Interview

»Eine kriminelle Bande«

Greg Schneider, Geschäftsführer der Jewish Claims Conference Foto: Marco Limberg

Herr Schneider, 16 Jahre lang haben sich Angestellte der Jewish Claims Conference gemeinsam mit Komplizen Millionenbeträge erschlichen, ohne dass es jemand bemerkte. Wie konnte es zu diesem Riesenbetrug kommen?
Laut FBI waren 17 Personen daran beteiligt. Sechs davon waren bei uns angestellt, die anderen kamen von außen. Sie hatten sich zu einer Bande zusammengeschlossen. Einige rekrutierten Leute, die vorgaben, Schoa-Überlebende zu sein, und andere fälschten Dokumente. Die Gruppe im Inneren unserer Orga- nisation half dabei, die gefälschten Dokumente anzuerkennen und informierte die anderen darüber, wie wir die Entschädigungsanträge bearbeiten. So konnte die Bande sie zielgenau an unsere Praxis anpassen.

Hatten Sie keine Kontrollmechanismen?
Doch. Zum Beispiel läuft bei uns jeder Entschädigungsantrag über die Schreibtische dreier Angestellter, von denen zwei in verschiedenen Büros sitzen müssen. Jeder Fall kommt zuerst an einen Sachbearbeiter, dann prüft ein Abteilungsleiter das Ganze. Und zum Schluss wird der Antrag von einem Dritten begutachtet und schließlich bewilligt oder abgelehnt. Bei den Betrugsfällen war es so, dass Sachbearbeiter und Abteilungsleiter zur kriminellen Bande gehörten.

Können Sie ausschließen, dass Ähnliches auch in Deutschland passiert ist?
Jetzt, da wir die Muster kennen, nach denen die Betrüger in New York vorgegangen sind, und wissen, wie man sie identifiziert, haben wir unser Frankfurter Büro nach den gleichen Mechanismen überprüft und keine Unregelmäßigkeiten feststellen können.

Man hört aber, dass möglicherweise noch weitere Betrügereien entdeckt werden. Ist das erst die Spitze des Eisbergs?
Nein. Wir gehen detailliert alle infrage kommenden Fälle durch, um sicher zu sein, dass wir auch tatsächlich jeden Betrug identifizieren. Ich kann zwar nicht vorhersagen, dass wir keine weiteren Fälle finden werden, aber wenn, sind es nicht viele, denn wir haben unsere Überprüfung fast abgeschlossen.

Es sind Stimmen laut geworden, die der Bundesregierung empfehlen, die Entschädigungen direkt an die Holocaust-Überlebenden auszuzahlen.
Zwischen 1951 und 1980 war dies tatsächlich der Fall. Aber dann wollte die Bundesregierung diese Praxis beenden und bat uns darum, den Schoa-Überlebenden die deutschen Entschädigungen auszuzahlen. Wenn die Regierung in Berlin es sich jetzt anders überlegen sollte, dann verstehen wir das.

Was tun Sie, damit es in Zukunft nicht zu ähnlichen kriminellen Handlungen kommt?
Als wir den Betrug entdeckten, haben wir die entsprechenden Mitarbeiter sofort entlassen. Inzwischen sind viele der internen Abläufe verändert und ein Beratungsunternehmen damit beauftragt worden, unser neues Verfahren der Antragsbearbeitung zu überprüfen und gegebenenfalls zu ergänzen.

Detschland

Zentralrat der Juden: »Bedrohliche Stimmung« gegen Israel-Verteidiger

An zwei aufeinanderfolgenden Tagen kommt es in deutschen Städten zu Angriffen gegen Personen, die sich solidarisch mit Israel zeigen. Der Spitzenvertreter der jüdischen Gemeinschaft ist besorgt

von Burkhard Jürgens  24.08.2025

Berlin

FDP-Politikerin Preisler erneut auf Demo angegriffen

»Propalästinensische« Demonstrantinnen hatten die Aktivistin und FDP-Politikerin später bis in die U Bahn verfolgt

 24.08.2025

Ankara

Emine Erdoğan schreibt Brief an Melania Trump

Die Frau des türkischen Präsidenten hat einen Brief an die First Lady der USA geschrieben, in dem sie auf das Schicksal der Kinder in Gaza aufmerksam macht. Ihr Mann fällt immer wieder mit perfiden Aussagen zu Israel und seiner Nähe zur Hamas auf

 24.08.2025

Israel

Rabbiner verhindert Anschlag auf Generalstaatsanwältin

Ein Mann hatte den früheren Oberrabbiner Jitzchak Josef um dessen religiöse Zustimmung zur »Tötung eines Aggressors« ersucht. Die Hintergründe

 24.08.2025

Hessen

»Pro-palästinensische« Demonstranten attackieren jüdische Aktivisten

Bei den Angegriffenen handelt es um Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Frankfurt

 23.08.2025

Vorwürfe

»Es gibt keine Hungersnot in Gaza. Es gibt keine Politik des Aushungerns«

Israel weist die Erklärung einer Hungersnot in Teilen des Gazastreifens zurück. Regierungschef Netanjahu bezeichnet gegenteilige Berichte als Lüge

von Eva Krafczyk  22.08.2025

Auschwitz-Prozess

Kein einziges menschliches Wort

Vor 60 Jahren fiel das Urteil gegen 20 NS-Verbrecher in Frankfurt. Sie zeigten keine Reue

von Christoph Arens, Mascha Malburg  22.08.2025

Meinung

Embargo gegen Israel: Merz´ gefährliche Botschaft

Die Bundesregierung hat ein Exportverbot für Waffen an Israel verhängt und sendet damit fatale Signale: An Israel, an die Hamas und deren Unterstützer - und an die Juden in Deutschland

von Remko Leemhuis  22.08.2025

Berlin

Weimer warnt vor wachsender Ausgrenzung jüdischer Künstler

Jüdische Künstlerinnen und Künstler in Deutschland haben zunehmend mit Anfeindungen und Ausgrenzungen zu kämpfen. Kulturstaatsminister Weimer und der israelische Botschafter wollen zusammen dagegen vorgehen

von Daniel Zander  22.08.2025