München

»Eine-Welt-Hass-Haus«

Umstritten: die Münchner Begegnungsstätte EineWeltHaus Foto: einewelthaus.de

EineWeltHaus heißt eine Begegnungsstätte in München. Hier treffen sich viele Organisationen, 92 feste Nutzergruppen gibt es, unter anderem attac, den Esperanto-Klub, die Rechtshilfe für Ausländer/innen. Der Kalender mit Abendterminen ist voll, und wenn man sich anschaut, was in diesem Juni noch stattfindet, sind das von 16 Veranstaltungen ganze sechs zum Thema Israel/Palästina. Eine zufällige Häufung, heißt es im EineWeltHaus, gegenwärtig gebe es die jährlichen »Palästina-Tage«, in Kooperation mit dem Kulturreferat der Stadt München, so Anna Regina Mackowiak, Vorstand des EineWeltHauses, zur Jüdischen Allgemeinen.

Andere Gruppen sehen das kritischer. Eine Initiative des Vereins AmEchad, der Grünen Jugend, der Linksjugend und anderer politischer Initiativen in München, wirft dem EineWeltHaus vor, immer mehr zur Bühne von Antizionismus und Antisemitismus zu werden. »Wiederholt wurde bei Veranstaltungen zum Boykott israelischer Produkte aufgerufen und Israel als ›Apartheidregime‹ denunziert«, sagt Michael Lang von AmEchad.

antizionisten Im EineWeltHaus würden die üblichen Thesen von linken Anti- oder Postzionisten, auch aus Israel, vertreten: von dem Soziologen Moshe Zuckermann oder dem Historiker Shlomo Sand etwa. Erst jüngst versammelte sich das Bündnis zu einer Kundgebung vor dem Haus, als der israelische Historiker Ilan Pappe eine »ethnische Säuberung Palästinas« behauptete. »Kein Land der Welt wird im EineWeltHaus so oft angegriffen wie Israel«, beklagte Jamila Schäfer von der Grünen Jugend.

Im EineWeltHaus erinnert man sich an die Demo als die »einer sehr kleinen Gruppe«. Auf einem Plakat habe gestanden »EineWeltHassHaus«. Wegen solcher Formulierungen habe sich der Vorstand entschlossen, dem keine große Bedeutung beizumessen. »Wenn wir aber das Gefühl haben, unser Gegenüber hat Interesse an einer Auseinandersetzung, dann sind wir dazu immer bereit«, sagt Mackowiak.

palästina-tage Ihr Haus wird überwiegend von der Stadt München finanziert, zum Beirat gehören auch die Stadtratsfraktionen, und für die CSU ist Marian Offman vertreten. »Gruppen im EineWeltHaus haben schon immer eine antiisraelische Politik betrieben«, sagt Offman, der auch zum Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde gehört. Dass der Antisemitismusvorwurf von der Grünen Jugend kam, hat ihn gefreut: »Ich habe mich bei ihnen sofort bedankt.« Offman ist auch schon selbst bei Veranstaltungen der »Palästina-Tage« gewesen. »So viel Hass habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht erlebt«, sagt er.

Im EineWeltHaus ist Offman trotz seiner harschen Kritik gern gesehen. »Er ist sehr engagiert und hat etwa vor Jahren einmal angeregt, dass es einen Israeltag geben solle, der dann auch stattfand«, sagt Mackowiak. »Wenn das die Form der Auseinandersetzung ist, dann begrüßen wir das.« Man verstehe sich als pluralistisch.

Das Bündnis der Jugendorganisationen, allen voran AmEchad und Grüne Liga, will mehr. Es fordert vom EineWeltHaus, dass künftig keine Veranstaltungen mehr stattfinden, in denen Israel das Existenzrecht abgesprochen wird.

Urteil

Verbot des Berliner Palästina-Kongresses war rechtswidrig

Das Berliner Verwaltungsgericht hat das Verbot eines Palästina-Kongresses nachträglich für rechtswidrig erklärt

 26.11.2025

Hans-Jürgen Papier

»Es ist sehr viel Zeit verloren gegangen«

Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts zieht eine Bilanz seiner Arbeit an der Spitze der »Beratenden Kommission NS-Raubgut«, die jetzt abgewickelt und durch Schiedsgerichte ersetzt wird

von Michael Thaidigsmann  26.11.2025

Wehrpflicht

Freiheit gemeinsam verteidigen

Russlands Angriffskrieg unterstreicht die Notwendigkeit einer starken Bundeswehr. Wenn die Situation es erfordert, dann müssen auch wir Juden bereit sein, unseren Beitrag zu leisten

von Josef Schuster  26.11.2025

Verhandlung

Verbot israelfeindlicher Proteste: Berlin mit Klagen konfrontiert

Das Verwaltungsgericht prüft zwei unterschiedlich gelagerte Klagen von Veranstaltern einer Demonstration im Dezember 2023 und des sogenannten Palästina-Kongresses im April 2024

 26.11.2025

Potsdam

BSW vor Zerreißprobe: Dorst stellt Parteiverbleib infrage

Die jüngsten Ereignisse haben Implikationen für die Landesregierung. Bei nur zwei Stimmen Mehrheit im Landtag könnte jeder Bruch in der BSW-Fraktion ihr Ende bedeuten

 26.11.2025

USA

Staatsanwaltschaft rollt den Fall Etan Patz neu auf

Der jüdische Junge Etan Patz verschwindet am 25. Mai 1979 auf dem Weg zur Schule. Jahre später wird er für tot erklärt

 26.11.2025

Buenos Aires

Milei will 2026 Botschaft in Jerusalem eröffnen

Israels Außenminister Sa’ar erklärte in der argentinischen Hauptstadt, »im April oder Mai« werde die Eröffnung erfolgen

 26.11.2025

Montréal

Air Canada prüft Beschwerde über Palästina-Anstecker in der Form Israels

Der Passagier Israel Ellis beschwert sich über das israelfeindliche Symbol an der Jacke einer Stewardess. Sie habe ihn zudem angeschrien, als sie seine Davidstern-Kette gesehen habe

 26.11.2025

Berlin

Friedrich Merz besucht Israel

Als Kanzler ist es sein erster Aufenthalt im jüdischen Staat. Die Beziehungen hatten zuletzt unter Druck gestanden

 25.11.2025