose, abgrundtief böse Terroristen handelt

von Nils Kottmann  08.05.2025

Kommentar

Ulrike Eifler, die Linkspartei und die Auslöschung Israels

Ein hochrangiges Mitglied der Partei delegitimiert auf X Israel. Die Linke muss sich klar davon distanzieren, wenn sie glaubwürdig für Menschenrechte eintreten will

von Andreas Büttner  08.05.2025

Kommentar

Der Ukraine-Krieg überlagert die Pluralität der Erinnerungen

Die Auffassung, dass jeder nach seiner Fasson dem Zweiten Weltkrieg gedenkt, wurde durch Russlands Einmarsch in die Ukraine zerstört. Lenin- und Roter Stern-Orden jüdischer Veteranen und Veteraninnen und ihre »hundert Gramm« in Erinnerung an die gefallenen Kameraden wirken deplatziert

von Dmitrij Belkin  08.05.2025

Umfrage

80 Jahre Kriegsende – Jeder fünfte Deutsche will mehr Gedenken

Am 8. Mai 1945 kapitulierte die Wehrmacht. Der Zweite Weltkrieg war vorüber. In Berlin und anderswo erinnern die Menschen an die Millionen Opfer. Jüdische Vertreter würdigen die Erinnerungskultur - und warnen zugleich

von Leticia Witte  08.05.2025

Debatte

Schuster: AfD-Regierung wäre für Juden das Signal zur Auswanderung

Die hohen Zustimmungswerte der AfD machen gerade Juden besorgt. Zentralratspräsident Josef Schuster erinnert an die 1930er Jahre: Auch in der NS-Zeit hätten viele Juden lange nicht für möglich gehalten, was dann folgte

von Christoph Schmidt  07.05.2025

Globaler Antisemitismus

J7 beklagen Staatsversagen beim Kampf gegen Judenhass

Ziele sind Einrichtungen wie Synagogen und Schulen - aber auch Menschen. Ein Bericht zeigt erschreckende Zahlen zu Antisemitismus in Deutschland, den USA, Argentinien, Großbritannien, Kanada, Frankreich und Australien

von Leticia Witte  07.05.2025