27. Januar

»Ein schlechter Witz«

Die Freitaler Altstadt Foto: picture alliance / Shotshop

Auch im sächsischen Freital soll am 27. Januar der Opfer des Nationalsozialismus gedacht werden - genau 79 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee. Der Tag des Gedenkens wird in der gesamten Bundesrepublik begangen.

Das Problem, das sich nun in Freital auftut: Hier wird die Rede zu diesem wichtigen Anlass jedes Jahr von einem Vertreter einer im Stadtrat sitzenden Partei gehalten. Diesmal ist die AfD an der Reihe, wie die Sächsische Zeitung berichtete.

Das Blatt schreibt, Bürgermeister Peter Pfitzenreiter, der der »Konservative Mitte« angehört, habe in einer Stadtratssitzung eine offizielle Einladung ausgesprochen - an eine Partei, die in drei Bundesländern, darunter Sachsen, vom Landesverfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestuft wird.

Protestwelle gegen Rechts

Innerhalb der AfD gibt es offensichtlich nicht nur im Freistaat Sachsen faschistoide Tendenzen. Nazi-Vokabular und eine entsprechende Mentalität gehören zumindest in Teilen der Bundespartei zum Tagesgeschäft. Führungspersönlichkeiten sind hier keine Ausnahme: Der AfD-Ehrenvorsitzende und damalige Bundessprecher Alexander Gauland erklärte 2017, die Deutschen hätten »das Recht, stolz zu sein auf die Leistungen deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen«.

Die jüngsten Enthüllungen des Recherchenetzwerkes Correctiv, wonach auch AfD-Mitglieder an einem Geheimtreffen in Potsdam teilnahmen, in dessen Rahmen eine großangelegte Deportation von Ausländern und Deutschen mit Migrationshintergrund aus der Bundesrepublik unter dem Stichwort »Remigration« diskutiert wurde, lösten eine Protestwelle gegen die Partei - und Rechtsextremismus generell - aus.

Ein Vertreter derselben Partei soll am 27. Januar um 10:00 Uhr auf dem Freiberger Platz des Friedens seine Rede zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus halten, der seit 28 Jahren ein offizieller Feiertag ist.

Gratis-Aufmerksamkeit

»Das ist doch ein schlechter Witz, dass jetzt ausgerechnet die AfD die Rede auf so einer Gedenkveranstaltung halten soll«, erklärte Stadträtin Lydia Engelmann (Bündnis 90/Die Grünen) laut Sächsischer Zeitung. Sie gab an, sie würde am liebsten gar nicht an der Gedenkveranstaltung teilnehmen.

Die Zeitung zitierte auch den CDU-Landtagskandidaten Christian Fischer: »Selbstverständlich werden wir an diesem Tag teilnehmen, denn es geht um die Opfer des Nationalsozialismus. Diese sollten im Mittelpunkt stehen.« Eine Diskussion um den Redner sei falsch, denn sie »spendiert nur der AfD Gratis-Aufmerksamkeit.« Diese Partei sei schließlich von den Freitaler Bürgern in den Stadtrat gewählt worden.

Im Jahr 2017 hatte der Ältestenrat in Freital festgelegt, dass sich die Fraktionen im Stadtrat bei der Rede zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus abwechseln. Die Stadt bestätigte der Sächsischen Zeitung, dass AfD-Vertreter schon Jahre zuvor in diesem Rahmen die Hauptrede gehalten hatten. im

Verteidigung

Bundeswehr nimmt Raketenwehrsystem Arrow 3 in Betrieb

Deutschland baut als Reaktion auf die Bedrohung durch Russland die Luftverteidigung aus und hat ein System in Israel beschafft. Es soll feindliche Flugkörper schon in größter Höhe zerstören können

von Carsten Hoffmann  03.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  03.12.2025 Aktualisiert

Medien

»Antisemitische Narrative«: Vereine üben scharfe Kritik an Preis für Sophie von der Tann

Die Tel-Aviv-Korrespondentin der ARD soll mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt werden

 03.12.2025

Prozess

Opfer des Attentats am Holocaust-Mahnmal hörte »Allahu akbar«-Ruf

Dem spanischen Touristen Iker M. wurde im Februar von einem 19-jährigen Syrer beim Besuch des Berliner Holocaust-Mahnmals mit einem Messer in die Kehle geschnitten. Vor Gericht berichtete er von Angstzuständen, die er seitdem hat

 03.12.2025

Nach Eklats

Präsidentin der TU Berlin abgewählt

Sie war einst im Beraterkreis des damaligen Kanzlers Olaf Scholz und sorgte immer wieder für Kontroversen. Nun ist Geraldine Rauch als TU-Präsidentin abgewählt. Ihre Nachfolgerin ist keine Unbekannte

 03.12.2025

Ehrung

»Ahmad Mansour kämpft nicht gegen Symptome, sondern gegen Ursachen«

Der Islamismusexperte Ahmad Mansour wurde mit dem Hanns-Martin-Schleyer-Preis ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Wir dokumentieren die Rede

von Josef Schuster  03.12.2025

Analyse

Der Kanzler in Israel: Antritt mit Spannung

Friedrich Merz besucht am Samstag Israel. Die Beziehungen beider Länder sind so strapaziert wie selten zuvor. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an die Reise des Bundeskanzlers

von Joshua Schultheis  03.12.2025

Berlin

Prozess um Attentat am Holocaust-Mahnmal fortgesetzt

Das überlebende Opfer, der 31-jährige spanische Tourist Iker M., wollte am Mittwoch persönlich vor dem Kammergericht aussagen

 03.12.2025

Verteidigung

Merz und Pistorius nicht bei Einführung von »Arrow 3«

Die Bundesregierung hatte immer wieder betont, wie wichtig das israelische Raketenabwehrsystem für Deutschlands Sicherheit sei

 03.12.2025