Potsdam

Europäisch-israelischer Dialog

Der eine ist Israeli, Jude, gehört der konservativen Likud-Partei an, stammt aus der ehemaligen Sowjetunion. Der andere ist Deutscher, katholischer Prägung, Sozialdemokrat aus Würselen bei Aachen.

Zwei recht unterschiedliche Persönlichkeiten kamen am Donnerstagabend in der Villa Schöningen in Potsdam zum europäisch-israelischen Dialog zusammen: Yuli Edelstein, Präsident des israelischen Parlaments, der Knesset, und Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlaments. Bei dem von Axel-Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner moderierten Gespräch wurden – trotz kollegialer Freundlichkeit der beiden Politiker – die unterschiedlichen Perspektiven Israels und Europas deutlich.

Edelstein weist die ständige Kritik Europas an der israelischen Politik zurück. Schulz hält Israel übergroße Empfindlichkeit vor. Schulz verweist schon mal darauf, dass die israelischen Siedlungen illegal seien. Edelstein wohnt in einer solchen im Westjordanland. Martin Schulz nannte Israels Siedlungspolitik an diesem Abend dann auch einen »der brisantesten Punkte im Verhältnis zwischen der EU und Israel«.

Rede Es war nicht die erste Begegnung der beiden. Im Februar 2014 besuchte Schulz Jerusalem und sorgte damals mit seiner Rede in der Knesset für einen Eklat: Der EU-Parlamentspräsident hatte darin kritisiert, dass den Palästinensern im Gazastreifen die unbegrenzte Bewegungsfreiheit verwehrt werde. Zudem hatte er davon gesprochen, dass Israelis im Schnitt täglich 70 Liter Wasser verbrauchen könnten, Palästinenser gerade einmal 17. Es kam zu Tumulten, Abgeordnete verließen unter Protest den Saal.

Darauf nun von Döpfner angesprochen, betonte Schulz, dass es sich um eine »pro-israelische« Rede gehandelt habe, für die es auch viel Zuspruch gab. Und das strittige Wasserthema habe er als Frage formuliert, nicht als Statement oder Kommentar. Die überwiegende Mehrheit der Knessetabgeordneten habe dies auch so verstanden.

Integration Ein anderes Thema des Gesprächs war die aktuelle Flüchtlingsdebatte. Dies brachte beide zu der Frage, was Europa von den Integrationsleistungen des Staates Israel, der in den vergangenen Jahrzehnten Millionen Zuwanderer aus aller Welt aufgenommen hat, lernen kann. Yuli Edelstein sagte, dass man bereits im Austausch sei: »Das ist definitiv in beiderseitigem Interesse.«

Der Dialog dieses Abends sei nur ein Auftakt gewesen, sagte Mathias Döpfner. Die Villa Schöningen, 2009 wiedereröffnet als Ort permanenter Ausstellungen, soll in Zukunft auch weiteren europäisch-israelischen Begegnungen dienen, mit einer Reihe von Gesprächen, Lesungen, Konzerten und Ausstellungen. ja

Antiisraelischer Beschluss

Linken-Spitze distanziert sich von Parteijugend

Die Linksjugend Solid wirft Israel unter anderem einen »kolonialen und rassistischen Charakter« vor – und löst in der Partei Empörung aus

 06.11.2025

Urteil

Betätigungsverbot für israelfeindlichen Aktivisten war rechtswidrig

Ghassan Abu-Sittah, der der israelischen Armee vorwirft, vorsätzlich Kinder zu töten, hätte auf dem »Palästina-Kongress« sprechen dürfen

 06.11.2025

Terrorismus

Nach Hamas-Festnahme: Waffenfund in Österreich

Der österreichische Verfassungsschutz stellte fünf Faustfeuerwaffen und zehn Magazine sicher

 06.11.2025

Gedenken

Neues Denkmal für jüdische Häftlinge in Gedenkstätte Ravensbrück

Etwa 20.000 Jüdinnen und Juden sind im ehemaligen Konzentrationslager Ravensbrück in Brandenburg inhaftiert gewesen. Die heutige Gedenkstätte hat nun ein neues Denkmal enthüllt - im Beisein von Überlebenden

von Daniel Zander  06.11.2025

Kommentar

Warum Zürichs Entscheid gegen die Aufnahme von Kindern aus Gaza richtig ist

Der Beschluss ist nicht Ausdruck mangelnder Menschlichkeit, sondern das Ergebnis einer wohl überlegten Abwägung zwischen Sicherheit, Wirksamkeit und Verantwortung

von Nicole Dreyfus  06.11.2025

Ehrung

»Wir Nichtjuden sind in der Pflicht«

Am Mittwochabend wurde Karoline Preisler mit dem Paul-Spiegel-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland ausgezeichnet. Wir dokumentieren ihre Dankesrede

 06.11.2025 Aktualisiert

Medien

So erzeugt man einen gefährlichen Spin

Wie das Medienunternehmen »Correctiv« den Versuch unternimmt, die Arbeit des israelischen Psychologen Ahmad Mansour fragwürdig erscheinen zu lassen

von Susanne Schröter  06.11.2025

Meinung

Wenn deutsche Linke jüdische Selbstbestimmung ablehnen

In einer Resolution delegitimiert die Linksjugend Israel als koloniales, rassistisches Projekt. Dabei ist der Staat der Juden nicht zuletzt eine Konsequenz aus den Verbrechen der Deutschen im Nationalsozialismus

von Frederik Schindler  06.11.2025

Ostdeutschland

AfD-Regierung als »Schreckensszenario«

Zehn Monate vor den Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt wächst in den jüdischen Gemeinden die Sorge vor einem Sieg der AfD

von Joshua Schultheis  06.11.2025