Auszeichnung

Eine Licht bringende Kanzlerin

Über den Dächern von Berlin: Angela Merkel, ihr Preis und AJC-Geschäftsführer David Harris Foto: AJC

Anekdoten können durchaus mal hilfreich sein, um dem großen Ganzen, zum Beispiel einer Preisverleihung, ein wenig Bedeutungsschwere zu geben. David Harris, seines Zeichens Geschäftsführer des American Jewish Committee (AJC) und rhetorisch mit allen Wassern gewaschen, weiß um dieses Mittel. Also erzählt er am Donnerstagnachmittag in der Skylobby des Kanzleramtes stehend eine kleine Geschichte, die fast fünf Jahre zurückliegt.

2006 feierte der AJC sein hundertjähriges Bestehen mit einem Festbankett. Prominente Gäste des Empfangs waren unter anderem der US-Präsident Bush, der Generalsekretär der Vereinten Nationen und die deutsche Bundeskanzlerin. Mehr Glanz geht kaum, möchte man meinen. Dennoch gab es kritische Fragen: Warum wurde der Republikaner George W. Bush eingeladen? Den haben wir Demokraten nicht gewählt! Und warum UN-Chef Kofi Annan? Dort sind doch alle gegen Israel! Dann macht Harris eine klitzekleine Pause. »Dass Angela Merkel uns die Ehre gab – daran nahm nicht ein Einziger Anstoß.« Die so Gelobte hört’s und schmunzelt.

freiheit Ein gutes Entree für eine Auszeichnung. Denn die Vertreter des AJC mit Harris an der Spitze sind nach Berlin gekommen, um der Kanzlerin für ihre Verdienste um die amerikanisch-deutsch-jüdisch-israelischen Beziehungen zu danken. Mit großen Worten und einem besonderen Preis. Angela Merkel sei »ein Licht unter den Völkern. Ihr Einsatz für Freiheit, Menschenwürde und Menschenrechte kennzeichnet ihre visionäre Politik.« Und dafür erhält sie über den Dächern von Berlin passenderweise den »Light Unto the Nations Award«, einen Preis, den der AJC nur Regierungs- und Staatschefs verleiht.

Keine Frage, diese Ehrung sei ihr eine Verpflichtung, sagt Merkel. Sie hoffe, das in sie gesetzte Vertrauen nicht zu enttäuschen. Schließlich gäbe es ja noch eine ganze Menge zu tun: Menschenrechte würden in vielen Ländern der Welt mit Füßen getreten, der Nahostfriedensprozess müsse wieder in Gang kommen, die Zwei-Staaten-Lösung auf den Weg gebracht werden. Routiniert freundlich-mahnende Worte von einer einflussreichen Frau, die sich nach Überzeugung des AJC »um die Belange des jüdischen Volkes und Israels verdient gemacht hat«. Widerspruch? Erwartungsgemäß keiner!

Regierung

Warum Friedrich Merz Angela Merkel erst zum 100. Geburtstag öffentlich gratulieren will

Alte Rivalität rostet nicht? Als der Bundeskanzler in Großbritannien auf das Verhältnis zu seiner Vorvorgängerin angesprochen wird, reagiert er schlagfertig

 17.07.2025

Syrien

Hunderte Drusen fliehen nach Israel

Mitglieder der religiösen Minderheit wollen sich vor der Gewalt des Regimes und beduinischer Milizen retten. Gleichzeitig übertreten Drusen aus Israel die Grenze zu Syrien, um ihren Glaubensbrüdern zu helfen

 17.07.2025

Berlin

Ordner bedrängte Lahav Shapira bei Uni-Besetzung: Geldstrafe

Der 32-Jährige wurde der Nötigung schuldig gesprochen

 17.07.2025

Nahost

Nach massiven Übergriffen: Israels Drusenführer erhebt schwere Vorwürfe gegen Syriens neue Machthaber

Es sei ein Fehler gewesen, die Sanktionen gegen Interimspräsident Ahmed al-Sharaa aufzuheben, sagt Scheich Muwafaq Tarif. »Er hat sich nicht geändert«

 17.07.2025

Frankfurt am Main/Berlin

Schuster nennt Wadephuls Israel-Äußerung eine »Entgleisung«

Der Zentralratspräsident warnt zudem vor antisemitischer Verrohung

 17.07.2025

Berlin

Wo die Intifada globalisiert und gegen Zionisten gehetzt wird

Ein Augenzeugenbericht über einen merkwürdigen Abend an der Freien Universität, der mit einem Hausverbot endete

von Alon David  17.07.2025

Meinung

Es ist an der Zeit, endlich gegenzusteuern

Deutschland sollte lernen, seine Werte selbstbewusst zu vertreten. Plädoyer für eine andere Zuwanderungspolitik

von Jacques Abramowicz  17.07.2025

Zentralrat der Juden

Den Zeiten zum Trotz

Vor 75 Jahren gegründet, hat der Zentralrat das jüdische Leben in Deutschland nach der Schoa wieder möglich gemacht und geprägt. Worauf es nun in Zukunft ankommt

von Michael Brenner  17.07.2025

Jubiläum

»Stabiles, gesundes jüdisches Leben«

Mahner gegen Antisemitismus: Vor allem dafür ist der Zentralrat der Juden einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Zu seinen Aufgaben gehört noch mehr. Vor 75 Jahren wurde er gegründet

von Leticia Witte  17.07.2025