Brüssel

EU-Kommission: Israel ist kein »Apartheid«-Land

Der EU-Außenbeuaftragte Josep Borrell (r.) mit dem Ministerpräsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mohammed Schtajjeh Foto: European Union

Brüssel

EU-Kommission: Israel ist kein »Apartheid«-Land

Josep Borrell widersprach Kritikern, die die Existenz Israels als rassistisches Unterfangen bezeichnen

von Michael Thaidigsmann  25.01.2023 11:15 Uhr

Israel soll laut der Europäischen Kommission nicht als »Apartheid-Staat« bezeichnet werden. Das erklärte der Außenbeauftragte der EU und Vizepräsident der EU-Kommission, der Spanier Josep Borrell, auf eine Anfrage von Abgeordneten des Europäischen Parlaments hin, die diese bereits im März 2022 an die Kommission gerichtet hatten.

Wörtlich schrieb Borrell in seiner Antwort: »Die Kommission ist in jedem Fall der Auffassung, dass es nicht angemessen ist, den Begriff Apartheid im Zusammenhang mit dem Staat Israel zu verwenden.« Als Grundlage nannte er die von der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) ausgearbeitete Arbeitsdefinition zum Antisemitismus. Diese gebe auch in der Bewertung dieser Frage »praktische Orientierungshilfe«. Die EU-Kommission hatte die nicht rechtsverbindliche Arbeitsdefinition 2021 angenommen.

Borrell gab seine Stellungnahme im Namen der ganzen, 27-köpfigen Kommission ab. Die größte EU-Institution wird seit 2019 von der Deutschen Ursula von der Leyen geführt. »Die Behauptung, die Existenz des Staates Israel sei ein rassistisches Unterfangen, gehört zu den Beispielen, die in der Definition der IHRA enthalten sind.«

BERICHT Im Februar vergangenen Jahres hatte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International in einem Bericht behauptet, in Israel und den von Israel seit 1967 kontrollierten Gebieten im Westjordanland werde systematisch gegen nichtjüdische Minderheiten diskriminiert. Es herrsche dort ein Apartheid-System. Daraufhin hatten sich 14 Europaabgeordnete aus verschiedenen Fraktionen, darunter die Deutschen Nicola Beer (FDP), Dietmar Köster (SPD) und Sergey Lagodinsky (Bündnis90/Die Grünen), an die Kommission gewandt und um deren Einschätzung gebeten. Auf die Antwort mussten sie fast zehn Monate waren. Die Bundesregierung hatte sich hingegen schon im Februar 2022 von dem AI-Bericht distanziert.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die EU und ihre Mitgliedstaaten würden, so Borrell in seinem Antwortschreiben, die Entwicklungen in Nahost weiterhin aufmerksam verfolgen. Die Achtung des humanitären Völkerrechts und der internationalen Menschenrechtsnormen durch staatliche und nichtstaatliche Akteure sowie die Rechenschaftspflicht für begangene Verstöße nannte er »Eckpfeiler für Frieden und Sicherheit im Nahen Osten.«

ZWEI-STAATEN-LÖSUNG Die EU setze sich weiter für eine »auf der Grundlage des Völkerrechts ausgehandelte Zwei-Staaten-Lösung« ein, so Borrell, der in der Vergangenheit öfters mit Kritik an Israel aufgefallen war. Eine solche Friedenslösung muss laut Kommission auf dem Grenzverlauf von 1967 beruhen und es beiden Seiten erlauben, »einen gleichwertigen Gebietsaustausch« vereinbaren könnten. Der Staat Israel sowie »ein unabhängiger, demokratischer, zusammenhängender, souveräner und lebensfähiger Staat Palästina« müssten »in Frieden, Sicherheit und gegenseitiger Anerkennung Seite an Seite bestehen« können.

In einer Fußnote fügte Borrell dann noch hinzu, die Bezeichnung »Staat Palästina« bedeute keine implizite Anerkennung eines Palästinenserstaates durch die EU. Sie lasse zudem die Standpunkte der einzelnen EU-Mitgliedstaaten zu dieser Frage unberührt. Einige EU-Länder haben einen »Staat Palästina« bereits offiziell anerkannt, die Mehrheit schreckte aber bislang vor einem solchen Schritt zurück - auch, um mögliche Friedensverhandlungen nicht zu beeinträchtigen.

Am Montag hatten Borrell und der Rat der 27 EU-Außenminister in Brüssel mit dem Ministerpräsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mohammed Schtajjeh, konferiert.

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  30.04.2025

Nahost

Heftige Gefechte in Syrien: Erneut mehrere Tote. Jetzt schaltet sich Israel ein

Eine Tonaufnahme löst in Syrien erneut eine Welle der Gewalt aus. Mehrere Menschen werden getötet

von Amira Rajab, Nehal ElSherif  30.04.2025

Bergen-Belsen

Die Lebenden und die Toten

Das Lager war ein Ort des Sterbens, doch hier wurden auch Menschen geboren. Überlebende, Angehörige und sogenannte DP-Babys trafen sich nun zum gemeinsamen Gedenken. Unsere Autorin war dabei

von Amie Liebowitz  30.04.2025

Joshua Schultheis

Lieber Friedrich Merz!

Der künftige Kanzler steht vor einer historischen Aufgabe im Umgang mit den Juden und mit Israel. Unser Autor hat ihm einen Brief geschrieben

von Joshua Schultheis  30.04.2025

Prozess

Terror-Unterstützerin kommt mit Verwarnung davon

Aitak Barani hatte kurz nach dem 7. Oktober 2023 die Massaker der Hamas als »gelungene Widerstandsaktion« bezeichnet. Dafür bekam sie vom Amtsgericht Frankfurt eine Geldstrafe - die sie aber vorerst nicht zahlen muss

 30.04.2025

20 Jahre Holocaust-Mahnmal

Tausende Stelen zur Erinnerung - mitten in Berlin

Selfies auf Stelen, Toben in den Gängen, Risse im Beton - aber auch andächtige Stille beim Betreten des Denkmals. Regelmäßig sorgt das Holocaust-Mahnmal für Diskussionen. Das war schon so, bevor es überhaupt stand

von Niklas Hesselmann  30.04.2025

Bern

Schweizer Juden reagieren auf Verbot der Terrororganisation Hamas

Deutschland hat die Terrororganisation schon kurz nach dem Angriff vom 7. Oktober 2023 verboten. Die Schweiz zieht jetzt erst nach

 30.04.2025

Den Haag

USA rechtfertigen vor UN-Gericht Israels Blockade humanitärer Hilfe

Israel habe ein berechtigtes Sicherheitsinteresse, sagt der Rechtsvertreter aus Washington D.C.

 30.04.2025

Regierung

Mit Davidstern ins Kabinett

Karin Prien wird Deutschlands erste Bundesministerin mit jüdischen Wurzeln. Erst seit wenigen Jahren spricht die CDU-Politikerin öffentlich über ihre Familiengeschichte

von Michael Thaidigsmann  30.04.2025