Debatte

EKD distanziert sich von Apartheid-Vorwurf gegen Israel

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Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat sich von der Verwendung des Begriffs »Apartheid« in einer Erklärung des Weltkirchenrats (ÖRK) zu Israel distanziert. Ein Austritt aus dem ÖRK, wie ihn der Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz, Pinchas Goldschmidt, am Wochenende gefordert hatte, stehe aber nicht zur Debatte, sagte eine Sprecherin am Montag auf Anfrage.

Die EKD engagiere sich seit Jahrzehnten im Ökumenischen Rat der Kirchen und werde »dies auch weiterhin tun, um gerade bei schwierigen Themen im kritischen und konstruktiven Dialog mit der weltweiten Gemeinschaft christlicher Kirchen zu sein«, fügte die Sprecherin hinzu: »Die EKD hat Kontakt zu Rabbiner Goldschmidt aufgenommen, um zu diesem wichtigen Thema im Gespräch zu bleiben.«

»Moralisches Versagen«

Goldschmidt hatte in der »Welt am Sonntag« der evangelischen Kirche moralisches Versagen vorgeworfen und die ÖRK-Erklärung zur Lage im Nahen Osten kritisiert, in der Israel unter anderem »Apartheid« vorgeworfen wird. Die EKD müsse aus dem ÖRK austreten. Die Gleichsetzung israelischer Politik mit Apartheid sei »nicht nur historisch falsch, sondern gefährlich«, schrieb Goldschmidt: »Denn sie gießt Öl ins Feuer des global anwachsenden Antisemitismus.«

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Der Zentralausschuss des ÖRK hatte bei seiner Tagung im Juni Israels Politik gegenüber den Palästinensern verurteilt und gefordert, »dass die Realität der Apartheid beim Namen genannt wird«. Weiter hieß es unter anderem: »Wir (...) verurteilen das System der Apartheid, das Israel dem palästinensischen Volk auferlegt und damit das Völkerrecht und das moralische Gewissen verletzt.«

EKD geht auf Distanz

Dem ÖRK mit Sitz in Genf gehören nach eigenen Angaben derzeit 356 Mitgliedskirchen in mehr als 120 Ländern weltweit an, die rund 580 Millionen Christen vertreten. Die römisch-katholische Kirche ist nicht Mitglied, arbeitet aber mit dem Weltkirchenrat seit Jahrzehnten zusammen. Vorsitzender des ÖRK-Zentralausschusses ist der frühere EKD-Ratsvorsitzende, Heinrich Bedford-Strohm.

Die EKD erklärte nun dazu, dass die Erklärung des ÖRK-Zentralausschusses den Beschluss der Vollversammlung des ÖRK vom September 2022 relativiere, demzufolge Israel nicht als Apartheidstaat bezeichnet werden solle: »Diese Relativierung kann die EKD nicht teilen. Die EKD hält an ihrer Positionierung von 2022 fest, dass der Begriff ›Apartheid‹ die komplexe Realität in Israel und den palästinensischen Gebieten nicht in geeigneter Weise beschreibt.«

Kritik an Israel legitim

Eine Übertragung dieses aus Südafrika stammenden Begriffs auf die Situation in Nahost greife zu kurz und trage nicht zu einer sachgerechten und verantwortlichen Debatte bei.

Kritik an konkreten politischen Entscheidungen und am militärischen Handeln Israels sei legitim, so die EKD weiter: »Sie muss jedoch eingebettet sein in ein Bewusstsein für die Komplexität der Lage und die besonderen historischen und sicherheitspolitischen Herausforderungen des Staates Israel.«

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