Ghetto-Renten

Ein paar Euro nach 70 Jahren

Schoa-Überlebende beim Gedenken anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau Foto: dpa

Seit dem 1. Juni können auch Menschen, die in Polen leben und unter dem NS-Regime in Ghettos gearbeitet haben, aus der damals geleisteten Arbeit Rente beziehen. Das im Dezember 2014 zwischen Polen und Deutschland geschlossene Abkommen »zum Export besonderer Leistungen für berechtigte Personen« ist endlich in Kraft getreten.

Auch aus diesem Grund hat die »Vereinigung der Jüdischen Kombattanten und Geschädigten des Zweiten Weltkriegs« dem in Warschau arbeitenden deutschen Historiker Stephan Lehnstaedt und dem Essener Sozialrichter Jan-Robert von Renesse, die sich jahrelang für die Auszahlung der Ghetto-Renten eingesetzt hatten, eine Ehrenmedaille verliehen. Die Ehrung erfolgte vergangene Woche in Warschau.

Mit der Rentenauszahlung an polnische Schoa-Überlebende schließt sich nun die wohl letzte Lücke. Rentenauszahlungen etwa für in Deutschland oder in Israel lebende frühere jüdische Ghetto-Arbeiter waren in den letzten Jahren möglich geworden – allerdings immer erst nach jahrzehntelangem Hinhalten und nur unter heftigem politischen Druck etwa des Zentralrats der Juden, der Claims Conference oder des Bun- desverbandes Information und Beratung für NS-Verfolgte.

klage Einen prinzipiellen Rentenanspruch hatte das Bundessozialgericht bezüglich einer Klage, die das Ghetto Lódz betraf, bereits 1997 erkannt. Doch schon das war überfällig, waren doch für die Arbeit, die in den NS-Ghettos geleistet wurde, Abgaben an die Rentenkasse bezahlt worden – auch wenn die Arbeit, wie es oft der Fall war, nur in Naturalien entlohnt wurde. Die Summen, die Ghetto-Rentner erwarten können, überschreiten selten 200 Euro im Monat, meist deutlich weniger.

Derzeit sind in Polen für die Ghetto-Rente noch etwa 200 Menschen berechtigt, vor 15 Jahren waren es noch 860. Im Deutschlandfunk sagte der Schoa-Überlebende Marian Kalwary: »Ich weiß, die Deutschen haben überhaupt keine Lust, diese Renten zu zahlen. Aber ich muss sie dafür loben, dass sie sich vorbereitet und die entsprechenden Formulare ins Internet gestellt haben, auf Polnisch.« Kalwary ist einer der wenigen der hochbetagten Menschen, die sich mit Computer und Internet auskennen. Er hilft nun anderen Schoa-Überlebenden bei der Antragsprozedur.

Senat

Mehrere Berliner Abgeordnete verlassen Linkspartei

Wegen eines Antisemitismus-Streits kehren einige Politiker der Linkspartei den Rücken - auch der ehemalige Senator Klaus Lederer

 23.10.2024

Straßburg

Alle Klarheiten beseitigt

Der Streit über EU-Gelder für die Palästinenser und die UNRWA entzweit das Europäische Parlament

von Michael Thaidigsmann  23.10.2024

USA/Israel

FBI übernimmt Ermittlungen nach Geheimdienstleck

Dokumente über Israels Vorbereitungen für einen Angriff gegen den Iran gelangten an die Öffentlichkeit. Wer steckt dahinter?

 23.10.2024

Washington D.C.

Trump wollte »Militärs wie Hitlers Generäle«

Sein ehemaliger Stabschef John Kelly erinnert sich an höchst problematische Aussagen

 23.10.2024

Herta Müller

»Das Wort ›Märtyrer‹ verachtet das Leben schlechthin«

Die Literaturnobelpreisträgerin wurde mit dem Arik-Brauer-Publizistikpreis ausgezeichnet. Wir dokumentieren ihre Dankesrede

von Herta Müller  23.10.2024

Dokumentation

»Eine Welt ohne Herta Müllers kompromisslose Literatur ist unvorstellbar«

Herta Müller ist mit dem Arik-Brauer-Publizistikpreis ausgezeichnet worden. Lesen Sie hier die Laudatio von Josef Joffe

von Josef Joffe  23.10.2024

Antisemitismus

Auch in Halle Stolpersteine gestohlen

In Halle wurden ebenfalls Stolpersteine aus dem Boden gebrochen

 22.10.2024

USA

Israelfeindliche Gruppen an Unis werden immer radikaler

Auch an der Columbia University ist die Situation alarmierend

von Imanuel Marcus  22.10.2024

Umfrage

Grüne am ehesten für Waffenexporte nach Israel

Die Mehrheit der Deutschen lehnt Waffenlieferungen an den jüdischen Staat jedoch ab

 22.10.2024