Der Zentralrat der Juden beklagt in seinem jährlichen Tätigkeitsbericht einen Mangel an Solidarität der deutschen Gesellschaft. An den Ergebnissen eines im vergangenen Jahr erhobenen Lagebilds der jüdischen Gemeinden sei zu sehen, »dass die Empathie und Solidarität mit Jüdinnen und Juden in Deutschland dramatisch abgenommen haben«, heißt es im von Zentralratspräsident Josef Schuster und Geschäftsführer Daniel Botmann verfassten Vorwort des am Dienstag veröffentlichten Berichts. »Das ist aus unserer Sicht der bitterste Befund«, erklären sie.
Die im November 2024 erfolgte Befragung jüdischer Gemeinden in Deutschland hatte unter anderem ergeben, dass fast die Hälfte der Gemeinden nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel und dem Krieg in Gaza von antisemitischen Vorfällen betroffen waren und das Unsicherheitsgefühl der Gemeinden zugenommen hat. Schuster und Botmann schreiben von einer »neuen Dimension des Antisemitismus in unserem Land«. Auch die Statistik des Bundeskriminalamts verzeichnete für 2024 einen erneuten deutlichen Anstieg judenfeindlicher Straftaten auf mehr als 6.000.
Im Vorwort des Tätigkeitsberichts schreiben die Spitzen des Zentralrats weiter, sie wollten gleichzeitig aus der Verengung auf das Thema Antisemitismus ausbrechen. »Wir leisten damit selbst den größten Dienst gegen eine Gewöhnung an diesen Ausnahmezustand«, erklären Schuster und Botmann. Der Bericht für das vergangene Jahr fasst die Aktivitäten des Dachverbands im religiösen, kulturellen und gesellschaftspolitischen Bereich auf 154 Seiten zusammen. epd