Einspruch

Es herrscht Ruhe im Land

Eine brennende Synagoge, verursacht durch Brandstiftung. In Deutschland. Was für eine Vorstellung! Fast wäre es in Worms dazu gekommen. Nur Glück und der Aufmerksamkeit einer Anwohnerin ist es zu verdanken, dass das Bethaus am Montag nicht in Flammen aufging. Anderenfalls wäre der Aufschrei vor allem im Ausland wohl gewaltig gewesen. Die rauchenden Ruinen einer jüdischen Einrichtung hätten die Verantwortlichen in Deutschland doch in arge Erklärungs- und Entschuldigungsnöte gebracht. Wie vor 16 Jahren, nachdem auf die Lübecker Synagoge ein Anschlag verübt worden war.

Alltäglich Und heute, Worms 2010? War da was? Bundesweit wird von der Brandattacke wenig Notiz genommen, weder von der Öffentlichkeit noch von den Medien. Ein lokales Ereignis, eine etwas umfangreichere Polizeimeldung, eine Presseerklärung des Ministerpräsidenten, in der er die Tat aufs Schärfste verurteilt. Mehr nicht. Ansonsten Ballack, Ballack, Ballack. Das macht deutlich: Selbst dieser wahrlich nicht alltägliche antisemitische Anschlag wird in die Kategorie »Alltägliches« einsortiert. Ebenso wie die Schändungen jüdischer Friedhöfe, Hakenkreuzschmierereien und die tätlichen Angriffe auf Juden. Es herrscht beunruhigende Ruhe im Land.

Beunruhigend wie das mutmaßliche Bekennerschreiben. »Sobald ihr nicht den Palästinensern Ruhe gibt, geben wir euch keine Ruhe«, heißt es dort in stümperhaftem Deutsch. Mit anderen Worten: Hier lebende Juden werden vom Täter oder von den Tätern für Israels Politik verantwortlich gemacht, in Kollektivhaftung genommen. Das Jüdische als verbindendes Stigma. Welch ein antisemitischer Irrsinn! Doch glaube keiner, es handele sich um den Wahn eines Einzelnen. Die Vorstellung, alle Juden dieser Welt steckten immer und gerade beim Nahostkonflikt unter einer schmutzigen Decke, ist weiter verbreitet, als es viele Gutmenschen wahrhaben wollen. Da können hier lebende Juden noch so oft darauf hinweisen, dass sie deutsche Staatsbürger sind – sie werden dennoch zu Israelis gemacht. Nicht nur von erklärten Antisemiten.

Bundestag

Zentralrat verteidigt Weimers Gedenkstättenkonzept

Der Ausschuss für Kultur und Medien hörte Experten zu der Frage an, ob über den Holocaust hinaus auch andere Verbrechen Teil der deutschen Erinnerungskultur sein sollen

 19.12.2025

Frankreich

Drei Jahre Haft für antisemitisches Kindermädchen

Ein französisches Gericht hat eine Algerierin zur einer Gefängnisstrafe verurteilt, weil sie einer jüdischen Familie Reinigungsmittel ins Essen, Trinken und die Kosmetika mischte

 19.12.2025

Berlin

Bericht über Missbrauch internationaler Hilfe durch Hamas im Bundestag vorgestellt

Olga Deutsch von der Organisation NGO Monitor sagt, während die Bundesregierung über Beiträge zum Wiederaufbau Gazas berate, sei es entscheidend, auf bestehende Risiken hinzuweisen

von Imanuel Marcus  19.12.2025

Meinung

Heute Juden, morgen Christen

»Judenhass führt konsequent zum Mord. Dafür darf es kein Alibi geben«, schreibt Rafael Seligmann

von Rafael Seligmann  19.12.2025

Faktencheck

Berichte über israelischen Pass Selenskyjs sind Fälschung

Ukrainische Behörden ermitteln wegen hochrangiger Korruption. Doch unter diesen Fakten mischen sich Fälschungen: So ist erfunden, dass bei einer Razzia ein israelischer Pass Selenskyjs gefunden wurde

 19.12.2025

Tel Aviv/Berlin

Israel unterzeichnet weiteren Vertrag mit Deutschland über Raketenabwehr

Es handelt sich um das größte Rüstungsgeschäft in der Geschichte des jüdischen Staates

 19.12.2025

Sydney/Canberra

Nach Terroranschlag von Bondi Beach: Australien plant nationalen Trauertag

Die Regierung kündigt zudem umfassende Maßnahmen an. Dazu gehört eine landesweite Rückkaufaktion für Schusswaffen

 19.12.2025

New York

Antisemitische Äußerungen: Mitglied von Mamdanis Team tritt zurück

Die Tiraden von Catherine Almonte Da Costa sorgen für Entsetzen

 19.12.2025

Belgien

IS droht mit Anschlägen auf Synagogen und Kirchen

Die Hintergründe

 18.12.2025